Für die Würzburger Kickers wird es an der Tabellenspitze Bayern langsam einsam. Nach dem ungefährdeten 2:0 (1:0)-Sieg im Unterfranken-Duell bei Viktoria Aschaffenburg haben die Kickers nun nicht nur ein Spiel weniger absolviert als der Tabellenzweite DJK Vilzing, sondern auch bereits fünf Punkte Vorsprung vor den Oberpfälzern, die am Freitagabend beim FC Bayern München II mit 0:2 verloren hatten. Trainer Marco Wildersinn nahm es schulterzuckend zur Kenntnis: "Wir schauen auf uns. Wir wollen unsere Spiele gewinnen, dann ist es völlig egal, wie die Anderen spielen." Diese Konzentration auf die eigene Leistung scheint sich auszuzahlen. Sechs Punkte, 6:0 Tore, so lautet die Kickers-Bilanz 2024 nach zwei Pflichtspielen.
Zwei Veränderungen gab's in der Kickers-Startelf im Vergleich zum 4:0 gegen die SpVgg Ansbach beim Liga-Neustart am vergangenen Wochenende. Der zuletzt gelbgesperrte Fabrice Montcheu rückte wieder anstelle von Luke Hemmerich auf die rechte Position in der Viererkette. Den angeschlagen pausierenden Mittelfeldmann Ivan Franjic ersetzte Fabian Wessig. Und der Ex-Augsburger, der bereits in der Wintervorbereitung mit Toren und guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hatte, brauchte nur sieben Minuten, um seine Aufstellung zu rechtfertigen.
Wessig erzielt die frühe Führung
Es war nämlich Wessig, der in einer von den Kickers druckvoll und hoch überlegenen geführten Anfangsphase dafür sorgte, dass auch schnell Zählbares auf der Anzeigetafel im Stadion erschien. Die Würzburger attackierten die Hausherren tief in deren Spielhälfte, ließen die Viktoria gar nicht erst ins Spiel kommen. Und die Rothosen zwangen die Hausherren zu Fehlern. So schnappte sich Benyas Junge-Abiol nach einem etwas ungenauen Pass von Aschaffenburgs Torhüter Max Grün den Ball, bediente Goalgetter Saliou Sané im Strafraum, der mit dem Rücken zum Tor mit Übersicht für Wessig auflegte. Dessen platzierter Abschluss brachte den Kickers das frühe 1:0.
Die Partie wirkte insgesamt über weite Strecken eher wie eine Pokalpartie als ein Liga-Vergleich zweier Rivalen auf Augenhöhe. Die spielerisch deutlich unterlegenen Hausherren versuchten sich mit Kampf, Einsatz und Härte des Spitzenreiters zu erwehren. Die Kickers indes kamen immer wieder zu Abschlüssen. So traf Abwehrmann Lukas Gottwald nach einem Eckball nur die Latte des Viktoria-Kastens.
Gottwalt auf der Trage vom Platz
Um Winter-Neuzugang Gottwalt, der erneut zusammen mit Marius Wegmann die Innenverteidigung bildete, müssen sich die Kickers nun aber Sorgen machen. Es lief die 36. Minute, als der Würzburger Abwehrmann nach einer Klärungsaktion weit entfernt von jedem Gegenspieler plötzlich niedersank und einige Minuten später mit einer Trage vom Platz getragen wurde. Von einer Muskelverletzung im Oberschenkel, berichtete Trainer Marco Wildersinn später und sprach von "einer unschönen Sache". Wie lange Gottwalt ausfallen wird, das wird erst nach Untersuchungen im Krankenhaus feststehen.
In der Gesamtbetrachtung fiel Wildersinns Fazit aber trotz Gottwalts Verletzung positiv aus. Zum einen, weil Vertreter Yannick Scholz, nach der Einwechslung, eine grundsolide Leistung und weil die Kickers insgesamt einmal mehr ihre Defensivstärke unter Beweis stellten. Zum zweiten Mal in diesem Jahr stand am Ende hinten die Null. Torhüter Vincent Friedsam verbrachte, wie schon gegen Ansbach, einen äußerst geruhsamen Nachmittag. Keinen einzigen Schuss auf das Tor musste der Kickers-Keeper letztlich abwehren.
Wildersinn lobt sein Team
Die Aschaffenburger hatten sich aber auch selbst geschwächt. Kurz vor der Pause hatte sich Lars Kleiner an der Außenlinie zu einem völlig überflüssigen Tritt gegen Kickers-Kapitän Peter Kurzweg hinreißen lassen und sah völlig zurecht glatt Rot. In Überzahl gerieten die Kickers nach dem Seitenwechsel denn auch nicht mehr wirklich in Gefahr und legten einen zweiten Treffer nach: Fabrice Montcheu wurde von Maximilian Zaiser mit einem wahren Zauberpass bedient und traf zum 2:0 für den Tabellenführer. Der verpasste es in der Folge weitere Tore nachzulegen: Gegen Dominik Meisel parierte Viktoria-Keeper Grün stark mit dem Fuß (56.), Junge-Abiol zielte aus aussichtsreicher Position knapp vorbei (59.). In der Schlussphase war es dann, wie Wildersinn feststellte, "Schlampigkeit" im Ausspielen einiger Angriffe, die weitere Tore verhinderte. Am positiven Gesamteindruck, den der Trainer mit nach Hause nahm, änderte das freilich nichts mehr: "Ich bin nicht nur mit dem Ergebnis sondern auch mit der Art und Weise, wie wir es heraus gespielt haben, zufrieden."
Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
SV Viktoria Aschaffenburg - FC Würzburger Kickers 0:2 (0:1)
Aschaffenburg: Grün – Klement (85. Barudi), Stein (60. Obolkin), Borger, Boutakhirt – Kleiner, Baier, Schulz (79. Enzmann), Weiss, Nadaroglu (58. Cheron) – Dähn.
Würzburg: Friedsam– Montcheu (81. Hemmerich), Wegmann, Gottwalt (41. Scholz), Kurzweg – Wessig, Zaiser, Meisel (62. Caciel) – Junge-Abiol (74. Moll), Sané, Karimani (74. Haas).
Schiedsrichter: Felix Grund (Haidelfing).
Tore: 0:1 Fabian Wessig (7.), 0:2 Fabrice Montcheu (52.).
Zuschauende: 1901
Rot: Lars Kleiner (45.+1)