Mit der Erfahrung von fast 300 Bundesligaspielen, 1000 Toren (davon rund 400 Siebenmetern) und fünf Länderspielen startet Neuzugang Benjamin Herth (30) Mitte Juli mit Handball-Zweitligist DJK Rimpar Wölfe in die Vorbereitung. Im Interview verriet der in Biberach geborene Rückraumspieler am Rande seiner Vorstellung am Dienstag, womit er dem Rudel helfen will, warum er zwischenzeitlich die Freude am Handball verloren hatte und was ihn antreibt.
Frage: Benni, warum steckt in Ihnen ein Wolf?
Benjamin Herth: Weil ich sehr, sehr bissig sein kann auf dem Spielfeld. Und weil ich mich auch sehr gerne in einem Rudel bewege.
Herth: Durch die Verbundenheit mit Daniel Sauer und Jens Bürkle, mit denen ich in Balingen lange zusammengespielt habe, verfolge ich schon seit ein einigen Jahren, wie die Entwicklung in Rimpar voranschreitet. Ich habe den Eindruck, hier geht und hier entsteht was. Das hat mich überzeugt. Es sind viele junge Spieler in der Mannschaft, die heiß sind. Das deckt sich mit meiner Einstellung. Ich gehe jeden Tag gern ins Training, weil ich Spaß am Handball habe und weil ich besser werden und im Wettkampf erfolgreich sein will.
Sie haben zehn Jahre lang in der Bundesliga gespielt. Empfinden Sie den Wechsel in die Zweite Liga als Rückschritt oder eher als Anlaufnehmen?
Herth: Ich würde es nicht Rückschritt nennen. Jeder, der sich mit dem Handball in Deutschland beschäftigt, weiß, dass auch die Zweite Liga sehr stark ist. Außerdem muss man sich als Handballer Gedanken machen, wie es neben und nach der sportlichen Karriere weitergehen soll. Hier habe ich an der Uni Würzburg die Möglichkeit, mein Studium voranzutreiben (Gymnasiallehramt Englisch und Sport, Anm. d. Red.) und kann vielleicht auch beruflich vom Netzwerk der Wölfe profitieren.
Herth: Die muss ich erst mal finden, wenn ich alle meine Mitspieler im täglichen Miteinander kennenlerne. Bisher kenne ich nur Stefan Schmitt, Sebastian Kraus, Max Brustmann und aus Balinger Zeiten Benedikt Brielmeier. Erwartet wird von mir, eine Führungsrolle einzunehmen. Die will ich auch gerne ausfüllen.
Von welchen Ihrer handballerischen Stärken können die jungen Spieler am ehesten lernen?
Herth: Meine größte Stärke ist, dass ich eine gute Übersicht habe und flexibel in den Aktionen bin. Auch im Tempospiel von hinten raus kann ich gut Entscheidungen treffen.
Herth: Bisher wurden mir immer ein bisschen Defizite in der Abwehr nachgesagt. (grinst)
Herth: Ich denke, noch ist es zu früh, um Ziele auszugeben. Aber es muss sicher unser Anspruch sein, in der Tabelle von Platz 14 aus etwas nach oben zu klettern.
Herth: Das hoffe ich doch sehr! Ich werde sicherlich kein Heilsbringer sein, der die Spiele alleine entscheidet. Aber ich baue darauf, dass mir meine Erfahrung in brenzligen Situationen hilft. Nicht, um unbedingt selbst das entscheidende Tor zu machen, aber um Ruhe ins Spiel zu bringen und mit kühlem Kopf passende Auftakthandlungen zu initiieren.
Lassen Sie uns ein paar Jahre zurückblicken. 2011 waren Sie beim HBW Balingen-Weilstetten viertbester Feldtorschütze der Bundesliga (215/77 Treffer), galten als einer der hoffnungsvollsten jungen deutschen Spieler und wurden vom damaligen Bundestrainer Heiner Brand in die Nationalmannschaft berufen. In einem Interview mit dem „Spiegel“ sagten Sie seinerzeit: „In naher Zukunft will ich ein richtiger Topspieler werden.“
Herth: In dieser Zeit in Balingen hat mir vieles in die Karten gespielt. Ich habe zum Beispiel von Verletzungen von Teamkollegen profitiert, durch die ich von Linksaußen auf die Mitte gerückt bin.
Herth: Ja, da lief für mich fast alles perfekt. Ich bekam viel Spielzeit, konnte mich entwickeln und zeigen.
Warum ist Ihre Karriere ins Stocken geraten?
Herth: Wie bei so vielen Sportlern war der raketenhafte Aufstieg irgendwann zu Ende. Es kamen kleinere Verletzungen, damit schwand erst die Spielzeit und dann auch das Selbstbewusstsein. Ab da verlief meine Karriere wellenförmig.
Herth: Mit gutem Start. Aber auch da gab es Hochs und Tiefs. Noch mal richtig bergauf ging es, als Florian Kehrmann Trainer wurde, der voll auf mich als Führungsspieler gesetzt hat.
Herth: Das war der bisher größte Rückschlag in meiner Karriere. Trotz guter Vorbereitung bekam ich überhaupt keine Einsatzzeit mehr. Ich hab völlig den Spaß am Handball verloren. Das war der Grund, warum ich in der Winterpause nach Leipzig gewechselt bin. Dort habe ich den Spaß zum Glück wiedergefunden.
Mit dem Aufsteiger haben Sie frühzeitig den Klassenerhalt perfekt gemacht. Mit wie viel Selbstbewusstsein kommen Sie nun nach Rimpar?
Herth: Ich war natürlich schon mal selbstbewusster. Hinter mir liegt meine bisher schwierigste Saison.
Herth: Es nagt schon an mir, weil ich sehr selbstkritisch bin und immer das Optimum aus mir herausholen möchte. Aber dadurch, dass mir das in den letzten Jahren nicht beständig gelungen ist, spornt mich das natürlich megamäßig an. Ich will mir selbst und allen, die nicht mehr an mich geglaubt haben, beweisen, dass ich mein Potenzial wieder auf die Platte bringen kann.
Herth: (lacht) Na dann . . .