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Fußball: Aufstiegsspiele zur 3. Liga
Die Würzburger Kickers vor dem Rückspiel in Hannover: eine Partie, drei Geschichten
Am Sonntagmittag fällt die Entscheidung, ob die Würzburger Kickers die Rückkehr in die 3. Liga schaffen. Vor dem Gastspiel in Hannover herrscht Optimismus.
1:0 zur Halbzeit: die Würzburger Kickers gehen mit einer knappen Führung ins Rückspiel gegen die zweite Mannschaft von Hannover 96 II.
Foto: Frank Scheuring | 1:0 zur Halbzeit: die Würzburger Kickers gehen mit einer knappen Führung ins Rückspiel gegen die zweite Mannschaft von Hannover 96 II.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 05.06.2024 02:43 Uhr

Nur noch 90 Minuten plus bestenfalls nur Nachspielzeit oder möglicherweise auch Verlängerung und Elfmeterschießen trennen die Würzburger Kickers vom großen Ziel. Sollte das Team von Trainer Marco Wildersinn am Sonntag (Anstoß: 13.30 Uhr) im entscheidenden Rückspiel um den Aufstieg in die 3. Liga in der einstigen Hannoveraner WM-Arena nicht verlieren, wäre der Aufstieg geschafft. Der 1:0-Sieg aus dem Hinspiel am Mittwoch sorgt für ein kleines Polster auf dem sich die Kickers aber gewiss nicht ausruhen können.

"Ich sehe noch Potenzial, wo wir uns verbessern können, noch Dinge, die wir nutzen können", sagte Kickers-Trainer Marco Wildersinn am Rande der Übungseinheit am Freitag: "Ich gehe davon aus, dass wir am Sonntag ein besseres Spiel machen und es am Ende für uns entscheiden." An diesem Samstag wird sich die Mannschaft nach dem Abschlusstraining und dem Mittagessen auf den Weg in Richtung Niedersachsen machen auf die letzte Dienstreise der Saison zu einem Spiel, das in die Kickers-Historie eingehen soll und um das sich bereits jetzt einige Geschichten ranken:

Saliou Sanés Heimkehr

Allein gegen Alle: Saliou Sané kommt hier gegen die Hannoveraner (von links) Adem Podimaj, Hayate Matsuda, Tim Walbrecht, Julian Börner, Brooklyn Ezeh und Leo Weinkauf zum Abschluss.
Foto: Frank Scheuring | Allein gegen Alle: Saliou Sané kommt hier gegen die Hannoveraner (von links) Adem Podimaj, Hayate Matsuda, Tim Walbrecht, Julian Börner, Brooklyn Ezeh und Leo Weinkauf zum Abschluss.

Im Hinspiel zeigte Saliou Sané als Mittelstürmer eine, wie nicht nur Trainer Wildersinn fand, "herausragende" Leistung. Immer wieder gewann er Kopfballduelle gegen die großgewachsenen 96-Innenverteidiger, legte Bälle auf, schuf Räume für Mitspieler, kam auch gegen eine Überzahl von Gegenspielern zum Torabschluss. Und auch den Freistoß, den Ivan Franjic formvollendet zum 1:0 nutzte, hatte Sané herausgeholt. Zur Belohnung gab es beim Training am Freitag reichlich Lob von den anwesenden Kiebitzen. Dabei steht Sané gegen die Hannoveraner sowieso schon besonders im Fokus. Schließlich ist der 31-Jährige in Hannover geboren und spielte in der Jugend selbst für die 96er.

Sein Trainer in der U17 hieß Daniel Stendel, der jetzt mit der U23 die Kickers bezwingen will. Seine erste Saison als Trainer überhaupt sei das damals vor 16 Jahren gewesen, erinnert sich der Coach. Allzu melancholisch ist Sané aufgrund der Rückkehr aber nicht. "Ich kenne dort ja sonst kaum noch jemanden", sagt er. Der Vorteil: Seine Familie hat keine weite Anreise zum Spiel. Neben seinen Eltern wird auch Sanés Schwester ihren Bruder im Stadion anfeuern. Auf die Frage, ob er denn angesichts der Drucksituation am Sonntag keine Angst habe, sagt Sané: "Fußball macht Spaß. Das ist am Ende ein Spiel, das man gewinnen will. Da braucht man keine Angst vor irgendetwas haben."

Der fehlende Goalgetter

In Hannover ist das Fehlen von Lars Gindorf nach dem Hinspiel das bestimmende Thema. Der Torjäger, der für das Regionalliga-Team der 96er bei 22 Einsätzen 21 Tore erzielt hat, gehört inzwischen fest zum Zweitliga-Kader und soll sich deshalb bis zum Trainingsstart schonen. So haben es Cheftrainer Stefan Leitl und Sportdirektor Marcus Mann entschieden und kassieren dafür auch mächtig Kritik. Die "Neue Presse" schreibt in einem Kommentar von "einer tragischen Geschichte, an deren Sinnhaftigkeit man ernsthaft zweifeln kann".

Trainer Stendel wollte sich in Würzburg zum Verzicht auf Gindorf nicht äußern. "Das kann ich nicht zu 100 Prozent beantworten", sagte er zu den Gründen für die Entscheidung. Zeit hätte Gindorf gehabt. Am Mittwoch saß der 22-Jährige, der einst für den FC Memmingen gekickt hatte und, wie zu hören ist, vor seinem Wechsel nach Hannover auch das Interesse der Kickers auf sich gezogen hatte, am Dallenberg auf der Tribüne. Auch für das Rückspiel in Hannover hat er sein Kommen angekündigt.

Die große Kulisse

Nicht einmal alle zum Hinspiel nach Würzburg mitgereisten Hannoveraner Fans scheinen sich den Aufstieg ihrer U23 zu wünschen: 'Gegen Zweitvertretungen in Liga drei' steht auf dem Banner, das sie hier am Dallenberg präsentieren. Trotzdem erhoffen sich die Niedersachsen Rückenwind von über 20.000 Zuschauern.
Foto: Frank Scheuring | Nicht einmal alle zum Hinspiel nach Würzburg mitgereisten Hannoveraner Fans scheinen sich den Aufstieg ihrer U23 zu wünschen: "Gegen Zweitvertretungen in Liga drei" steht auf dem Banner, das sie hier am Dallenberg ...

Mehr als 20.000 Tickets für das Rückspiel in der Hannoveraner WM-Arena sind schon weg. Es dürfte also eine für beide Teams ziemlich ungewohnte Kulisse werden. Auch die Hausherren sind Spiele im großen Stadion nicht gewohnt. In die eigene Heimspielstätte des Amateurteams passen gerade einmal 2500 Besucher. Trotzdem sehen die Niedersachsen die Fan-Unterstützung als großen Vorteil. "Mit der Wucht auf den Rängen haben wir noch sehr gute Chancen, wir hoffen natürlich auf ein möglichst volles Stadion", sagte zum Beispiel Trainer Stendel: "Ich setze auf die Unterstützung von den Rängen. Da ist dann noch einmal mehr möglich. Da kommt der letzte Kick, der den letzten Meter bringt, der darüber entscheidet, ob es eine Torchance gibt oder nicht."

Wildersinn nimmt das Ganze recht gelassen auf: "Hannover stützt sich extrem auf die eigenen Fans. Sollen sie gerne machen. Die Fans werden sie vielleicht auch brauchen, wenn sie überhaupt eine Chance haben wollen, das Spiel umzubiegen. Wir wollen versuchen, uns davon möglichst wenig beeinflussen zu lassen", sagte er: "Ich habe den Jungs gesagt, dass es eigentlich egal ist, ob 10.000 oder 20.000 Zuschauer da sind. Laut ist es so oder so."

Hannover 96 II - Würzburger Kickers (Sonntag, 13.30 Uhr)

Mit fast vollständigem Kader machen sich die Würzburger Kickers auf die Reise nach Niedersachsen. Auch Marius Wegmann ist wieder dabei. Ein Startelf-Kandidat ist der Innenverteidiger, der nach überstandenen Rückenproblemen im Hinspiel kurz vor Schluss eingewechselt wurde aber wohl noch nicht. Tim Kraus plagen muskuläre Probleme. "Aber die werden wir in den Griff bekommen", ist Trainer Marco Wildersinn sicher.
Für Winter-Neuzugang Lukas Gottwalt käme ein Einsatz noch zu früh. Der Innenverteidiger absolvierte am Freitag ein individuelles Aufbauprogramm auf dem Trainingsplatz. Ob der 26-Jährige, der schon für den 1. FC Kaiserslautern in der 3. Liga spielte, auch in der kommenden Saison am Dallenberg spielen wird, ist offen. Interesse an einer Weiterverpflichtung besteht jedenfalls auch auf Seiten der Kickers.
Selbstbewusst gibt sich Trainer Wildersinn vor dem wohl wichtigsten Spiel seiner bisherigen Trainerkarriere "Ich weiß, wir wollen es. Ich weiß, wir können es", sagt er. Am Ende komme es darauf an konzentriert zu verteidigen und in Nuancen Dinge noch ein bisschen besser zu machen als im Hinspiel. "Etwas mehr Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte", nennt er da zum Beispiel.
Im Free-TV ist das Rückspiel wie bereits das Hinspiel am Dallenberg nicht live zu sehen. Der Bezahlsender Magentasport überträgt auch die Partie in Hannover. Wer im Stadion dabei sein will, muss beachten, dass es vor Ort keine Tageskasse gibt und die Tickets über die Internetseite von Hannover 96 (www.hannover96.de) im Vorfeld gekauft werden müssen.
Quelle: frak
 
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