DJK Rimpar Wölfe – HBW Balingen-Weilstetten
(Sonntag, 17 Uhr, s. Oliver Arena)
Seinen prominentesten Vereinscoach nennt Rimpars Benjamin Herth etwas scherzhaft „einen Schleifer“. Es ist der aktuelle Handball-Bundestrainer Christian Prokop. Die Rückrunde der Saison 2015/16 verbrachte Herth in Leipzig, beim damaligen Bundesliga-Aufsteiger SC DHfK. „Christian Prokop hat uns ordentlich rangenommen. Ein solch intensives Training kannte ich bis dahin nicht“, erinnert sich der gelernte Spielmacher, der es auf fast 300 Erstliga-Einsätze bringt. Prokop sollte seinerzeit allerdings kaum auf Herth setzen. „Philipp Weber hat eine ganz starke Saison gespielt. An ihm bin ich nicht vorbeigekommen.“
Wechsel war kein Rückschritt
Also ging der Schwabe im Sommer 2016 in die Zweite Liga zu den Wölfen nach Rimpar. „Das Konzept hat mich auf Anhieb überzeugt“, so Herth. Ein Rückschritt sei der Wechsel für ihn nicht gewesen. Bereits im ersten Jahr klopfte er mit den Grün-Weißen in der Beletage an, auch wenn der Aufstieg nicht gelang. Vielleicht war es auch gut so: Für Herth, der regelmäßig auf Linksaußen zu finden ist, scheint das Handball-Unterhaus die richtige Spielwiese für den Herbst seiner Karriere zu sein, an die sich auch noch ein Winter anschließen könnte. „Natürlich stecke ich das Ganze nicht mehr so leicht weg wie mit Anfang 20. Doch alles in allem fühle ich mich körperlich sehr gut – und möchte noch möglichst lange weiterspielen“, sagt der 33-Jährige und ergänzt: „Vielleicht nicht ganz so lange wie mein Vater. Da hatte ich jedes Mal Angst, dass er sich etwas reißt oder bricht.“
Wurzeln in einer Handball-Familie
Herth stammt aus einer Handball-Familie. Mutter Sylvia schaffte es mit Ludwigsfeld bis in die Zweite Liga – und trainierte beim Biberacher Heimatverein nahezu alle Mannschaften. Herths Vater Karl-Heinz, wie der Sohn zu seiner aktiven Zeit ein Spielmacher, ist dort als Übungsleiter tätig. Und dann hat Benni, wie er von allen gerufen wird, noch zwei jüngere Schwestern, die ebenfalls in Biberach spielen.
Herth sollte nicht lange an der Riß bleiben. Weil es für einen Juniorennationalspieler gefordert war, wechselte er in der A-Jugend zum HBW Balingen-Weilstetten in die zweite Nachwuchs-Bundesliga. Am Fuß der Schwäbischen Alb reifte er zu einem exzellenten Mittelmann und Kurzzeit-Nationalspieler (unter Heiner Brand). 2006 gelang ihm mit den Balinger Männern der Erstliga-Aufstieg – an der Seite von Kreisläufer Jens Bürkle und Abwehrchef Daniel Sauer.
Nun ist der frühere Rimparer Erfolgstrainer Bürkle drauf und dran, mit Balingen erneut sein Aufstiegsstück zu machen. „Er weiß ja, wie es geht“, sagt Herth vor dem Heimspiel seiner Wölfe gegen den HBW am Sonntagabend (17 Uhr) in der s. Oliver Arena: „Die Balinger sind für mich das Nonplusultra in der Liga.“
Beeindruckt vom Spitzenreiter
Der Rimparer Siebenmeterschütze zeigt sich davon beeindruckt, wie der Spitzenreiter den Ausfall des kreuzbandgeschädigten Martin Strobel wegsteckt. Herth sieht viele Parallelen zwischen Balingen und Rimpar, auch wenn die Professionalisierung dort schon weiter fortgeschritten sei. „An einem guten Tag können wir die Balinger aber schon packen. Beim 27:27 im letzten Heimspiel waren wir sogar näher am Sieg dran.“ HBW-Trainer Bürkle gerät fast ins Schwärmen, wenn er auf Herth angesprochen wird: „Er ist ein Kerl, der jedem Team guttut. Ich habe in Balingen viele lustige Geschichten mit ihm erlebt, die nicht in die Zeitung gehören. Nur so viel: Benni hatte immer einen Schalk im Genick.“
Hilfe für Jugendliche mit Migrationshintergrund
Neben dem Handball treibt der Vater zweier Töchter und das Herrchen eines Hundes seine berufliche Laufbahn voran. Im Herbst wird Herth ein Referendariat zum Grundschullehrer beginnen. Schon jetzt ist er im Auftrag des Sozialreferates der Stadt Würzburg an mehreren Schulen im sportlichen Bereich im Einsatz – und hilft im Bechtolsheimer Hof Jugendlichen mit Migrationshintergrund zweimal wöchentlich in allen Lebensfragen. Eine schwäbisch-fränkische Integration kann wohl nicht besser funktionieren als bei Herth.