In der Diskussion um das Tennis-Verbot und den Versuch des TC Weiß-Rot Gerbrunn, dieses vor Gericht zu kippen, hat sich nun auch Michael Reizel zu Wort gemeldet. Der Gründer und Geschäftsführer der BVUK.Gruppe sowie scheidender Präsident und Sponsor des Tennisklubs Weiß-Blau Würzburg, sagte bei einem Gespräch mit dieser Redaktion am Donnerstagmorgen, dass er das vom Bayerischen Tennis-Verband (BTV) unterstützte Vorgehen der Gerbrunner gut heiße. "Klar gibt es wichtigere Dinge als Tennis, aber ich denke nicht, dass das gefährlicher ist, als einkaufen zu gehen. Da kann ich das Verbot nicht ganz nachvollziehen", erklärte Reizel mit Verweis auf die Größe einer Tennishalle und der Möglichkeit, dort bei geringer Auslastung zu trainieren: "Ich halte es von den räumlichen Bedingungen her für weniger riskant, zu zweit zum Tennisspielen aufs Feld zu gehen, als in die Stadt zum Einkaufen."
Erst erlaubt, dann verboten
Damit stützt der BVUK-Boss die Ansicht der Gerbrunner Verantwortlichen. Die hatten mit Hilfe der Würzburger Rechtsanwaltskanzlei Steinbock und Partner am Montag einen Normenkontrollantrag und einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung beim Bayerischen Verwaltungsgrichtshof eingereicht. Das Ziel: die Maßnahmen, die in der 9. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung verankert sind, zu kippen. Dort heißt es unter Paragraph 10: "Der Betrieb und die Nutzung von Sporthallen, Sportplätzen, Fitnessstudios, Tanzschulen und anderen Sportstätten ist untersagt." Tennisspielen in Hallen war zu Herbstbeginn noch erlaubt gewesen, dann aber Mitte November mit Verschärfung der Corona-Regeln in Bayern verboten worden.
"Das hat für die Vereine natürlich fatale wirtschaftliche Folgen", betonte Reizel. So hätten sich viele Mitglieder und Gäste seines Klubs, die ein Abonnement für die Hallennutzung abgeschlossen hatten, im Frühjahr noch kulant gezeigt und es hingenommen, trotz bereits bezahlter Beiträge nicht spielen zu können. Von so einem Verhalten könne man jetzt in der zweiten Corona-Welle nicht mehr unbedingt ausgehen. Viele Vereine hätten bereits jetzt massive wirtschaftliche Probleme: "Weiß-Blau Würzburg steht finanziell zum Glück dank einer intakten Infrastruktur vergleichsweise gut da, aber die Einnahmen fehlen uns natürlich auch."
Neben den materiellen bedauert Reizel vor allem auch die immateriellen Verluste: "Das gesellschaftliche Zusammenkommen fehlt. Corona wirkt wie ein Brandbeschleuniger. Die Vereinsamung in unserem Land geht dadurch schneller voran. Die Distanz zueinander wird noch größer, als sie es in den vergangenen Jahren schon war. Das finde ich dramatisch und traurig."
Der Klage der Gerbrunner gibt er trotz aller inhaltlichen Unterstützung übrigens keine all zu großen Chancen, durchzukommen: "Ich bin kein Jurist, aber ich denke, die Klage sollte bei den Leuten besser keine großartigen Hoffnungen wecken, nachdem die bayerische Regierung gerade erst den Notstand ausgerufen und angekündigt hat, noch strengere Maßnahmen zum Schutz vor Corona ergreifen zu wollen."