Es sind, wie Vorstandsvorsitzender Benjamin Hirsch berichtet, „Altlasten“, die bei Fußball-Regionalligist Würzburger Kickers derzeit ins Kontor schlagen und den finanziellen Neuanfang erschweren. Was darunter zu verstehen ist, zeigt ein Blick in die Bilanz der Saison 2020/21, also jener von der Corona-Pandemie beeinflussten Spielzeit, die die Kickers in der 2. Bundesliga und somit an den begehrten Fleischtöpfen der Fernsehvermarktung verbrachten. Die Kickers AG muss diese Zahlen im Bundesanzeiger veröffentlichen. Die Bilanz der Vorsaison in der 3. Liga wird erst im kommenden Jahr öffentlich.
Der unverhoffte Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga brachte den Würzburger Kickers einen gerade in der Corona-Situation äußerst willkommenen Geldregen. Auf Zuschauer-Einnahmen mussten die Klubs während der Hochzeit der Pandemie ohnehin komplett verzichten. Umso wichtiger das TV-Geld. 7,5 Millionen Euro erhielten die Kickers. In der 3. Liga hätte es rund eine Million gegeben. Die in der Bilanz ausgewiesenen Umsatzerlöse stiegen auf 17,2 Millionen Euro. Mehr als das doppelte im Vergleich zur Vorsaison in der 3. Liga (6,9 Millionen Euro). Auch die damaligen Hauptsponsoren stockten ihr Budget auf.
Dass am Ende, anders als beim Zweitliga-Ausflug 2016/17, keine schwarzen Zahlen geschrieben wurden, lag daran, dass die Ausgaben unverhältnismäßig gestiegen sind. Vor allem die Personalkosten legten gewaltig zu. 10,7 Millionen Euro gaben die Kickers in der Spielzeit 20/21 für Personal aus. In der 3. Liga waren es in der Saison zuvor 6,4 Millionen gewesen. Doch die Spielergehälter für den damaligen Mammut-Kader – insgesamt kamen 37 Akteure zum Einsatz – waren nicht der einzige Kostentreiber. Die im Punkt „operative Aufwendungen“ zusammengefassten Ausgaben stiegen von 3,7 Millionen auf 6,3 Millionen Euro. Darunter fallen unter anderem Ausgaben für Nahrungsergänzungsmittel oder Reisekosten wie die für den Flug mit einer Chartermaschine zum Auswärtsspiel in Kiel.
Unterm Strich steht, unter Berücksichtigung sämtlicher Einnahmen und Ausgaben, ein Jahresfehlbetrag von 364.000 Euro. Ein Polster konnten sich die Kickers in der 2. Bundesliga also nicht zulegen und in der vergangenen Drittliga-Saison war die Lage mit deutlich geringeren TV-Einnahmen trotz eines reduzierten Kaders sehr schwierig. In den Anmerkungen zur Bilanz der Saison 20/21 wird für das Spieljahr 21/22 mit einem Verlust von 1,5 Millionen Euro gerechnet.
Insgesamt 6,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten stehen in der Bilanz, davon 3,8 Millionen Euro bei der Flyeralarm-Firmengruppe. Der Investor hatte über Jahre immer wieder Bianzlöcher gestopft.