Am Donnerstagabend ist dem ehemaligen Würzburger Basketball-Star Dirk Nowitzki in Köln eine ganz besondere Ehre zuteilgeworden. Ein Nationaltrikot mit der von ihm stets getragenen Nummer 14 wurde vor dem ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-Europameisterschaft unter die Hallendecke gezogen. Die Nummer soll in Zukunft nicht mehr vergeben werden. Eine Tradition, die ursprünglich aus der NBA stammt, wo Nowitzkis Trikot von den Dallas Mavericks (41) seit Januar unter dem Hallendach hängt. In Köln war sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anwesend, um Nowitzki zu ehren. Der hatte seiner Frau Jessica sowie den Kinder Malaika, Max und Morris mitgebracht.
Der 44-jährige Nowitzki hatte schon vorab einen emotionalen Abend angekündigt: "Dass die 14 nicht mehr vergeben wird im deutschen Basketball, ist eine tolle Sache. Das wird wieder schön werden und auch emotional." Der Präsident des Deutschen Basketball-Bunds Ingo Weiss sagte im Vorfeld: "Wenn es jemand verdient hat, dann Dirk. Er war immer bereit, für Deutschland zu spielen und hat in seinen 153 Länderspielen unglaubliche Leistungen gebracht. "Das Eröffnungsspiel der EM in Köln sei der passende Rahmen für so in eine Würdigung.
In der Halle waren dann auch reichlich Nowitzki-Trikots, die meisten aber von den Dallas Mavericks und mit der Nummer 41 zu sehen. Nicht zu verwechseln übrigens mit den Dallas-Trikots mit der Nummer 77. Die gehörten zum aktuellen Superstar der EM, Luka Doncic, der am Nachmittag mit Slowenien gegen Litauen mit 90:85 gewonnen hatte.
In Köln zeigt sich der 2,13 Meter große Würzburger von seiner emotionalen Seite. Auch wenn der Auftritt sicher nicht die gleichen Gefühle wie bei seiner Verabschiedung Anfang Januar in Dallas auslöste. Schon bei der Begrüßung hatte Nowitzki Tränen in den Augen und die knapp 18.000 Zuschauenden standen von ihren Plätzen auf. Im Anschluss schaut sich der Wahl-Texaner vom Feld aus den etwa dreiminütigen Film an, der auf dem von der Decke hängenden Videowürfel gezeigt wurde. Als Bundespräsident Steinmeier das Wort erhielt, schallten Sprechchöre durch die Halle wie zu Nowitzkis ruhmreichsten NBA-Zeiten. Die Fans forderten, den Würzburger als "Most Valuable Player" (MVP) auszuzeichnen, also als besten Spieler des Spiels.
Nach den Reden von Steinmeier ("Ein Star kann man im Sport schnell werden. Um dauerhaft ein Held zu bleiben, dafür reicht alleine die sportliche Leistung nicht aus“), DBB-Präsident Ingo Weiss und Weltverbands-Präsident Hamane Niang war der Moment gekommen: das große Nowitzki-Trikot wurde an die Decke gezogen. Bei seiner anschließenden Rede dankte Nowitzki Weggefährten aus seiner Zeit bei der Nationalmannschaft, Fans und Familie. Seine Gefühle übermannten ihn aber nicht mehr so stark, wie damals in Dallas. Es war ja schließlich schon seine zweite Zeremonie dieser Art, die er mit den Worten: "Auf geht's Deutschland", beschloss, als die aktuelle Nationalmannschaft das Feld für ihr Auftaktspiel betrat.
Dass diese Ehrung nun ausgerechnet in Köln stattfand, wo Nowitzki in seiner über 20 Jahre andauernden Karriere kaum ein Spiel absolviert hatte, verwunderte nicht nur neutrale Beobachter. "Man muss das losgelöst von der Stadt sehen. Seine Verdienste für die Nationalmannschaft, die zweifelsohne groß sind, werden heute symbolisch geehrt", erklärte Denis Wucherer. Der ehemalige Coach der Würzburg Baskets arbeitet bei dem Turnier als Experte für den übertragenden TV- und Internet-Sender MagentaSport.
Wucherer blickt auf gemeinsame Turniere mit Dirk Nowitzki zurück
Wucherer hat den ein oder anderen Sommer mit Nowitzki in der Nationalmannschaft zusammengespielt. Besonders in Erinnerung blieb ihm und vielen Deutschen die Europameisterschaft in Serbien im Jahr 2005. Nowitzki führte das Team fast im Alleingang zur Silbermedaille. "Eine Szene, an die ich mich immer wieder gerne erinnere, ist natürlich der Wurf gegen Garbajosa im Halbfinale", erinnert sich Wucherer. Nowitzki traf damals knapp vier Sekunden vor Schluss zum Sieg, was eine sichere Medaille bedeutete. "Danach haben wir das Feld gestürmt", blickt Wucherer zurück. Nowitzki habe damals auf unfassbarem Niveau gespielt, sagte der mittlerweile 49-jährige Wucherer.
Eine weitere Sache, an die sich Wucherer gerne zurückerinnert, war Nowitzkis Arbeitseinstellung. "Wenn er etwas gemacht hat, hat er es richtig gemacht. Er hat immer am härtesten trainiert und uns mitgezogen. Und je härter dann gefeiert wurde, desto härter hat er auch wieder trainiert", erzählt er schmunzelnd.
Benzing nicht im EM-Kader
Auch ein anderer Ex-Würzburger geisterte in den vergangenen Wochen durch den DBB-Kosmos. Gemeint ist damit nicht Maximilian Kleber, der seine Teilnahme an der EM aus Verletzungsgründen absagte, sondern Robin Benzing. Der einstige Kapitän, der mit 167 sogar 14 Länderspiele mehr als Nowitzki absolviert hat, wurde von Bundestrainer Gordon Herbert bei den üblichen Reduzierungen während der Vorbereitung aus dem Kader gestrichen. Seinem Ärger darüber machte er im Podcast von Bayreuths Aufbauspieler Basti Doreth am Donnerstag Luft. Auch Wucherer findet die Nichtberücksichtigung des verdienten Veteranen, der in der Saison 2017/18 das Würzburger Trikot trug, schade. "Er hat immer die Knochen hingehalten, auch wenn es andere nicht gemacht haben", so der ehemalige Baskets Coach. Deshalb habe der aktuell vereinslose Power Forward einen besseren Abschied aus der Nationalmannschaft verdient.
Mit Material von dpa.