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Würzburg
Ekel-Klos, undichte Fenster, fehlende Fluchtwege: Gibt es jetzt mehr Geld für Würzburgs Schulen?
Wie die Pestalozzischule sind viele Schulen in Würzburg in schlechtem Zustand. Im kommenden Jahr sollen deswegen 21,5 Millionen Euro ausgegeben werden. Kann das reichen?
Simone Hofmann, Schulleiterin der Pestalozzi-Mittelschule im Grombühl, zeigt das Schulklo. Die alten Toiletten sind nur eines von vielen baulichen Problemen der Schule.
Foto: Daniel Peter | Simone Hofmann, Schulleiterin der Pestalozzi-Mittelschule im Grombühl, zeigt das Schulklo. Die alten Toiletten sind nur eines von vielen baulichen Problemen der Schule.
Lara Meißner
 |  aktualisiert: 29.11.2024 02:37 Uhr

Die unansehnlichen Ecken sind gut kaschiert: an den angelaufene, undichten Fenstern hängen bunte Basteleien, große, bemalte Leinwände schmücken die Schultoiletten, die mit dem gerissenen Terrazzoboden und den verrosteten Aufputz-Rohren wie auf der Zeit gefallen wirken. "Wir tun, was wir können. Charme hat das Gebäude ja", meint die Schulleiterin der Pestalozzi-Mittelschule Simone Hofmann. Gemeinsam mit ihrem Kollegen und Konrektor Joachim Dutz führt sie an diesem Morgen durchs Schulhaus. In ein paar Tagen wird der städtische Haushalt verhandelt, auch die Pestalozzischule steht auf der Liste. 

21,5 Millionen Euro für die Würzburger Schulen sind im städtischen Haushaltsentwurf für 2025 vorgesehen. Geld, das dringender denn je gebraucht wird, da ist man sich wohl in der Verwaltung wie in den Fraktionen einig. Bloß: Reicht das?

Über fast alle Böden und Decken im Schulgebäude ziehen sich lange, tiefe Risse, wie hier in einer Toilette.
Foto: Daniel Peter | Über fast alle Böden und Decken im Schulgebäude ziehen sich lange, tiefe Risse, wie hier in einer Toilette.

Die Pestalozzi-Mittelschule in Grombühl ist, laut Schulbürgermeisterin Judith Roth, eine der Schulen, mit dem derzeit größten Sanierungsstau. Auf den ersten Blick mag das nicht so scheinen: Der Bau, der um die Jahrhundertwende errichtet wurde, thront erhaben über den Straßenbahnschienen. Innen windet sich eine alte, geschwungene Treppe die Stockwerke nach oben, die Räume sind hoch, haben Altbaucharme.

Der Charme alleine reicht aber nicht: "Wir brauchen dringend einen zweiten Fluchtweg. Wenn es brennt, könnte es hier wirklich Probleme geben", meint Hofmann. "Die Toiletten, für die Schüler wie die Lehrer, sind nicht mehr zumutbar. Wir haben Klassenräume, da rieselt es aus Rissen in der Decke. In unserer Turnhalle kann man durch die Holzvertäfelung nach draußen schauen, so undicht ist die."

Morsche, einfach verglaste Fenster an Schule in Würzburg

"Eines der größten Probleme sind die Fenster", fügt Joachim Dutz hinzu und zeigt das Klassenzimmer einer achten Klasse. Die Holzfenster mit morschen Rahmen sind größtenteils einfach verglast, mit der bloßen Hand sind die Kälte und der Wind spürbar. "Wenn es regnet, drückt es das Wasser hier rein, dann haben wir große Pfützen auf dem Boden. Im Winter haben wir hier am Morgen 13, 14 Grad im Klassenzimmer. So kann man nicht unterrichten. Über die energetische Bilanz brauchen wir da gar nicht erst sprechen", meint Dutz.

Hier drückt es Wasser rein: Die Fenster der Pestalozzi-Schule sind in einem schlechten Zustand. 
Foto: Daniel Peter | Hier drückt es Wasser rein: Die Fenster der Pestalozzi-Schule sind in einem schlechten Zustand. 

Als er das Fenster schließen möchte, hängt es sich halb aus, gemeinsam müssen Schulleiter und Konrektor anpacken. Sobald Geld da ist, sollen die Fenster mit als erstes gerichtet werden, in der Woche vor den Haushaltsverhandlungen kam auch die nötige Zusage der Regierung von Unterfranken. 

In den kommenden Jahren: Investitionen in Millionenhöhe für die Pestalozischule in Würzburg

"Wir freuen uns, dass jetzt was passiert", sind sich Hofmann und Dutz einig. "Gleichzeitig wissen wir aber, dass es nicht nur an unserer Schule so aussieht. Dabei sollten Schulen Wohlfühlorte sein. Das schaffen wir zwar pädagogisch, aber nicht baulich. Wenn ich mich wohlfühle, gehe ich viel pfleglicher mit den Dingen um, fühle mich willkommen und wertgeschätzt." 

Für das kommende Haushaltsjahr 2025 können für die Pestalozzischule laut Schulbürgermeisterin Roth 200.000 Euro aus dem Jahr 2024 übertragen werden, im Plan des Kämmerers stehen außerdem für die Jahre 2026 bis 2028 mehrere Millionen.

Ob die reichen werden, um das Schulhaus, das gut 200 Schüler besuchen, auf einen guten Stand zu bringen? Und wo muss genauso dringend Geld fließen?

Was fordern die Würzburger Fraktionen beim Thema Schulsanierung?

Die Liste der im Haushalt geplanten Sanierungsmaßnahmen ist lang. Größere Brocken im kommenden Jahr sind etwa die zwei Millionen für die Erweiterung der Josef-Greising-Schule, 2,1 Millionen für die Aufstockung auf dem Dach der FOS/BOS oder die 2,5 Millionen, mit denen der Neubau der Grundschule am Hubland vorangetrieben werden soll.

Über all diese Einzelmaßnahmen wird in den Haushaltsberatungen diskutiert werden, aber auch die Verteilung der allgemeinen Schul-Töpfe wird wohl für Kontroversen sorgen: So fordern etwa die Grünen, den Topf für energetische Schul-Sanierungsmaßnahmen von einer auf zwei Millionen zu erhöhen, CSU und Freie Wähler wollen zwei zusätzliche Millionen für allgemeine Sanierungen.

Die Linke möchte den Pool für Sportplatzsanierung von einer auf zwei Millionen verdoppeln. Die SPD möchte in Sportplätze und PV-Anlagen auf Schuldächern investieren. Geld für die Gestaltung der Pausenhöfe wird von mehreren Fraktionen gefordert. Die ÖDP hingegen möchte die Erweiterung der FOS/BOS im Gesamtwert von sieben Millionen Euro ganz streichen und das Geld lieber in andere Schulen investieren.

 
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  • Wolfgang Richter
    Immer wenn irgendwo Geld fehlt, wird sofort die Ukraine Hilfe kritisiert.
    Als ob es nicht so viele andere Einsparungsmöglichkeiten gäbe. Oder man holt sich das Geld einfach dort, wo es zu viel ist und kaum besteuert wird.
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  • Ulrich Klüpfel
    Leider wird in Deutschland an den Kindern am meisten gespart während für vieles andere scheinbar Geld im Überfluss da ist. Heißt es nicht unsere Kinder sind unsere Zukunft?
    Dennoch wird gerade bei unserem Nachwuchs gespart wo es nur geht. Es sind ja nur Kinder.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    ...die Kinder müssen dann halt einfach alle in der neuen Arena auf die Toilette gehen...

    (Vorsicht - "leicht" sarkastisch)
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  • Manfred Englert
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  • Erich Spiegel
    Ausgaben für marode Schulen sind grundsätzlich besser als für Militärhilfe an die Ukraine. Ist glaube ich unstrittig, wenn man bisschen Verstand hat. Leider sind Ausgaben für Waffen notwendig. Im russischen Fernsehen diskutieren Scharfmacher schon Pläne für den Durchmarsch bis Lissabon. Wer würde die Wirrköpfe aufhalten, wenn es keine starke Nato gäbe?
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  • Roland Rösch
    Wenn der Krieg zu uns kommt brauchen die Kinder bestimmt keine neuen wc.s
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  • Carina Post
    Und immer wieder: #taxtherich

    Eine fundierte VERMÖGENSsteuer+ verantwortungsbewusste Vermögende= immense zusätzliche Gelder in den öffentlichen Kassen

    Auszug aus: https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/deutschland-vermoegen-verteilung-superreiche-100.html:
    Superreiche besitzen in Deutschland fast ein Viertel des gesamten Finanzvermögens. Laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) gibt es hierzulande 3.300 Superreiche. Das sind Menschen mit mehr als 100 Millionen Dollar Finanzvermögen.
    Sie besaßen im vergangenen Jahr 23 Prozent des gesamten Finanzvermögens - damit stieg der Anteil im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt. ---Auszug Ende---

    Im diesem Zusammenhang auch immer aktiv: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marlene_Engelhorn

    Wenn ein Normalverdiener mit 40%-45% auf sein Einkommen besteuert wird, Vermögende Personen jedoch mit unter 10% (meist sogar sehr deutlich darunter, mit 2%) dann ist das meiner Meinung nach unmoralisch und verwerflich
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  • Johannes Metzger
    Die Ukraine müssen wir unterstützen, sonst machen wir Putin Lust auf mehr. Die Folgewirkungen wären verheerend.

    Nichts destotrotz könnten wir bei der Rüstung sehr viel Geld sparen und trotzdem effizienter werden, wenn in der EU nicht jedes Land sein eigenes Gewehr, seinen eigenen Panzer, seine eigenen Flugzeuge, seine eigene Flotte (letztere ist besonders teuer) entwickeln und bauen würde.
    Deshalb brauchen wir eine EU die viel st#rker zusammenwachsen muß, als sie heute ist.
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  • Johannes Metzger
    Das stellt sich schon die Frage ob man Millionen in eine Multifunktionsarena steckt, oder Schulen, Krankenh#user ect. Saniert und Radwege etc. baut.
    Die CSU-Schulbürgermeister setzt sich vehement für die Multifunktionsarena (gegen die ich grunds#tzlich nichts habe) und ihre Schulen läßt sie verlodern?
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  • Helmut Vierneusel
    Nun, daß mit dem verlottern ist keine kurzfristige Erscheinung, der letzten Jahre, sondern diese wahr schon seit zig Jahren vorhanden.
    Es wurde eigentlich nur eine Instandhaltung betrieben.
    Zur Multifunktionsarena wäre zu sagen, daß eine solche schon lange möglich gewesen wäre, wären da nicht immer diese unendlichen Diskussionen die in den vergangenen Jahren zu nichts geführt haben, außer zu immenser Kostensteigerung.
    Wenn man sich die „GROßEN PROJEKTE/ z. Bsp. Ortsfindung für das Kickersstadion“, der letzten Jahre und die Art der Behandlung ( Debatten) im Stadtrat ansieht, sehe ich keinerlei Entwicklung in die Zukunft.
    Würzburg soll, so mein Empfinden, eine schnuckelige Provinzstadt mit einem Flair der vergangen Zeit bleiben.
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  • Norbert Tratz
    Zitat einer 64 jährigen Bekannten, die vor über 50 Jahren im Schönborn war: Wenn wir Mädels dringend mussten, sind wir übern Frauenandplatz zum Rösner gegangen, hat halt jedesmal ein Hörnchen gekostet aber Klo war tiptop.
    Und zu den fehlenden 2. Fluchtwegen im Brandfall. Hier stehen die Bauverantwortlichen im Rathaus im Enstfall mit einem Bein im Gefängnis auch wenn sie selbst dafür keine Haushaltsmittel bekommen haben. Das interessiert einen Richter/in überhaupt nicht.
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  • Reinhard Opel
    hier sollten Prioritäten gesetzt werden: zuerst Krankenhäuser, Kitas, Senioreneinrichtungen, Schulen. man zäumt aber das Pferd von hinten auf: in Würzburg sind 100de Millionen fürs Theater und die Festung wichtiger.
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  • Johannes Metzger
    Man könnte vielleicht auch doch mal über eine Erhöhung der Gewerbesteuer nachdenken. By the way: die zahlen nur die Betriebe denen es richtig gut geht. Würzburgs Gewerbesteuersatz hat noch (vgl. mit anderen Städten ähnlicher Größenordnung) noch viel Potential nach oben.
    Schließlich sind wir ein rohstoffarmes Land und Investition in Bildung hat, wie kaum wie eine andere eine außergewöhnlich hohe Rendite)
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  • Erich Spiegel
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (unbelegte Behauptungen). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Barbara Fersch
    Richtig übel, in welch schlechtem Zustand viele unserer Schulen sind. Ich würde gerne mal die Toiletten im Riemenschneider Gymnasium besichtigen, die waren vor etlichen Jahren in einem erbärmlich, alten Zustand, dass sich Schüler geekelt haben dort auf Toilette zu gehen......
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  • Sebastian Gündel
    Da kann ich Sie beruhigen: die sind seit einigen Jahren tiptop saniert!
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  • Christa Bullmann
    Und Miliarden sind da für Raketen an die Ukraine. Na ja gut Schulen sind Ländersache aber trotzdem dürfte der Bund hier mal was dazu geben.

    Deustchland wird zur Bananenrepublik, dasselbe mit Straßen, anstatt hier neu zu asphaltieren werden Schilder augestellt, z. B. Strassenschäden 60 kmh max. Ist halt billiger.

    MfG

    Johannes Bullmann MPA
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  • Peter Koch
    Herr Bullmann, glauben Sie, dass Putin Würzburgs Schulen sanieren würde wenn seine Armee einfach durchmarschieren könnte?
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