
Ob die Wiederverwertung von Papier nicht nur ein Zeichen von Nachhaltigkeit sein sollte? Die ersten 200 Zuschauerinnen und Zuschauer, die am Samstagabend in der tectake Arena das Handball-Drittliga-Spiel der Wölfe Würzburg gegen die U 23 des HC Erlangen sehen wollten, bekamen am Eingang zwei Freikarten für das Duell gegen den Spitzenreiter HSG Konstanz am 2. März geschenkt. Auf den grünen Tickets prangte links unten im Eck das Logo der 2. Handball-Bundesliga.
Dorthin wollen die Wölfe nach ihrem Abstieg im Sommer 2023 zurück – am liebsten direkt. Um am Ende der regulären Saison die Aufstiegsrunde zu erreichen, müssen sie mindestens Zweiter werden.
Im Frankenderby haben sie den nächsten Schritt in diese Richtung gemacht. Sie besiegten die HCE-Bundesliga-Reserve mit 35:29 (17:14). Damit bleiben die Würzburger auch im zehnten Heimspiel dieser Saison ungeschlagen und beenden ihre Februar-Heim-Trilogie mit sechs aus sechs Punkten – und erneut vor gut 1000 Menschen auf den Tribünen.
Der Erfolg gegen die mit nur neun Feldspielern angereisten Erlanger war letztlich ungefährdet, gegen Ende aber ein Gewürge."Zu Beginn beider Halbzeiten war das eine reife Leistung von uns", sagte Wölfe-Trainer Johannes Heufelder, der auch das Tempospiel seines Teams gegen seinen Ex-Klub lobte. "In der zweiten Halbzeit hatten wir dann einen Bruch im Stellungsangriff. Die letzte Viertelstunde hat mir gar nicht gefallen."
5:0-Lauf der Wölfe nach Abwehrumstellung
Zu Beginn machte sich im rechten Rückraum diesmal der Ausfall von Toptorjäger und -assistgeber Steffen Kaufmann (Kreuzbandriss) bemerkbar. Im Abwehrzentrum fehlte der erkrankte Alexander Merk.
Die Führungen wechselten bis zum 9:9 (17. Minute). Kurz zuvor hatte Heufelder die erste Auszeit genommen und die Defensive auf 3:2:1 umgestellt. Das wirkte prompt: Während die Gastgeber Bälle eroberten und einen 5:0-Lauf zum 13:9 (22.) hinlegten, gelang den Gästen fast zehn Minuten kein Treffer mehr. Durch eigene Ballverluste im Angriff verteilten die Wölfe dann aber auch weitere Geschenke. Auffälligster Mann bis zur Pause war Linksaußen Tim Bauder mit acht Toren.
Konterspiel nach der Halbzeit
Nach Seitenwechsel beim Stand von 17:14 bauten die Würzburger ihre Führung aus. Dabei spielte ihnen in die Karten, dass sich beim HCE Sebastian Walz verletzte und Lucca Bialowas nach seiner dritten Zeitstrafe verabschiedete (39.). Da waren es nur noch sieben Erlanger Feldspieler.

Die wehrten sich zwar nach Kräften, wurden aber mehr und mehr ausgekontert. "Ich hätte zwischendurch mal etwas Luft gebrauchen können", sagte Felix Karle später lachend. Der Rechtsaußen steuerte mehrere seiner sieben Tore per Tempogegenstoß bei und spielte wegen des Fehlens von Jona Reidegeld (Außenbandriss) durch. Unter anderem gelangen den Wölfen – die Gäste hatten ihren Schlussmann in Unterzahl herausgenommen – auch drei Empty-Net-Goals von der Mittellinie durch schnellen Anwurf. Mit Beginn der Crunchtime lagen die Wölfe mit neun Treffern vorn.
Leichtfertige Aktionen im Angriff
Sie hätten ihren höchsten Saisonsieg aus der Vorwoche gegen Pforzheim/Eutingen (37:22) theoretisch noch toppen können. Praktisch aber hatte Heufelder dann innerhalb von vier Minuten noch zweimal Klärungsbedarf. Das lag an leichtfertigen Aktionen seiner Jungs im Angriff, die offenbar im Gefühl des sicheren Erfolgs eine 1:5-Serie kassierten. Näher als auf fünf Tore kamen die dezimierten Erlanger allerdings nicht mehr heran.
Kommenden Samstag reisen die Würzburger zum nächsten Drittliga-Topteam – das sie in der Tabelle allerdings schon überholt haben. Beim TuS Fürstenfeldbruck geht es um weitere Big Points im Kampf um die Aufstiegsspiele. Ein Sieg dort wäre ein weiteres Zeichen, wohin die Wölfe zurückwollen.
Handball, 3. Liga Süd, Männer
Wölfe Würzburg – HC Erlangen II 35:29 (17:14)
Würzburg: Ebert, Siegl – Krenz 1, Schömig 3/1, Karle 7, Mauch 4, P. Schmidt 4, Bauder 8/2, F. Schmidt 2, Reitemann 1, Moussa 1, Franke 3, Beck 1.
Erlangen: Haßferter, Marterstock – Taft 4, Weber 1, Krancz 6, Walz, Engelhardt 1, Längst, von Gruchalla 8, L. Bialowas 3, Kokott 3.
Spielfilm: 4:4 (7.), 8:8 (13.), 13:9 (22.), 14:12 (25.), 17:14 (HZ), 22:16 (36.), 30:22 (48.), 33:24 (52.), 32:27 (54.), 35:29 (Endstand).
Siebenmeter: 4/3 : 2/1.
Zeitstrafen: 4:5.
Rot: L. Bialowas (39., Erlangen, dritte Zeitstrafe).
Schiedsrichter: Bernhardt/Peiser (Ludwigshafen/Waldfischbach-Burgalben).
Zuschauende: 1007.