Die Würzburger Kickers gehen mit einem knappen 1:0-Vorsprung in die Halbzeit zwischen den beiden Aufstiegsspielen zur 3. Liga. "Es kann alles passieren", resümierte Trainer Marco Wildersinn nach einer Partie mit Blick auf das Rückspiel am Sonntag (13.30 Uhr) vor gewiss großer Kulisse in Hannover. Über 18.000 Tickets sind für diese Partie bereits verkauft. Die umkämpfte Partie auf Augenhöhe am Mittwochabend lieferte schon einmal einen Vorgeschmack darauf, was die Kickers da in den entscheidenden 90 und möglicherweise auch 120 Minuten der Saison erwarten wird.
Wer gedacht hatte, dass dieser Vergleich der Regionalliga-Meister aus Bayern und dem Norden in irgendeiner Richtung eine eindeutige Sache werden könnte, der dürfte sich nach der Partie am Dallenberg getäuscht sehen. Die mit fünf Akteuren aus dem Zweitliga-Kader aufgepimpte U-23-Mannschaft der Niedersachsen präsentierte sich als unheimlich unangenehmer Gegner, der, wie auch Wildersinn feststellte, "durch die hinzugekommenen Spieler noch stärker als in der Liga geworden ist".
Trotzdem können die Kickers mit breiter Brust in das Rückspiel gehen. Schließlich ist den Würzburgern das gelungen, was in der abgelaufenen Regionalliga-Saison im Norden nur ein Team geschafft hatte: die Hannoveraner 90-Tore-Maschine unter Kontrolle zu bringen und kein Gegentor zuzulassen.
Auch, weil die Kickers in Person von Ivan Franjic noch einen ganz besonderen Kunstschützen in ihren Reihen haben. Der Mittelfeldspieler sorgte nämlich an diesem stimmungsvollen Abend für den Treffer des Tages und brachte damit den Dallenberg so richtig zum Beben.
Es war sowieso eine prickelnde Atmosphäre in dieser alten Arena. Die Kickers, Mannschaft wie Fans, scheinen diese Aufstiegsspiele tatsächlich als einmalige Chance zu begreifen. Die Rückkehr auf die nationale Fußballbühne soll unbedingt gelingen.
Die Anhänger verdeutlichten diesen Wunsch schon vor Anpfiff mit einer mächtigen Choreografie, die sich über die ganze Haupttribüne erstreckte. Und auf dem Feld schien dann auch der Wille, mit dem sich die Rothosen in jeden einzelnen Zweikampf warfen, jenen kleinen Unterschied auszumachen, der sich am Ende im knappen Sieg widerspiegelte. Symbolisch dafür standen die Jubelgesten, mit denen der in dieser Rückrunde zum Abwehrspieler umgeschulte Tim Kraus in der zweiten Halbzeit gewonnene Zweikämpfe feierte.
Auf der anderen Seite des Feldes war es Angreifer Saliou Sané, der mit enorm viel Einsatz immer wieder Lücken riss. "Unfassbar", fand Wildersinn die Leistung seines Stürmers, der einst selbst in der Jugend von Hannover 96 unter dem heutigen U-23-Trainer Daniel Stendel gespielt hatte. "Das war ganz wichtig, um dem ganzen Team das Selbstvertrauen zu geben, dass wir uns da behaupten können. Er geht vorneweg, haut sich rein, schafft Räume für andere und hat auch selbst immer wieder Aktionen. Das war ein Riesenspiel von ihm."
So war es auch Sané der jenen Freistoß aus guter Position herausholte, der die Partie letztlich entschied. Der nach der Saison zu Wehen Wiesbaden wechselnde Ivan Franjic knallte den Ball mit ebenso feiner Technik wie purer Kraft in den Winkel des Hannoveraner Kastens. Ein echtes Traumtor zum genau richtigen Zeitpunkt. Nach 22 Minuten hatten sich die Kickers einen ersten kleinen Vorteil in diesem Duell verschafft.
Am Ende freilich blieben die ebenso spielstark wie robust agierenden Hannoveraner immer wieder gefährlich. "Wir haben es immer wieder irgendwie geklärt bekommen", stellte Abwehr-Routinier Daniel Hägele fest, der mit seiner Ruhe und Übersicht der Fels in der Brandung war. "Aber es hat oft nur ein Pass gefehlt. Wir mussten extrem aufmerksam sein, immer wieder ins Laufduell. Das tut echt weh." Nun komme es auch am Sonntag darauf an, hellwach zu agieren, um am Ende jubeln zu können.
Die Kickers hatten schon in diesem Hinspiel den Hannoveranern viel Raum überlassen, hatten teilweise bewusst erst tief in der eigenen Hälfte verteidigt, um über schnelle Konter gefährlich werden zu können. Ein Plan, der in der zweiten Halbzeit beinahe noch besser aufgegangen wäre, als Dominik Meisel nach Vorarbeit des eingewechselten Benyas Junge-Abiol die große Chance zum 2:0 vergab (74.).
So ist es also nur ein hauchzarter Vorsprung, den die Kickers mit ins Rückspiel nehmen. In Hannover wird in einer erneut ungewohnten, gänzlich anderen Atmosphäre erneut eine ähnliche Willensleistung vonnöten sein, um zu bestehen.
Aufstiegsspiele zur 3. Liga, Hinspiel
Würzburger Kickers – Hannover 96 II 1:0 (1:0)
Würzburg: Friedsam – Montcheu, Kraus, Hägele, Kurzweg (89. Haas) – Franjic (87. Franjic), Zaiser, Meisel (87. Wegmann) – Caciel (87. Moll), Sané, Karimani (63. Junge-Abiol).
Hannover: Weinkauf – Arkenberg, Börner, Uhlmann, Matsuda (81. Stepantsev) - Podrimaj (54. Moustier), Walbrecht – Ezeh, Oudenne (88. Luyeye-Nkulu), Chakroun – Garlipp (46. Scott).
Schiedsrichter: Max Burda (Berlin).
Zuschauende: 10.600 (ausverkauft).
Tor: 1:0 Ivan Franjic (22.).