Nur noch 17 Gegner für die Rimparer Wölfe, darunter ein Bundesliga-Dino und ein absoluter Neuling: Das Handball-Unterhaus hat zur neuen Saison eine Gesichtsstraffung bekommen. Die Vereine hatten sich die Verkleinerung der Liga von 20 auf 18 Mannschaften gewünscht. Fünf Teams, darunter Rimpars Lokalrivale TV Großwallstadt, mussten deshalb runter. Nun sind es für jeden Klub immerhin vier Begegnungen weniger. So wurden die klassischen Freitag-Sonntag-Doppelspieltage und der Mittwochsspieltag abgeschafft. Nur die beiden Weihnachtspartien am 22. und 26. Dezember finden kurz hintereinander statt.
Kann Gummersbach den Betriebsunfall korrigieren?
Aus der ersten Liga kommt ein Absteiger, der viel prominenter nicht sein könnte: der VfL Gummersbach, zwölfmaliger deutscher Meister und fünfmaliger Gewinner des Vorläufers der Champions League. Die Oberbergischen sind der Heimatverein des früheren Bundestrainers Heiner Brand – und der Ex-Arbeitgeber von Torhüter Carsten Lichtlein; der Heidingsfelder ist zum Bundesligisten HC Erlangen gewechselt. Dafür holte Gummersbach den kroatischen Schlussmann Filip Ivic vom polnischen Topklub Vive Kielce. Schon seit März heißt der neue Trainer des Traditionsvereins übrigens Torge Greve, langjähriger Coach des VfL Lübeck-Schwartau. Ob die Gummersbacher ihren Betriebsunfall korrigieren können?
Auch die SG BBM Bietigheim peilt den sofortigen Wiederaufstieg an. Das jedenfalls sagt der inzwischen fast 36 Jahre alte Ex-Nationalspieler und 2007-Weltmeister Michael Kraus, der den Schwaben als Spielmacher treu bleibt. Zur Erstliga-Rückkehr beitragen wollen auch fünf Neuzugänge.
Drei Neulinge von unten
Neben den Absteigern von oben gibt es drei Neulinge von unten: die Rückkehrer ThSV Eisenach und die HSG Konstanz sowie die HSG Krefeld, für die der Aufstieg der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte ist. Zum Trainingsstart standen die Krefelder nach der überraschenden Kündigung von Ronny Rogawska plötzlich ohne Coach da. Mitte Juli stellten sie dann den hierzulande noch unbekannten Isländer Arnar Gunnarsson vor. Bereits am zweiten Spieltag geht es für die Wölfe an den Niederrhein, eine Woche später steht das Duell in Gummersbach an. Krefeld und Konstanz könnten es schwer haben.
Den größten Umbruch im Unterhaus haben der TV Emsdetten und der HC Elbflorenz zu bewältigen. Beide Mannschaften dürften daher allenfalls im Mittelfeld landen.
Ein Quintett will oben angreifen
Vorne angreifen wollen der letztjährige Tabellendritte HSC 2000 Coburg, der ASV Hamm-Westfalen (4.), Lübeck-Schwartau (5.), der TuSEM Essen (6.) und TuS N-Lübbecke (7.). Das Quintett hat sich gezielt verstärkt. Die Coburger verpflichteten den Erlanger Alexander Schröder. Rimpars Auftaktgegner Lübbecke holte neben einem neuen Coach- Emir Kurtagic, zuletzt in Hüttenberg unter Vertrag - unter anderem Roman Becvar vom HC Elbflorenz. Hamm-Westfalen, das als einziger Zweitligist ins Achtelfinale um den DHB-Pokal einzog und in der ersten Runde Bundesligist Minden mit zehn Toren (31:21) abfertigte, schnappte sich die Emsdettener Merten Krings und Marten Franke. Wie allerdings die Essener angesichts von nur zwei jungen Neuzugängen bei drei Abgängen ihre Aufstiegsträume verwirklichen wollen, bleibt ihr Geheimnis.
Auch der Zuschauerkrösus hat Ambitionen
Ambitioniert ist auch der HSV Hamburg. Mit der großen Vergangenheit und dem mit Abstand besten Zuschauerzuspruch in der abgelaufenen Saison – im Schnitt kamen 3536 Fans zu den Heimspielen – ist das auch kein Wunder. Nach dem Vorbereitungsstart fädelten die Hamburger noch die Verpflichtung des Ex-Nationalspielers Jens Schöngarth (30) von Frisch Auf Göppingen ein. Der hochgewachsene Linkshänder absolvierte 302 Bundesliga-Partien (752 Tore), unter anderem auch für Melsungen und Magdeburg. HSV-Trainer Torsten Jansen (42, 178 Länderspiele) spielte sogar noch selbst gegen Schöngarth. Die Hanseaten haben übrigens weit mehr als 2000 Dauerkarten abgesetzt.
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Die Mittelfeld-Kandidaten
Bleibt noch ein Quartett, das in der vergangenen Runde in der Tabelle um Rimpar herum platziert war und auch diesmal im Mittelfeld mitmischen dürfte: TuS Ferndorf, TV Hüttenberg, EHV Aue und TSV Bayer Dormagen. Ferndorf musste nach dem Abgang von Lukas Zerbe, Neffe von Volker Zerbe, zum TVB Lemgo Lippe noch einen Schock verdauen: Stammtorwart Lucas Puhl fällt wegen eines Kahnbeinbruchs in der Hand bis Mitte November aus. Deshalb verpflichteten die Siegerländer den kroatischen Keeper Marin Durica nach. Der EHV Aue muss künftig auf Eric Meinhardt (Karriereende) und Mindaugas Dumcius (HC Elbflorenz) verzichten. Dafür kamen aus dem nahen Dresden Adrian Kammlodt und Gabriel de Santis. Hüttenberg verlor Ragnar Jóhannsson an den Bergischen HC, konnte sich mit dem Lemgoer Robin Hübscher aber auch aus der Bundesliga verstärken. Dormagen verließen einige vielversprechende Talente zu ambitionierteren Vereinen. So ist erneut der Klassenerhalt das Saisonziel des Werksklubs, was angesichts von nur noch zwei festen Absteigern machbar erscheint. Der Drittletzte muss allerdings ab dieser Saison in die Relegation.
Am mit Abstand wenigsten Fluktuation gab es im Sommer übrigens in Rimpar.