Ob es nun Kalkül war oder ernsthafte Sorge? Nach dem zeitweise berauschenden Spiel, dem hochverdienten 3:1 der Würzburger Drittliga-Fußballer gegen die ebenso ambitionierte wie an diesem Samstag chancenlose Eintracht aus Braunschweig, sprach Kickers-Trainer Michael Schiele tatsächlich so, als würden die Rothosen derzeit mitten im Kampf gegen den Abstieg stecken. Gut sei es, dass man den Abstand auf die bedrohlichen Plätze zumindest gehalten habe, erklärte der Fußballlehrer in der Pressekonferenz. Dabei sind die Kickers derzeit näher an Platz eins (sieben Punkte) als am ersten Abstiegsplatz 17 (neun Punkte).
Es ist eine erstaunliche Entwicklung, die die Kickers in den letzten Wochen genommen haben. Über die Gründe kann man nun trefflich spekulieren. Fest steht: Auch die drei kurz vor Toreschluss verpflichteten Winter-Neuzugänge haben dem Team gut getan. Am Samstag stand am Ende das Trio mit Niklas Hoffmann (FC St. Pauli), Saliou Sané (Karlsruher SC) und Jonas David (Leihgabe vom Hamburger SV) komplett auf dem Feld. Der Kader ist durch die Verpflichtungen deutlich stärker geworden, Schiele hat nun deutlich mehr Alternativen, nach Auswechslungen ist keinerlei Leistungsabfall zu erkennen.
Und einer der Neuen ragte gegen Braunschweig noch aus dem starken Kickers-Team heraus. Es war der Tag von Sané. Der erstmals in der Startelf aufgebotene Angreifer erzielte bei seinem vierten Spiel im Kickers-Dress nicht nur seine Saisontore Nummer zwei (2.) und drei (83.). Er bereitete obendrein noch Dominic Baumanns 2:0 mit einem tollen Ballgewinn und einem klugen Pass vor (18.). "Es ist ja auch schön, wenn eine Idee funktioniert", kommentierte Schiele seinen etwas unerwarteten Schachzug mit Sané und Baumann als Doppelsturm: "Wenn man den Gegner früh unter Druck setzen, richtig Gas geben will. Dann sind die beiden tiptop."
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Auch auf dem Spielfeld ist der Wandel im Kickers-Spiel zu spüren, berichtete Frank Ronstadt, der für den gesperrten Leroy Kwadwo in die Mannschaft gerutscht war: "Wir sind ständig mit drei, vier Mann um den Ball herum. Jeder läuft für den anderen zurück. Wir wollen unser Tor mit aller Macht verteidigen. Das spürt man." Und Doppeltorschütze Sané sagte strahlend: "Mit welcher Energie wir gespielt haben, das war überragend."
Die Kickers haben einen Lauf. Da will auch Trainer Schiele nicht widersprechen. Er grinste spitzbübisch und stellte fest: "Vier Spiele nicht verloren, zehn Punkte. Das ist nicht so schlecht."