Handball, 2. Bundesliga
TV Emsdetten - DJK Rimpar Wölfe 36:26 (18:10)
Puh. Diese Vorstellung der Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe muss man erst mal sacken lassen. Als der TV Emsdetten am Mittwochabend in seiner Ems-Halle zur Halbzeit bereits 18:10 gegen die Gäste führte, lohnte sich der erste Blick in die Saisonstatistik. Wann haben die Unterfranken mit im Schnitt 23,5 Gegentreffern pro Partie zuletzt so viele Tore vor der Pause kassiert? Noch nie in dieser Spielzeit.
Am Ende waren es exakt doppelt so viele - ebenfalls die bisherige Höchstzahl. Oder sollte man besser Höchststrafe sagen? Jedenfalls ist damit die Hauptursache für diese 26:36-Klatsche erklärt. Mit ihr ist die Negativserie der Wölfe in fremden Hallen auf nunmehr vier Niederlagen angewachsen. Es könnte eine richtungsweisende Pleite gewesen sein. Denn Emsdetten auf dem ersten Nichtabstiegsplatz verkürzte im Kampf um den Klassenerhalt den Abstand auf Rimpar damit auf nur noch drei Punkte.
"Insgesamt eine schlechte Leistung von uns", versuchte DJK-Trainer Ceven Klatt gar nicht erst, um den heißen Brei rumzureden. Hinten bemängelte er vor allem den Rückzug und die Inkonsequenz in Zweikämpfen. "Vorne fehlte mir bei einigen der letzte Wille, selbst klarste Chancen reinzumachen. Wirklich auffällig dagegengestemmt haben sich nur Patrick Schmidt und Steffen Kaufmann." Dass die Anreise sechs strapaziöse Stunden gedauert habe, lasse er nicht als Entschuldigung gelten, so Klatt. "So können wir uns nicht präsentieren."
Ohne Schulz und Mallwitz
Die Rimparer liefen erneut ohne Kreisläufer Michael Schulz auf, der seit einer Blessur im Derby gegen den TV Großwallstadt Anfang März immer noch über Schulterprobleme klagt. Er wurde schmerzlich vermisst. Und auch Torwart Marino Mallwitz fehlte, nachdem er im letzten Heimspiel gegen den TuS Fürstenfeldbruck in einer Abwehraktion aus vollem Lauf mit dem Gesicht gegen den Pfosten geknallt war. "Neurologisch ist alles okay, koordinatorisch noch nicht ganz", erklärte Klatt. "Bis Freitag ist er auf jeden Fall noch krankgeschrieben." Ob er am Samstag gegen seinen Ex-Klub VfL Lübeck-Schwartau wieder einsatzfähig sein wird - noch unklar.
Für Mallwitz kam Andreas Wieser zu einem seiner selten gewordenen Einsätze. Der 25-Jährige, dem die Spielpraxis fehlt, hielt lediglich vier Bälle - bekam allerdings auch fast keine Unterstützung von seinen Vorderleuten. Auf der Gegenseite kam Maurice Paske auf 17 Paraden. Ex-Wolf Konstantin Madert, der den TVE nach der Saison verlassen wird und noch einen neuen Klub sucht, hütete nur bei zwei Siebenmetern das Tor - Dominik Schömig verwarf beide.
Die Emsdettener, die seit ihrem Trainerwechsel Anfang Januar - der frühere niederländische Nationalspieler Peter Portengen kam für den beurlaubten Aaron Zierke - auf dem aufsteigenden Ast sind und mittlerweile 32 Tore pro Partie werfen, waren von Anpfiff an die klar bessere Mannschaft. In der Abwehr wie im Angriff beweglich, erzielten sie zumeist einfache Treffer - und das nicht nur über Konter.
Gegentore von allen Positionen
Auffällig anfällig war die DJK-Defensive vor allem auf der (halb)linken Seite. David Kovacic, der zuerst dort deckte, stand auf völlig verlorenem Posten und wurde nach einer Viertelstunde von Klatt ausgewechselt. Aber auch mit Valentin Neagu oder später mit Lukas Siegler blieb die Abwehr indisponiert - und nicht nur da. "Wir haben auf jeder Position Tore gefangen", so der Coach.
Apropos Fangen. Nicht nur hinten, auch vorne haperte es bei den Wölfen. Und zwar selbst an einfachsten Dingen wie eben Passen und Fangen. Dazu kamen technische Fehler, Fehlwürfe und das von Klatt kritisierte Rückzugsverhalten nach misslungenen Angriffsaktionen.
Vorentscheidung kurz vor der Pause
Die Gastgeber führten bei ihrem Start-Ziel-Sieg nach 15 Minuten erstmals mit fünf Treffern (9:4). Beim Stand von 14:10 (24.) folgte der erste richtige Bruch im Spiel der Gäste - nach Ansicht von Klatt bereits der Genickbruch. Nach drei Paraden von Paske "verwerfen wir dreimal aus keiner Chance, Emsdetten macht drei Tempogegenstoßtore, dann ist das Spiel für uns erledigt".
In der zweiten Halbzeit versuchten die Wölfe es noch mit einer Manndeckung von Yannik Bialowas gegen TVE-Spielmacher Sören Kress - auch das vergebens. Ihr Rückstand wuchs auf bis zu zwölf Treffer an (23:35, 57.). Emsdetten dominant, Rimpar desolat.
"Über dieses Spiel sollte jeder mal nachdenken", forderte Klatt von seinen Spielern. Viel Zeit bleibt nicht. Am Samstag kommt der Tabellenfünfte in die s.Oliver Arena. Puh.