Wenige Tage nachdem der Fecht-Weltverband (FIE) entschieden hat, dass russische und belarussische Fechterinnen und Fechter ab April wieder bei internationalen Wettkämpfen starten dürfen und sich damit auch für die Olympischen Spiele in Paris 2024 qualifizieren können, hat der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) den Heimweltcup der Florettfechterinnen um die Würzburger Europameisterin Leonie Ebert in Tauberbischofsheim (5.-7. Mai) abgesagt. Die Entscheidung des Weltverbandes habe intern wie extern heftige Diskussionen ausgelöst, teilte DFeB-Präsidentin Claudia Bokel am Donnerstag mit. Auch sie selbst war in den vergangenen Tagen in die Kritik geraten, weil sie ihr Abstimmungsverhalten in dieser Causa nicht öffentlich gemacht hatte.
"Unsere Solidarität gilt wie bisher den Menschen in der Ukraine, die unter dem Angriffskrieg leiden", erklärte Bokel weiter. Der DFeB wolle mit der Absage des Weltcups in Tauberbischofsheim ein klares Signal geben, dass "er sich ein anderes Ergebnis gewünscht hätte". Es seien weiterhin eine Vielzahl an Umsetzungsfragen offen, auch vonseiten des Weltverbands. Daher sei es aktuell unmöglich, das Turnier durchzuführen. Fraglich war zuletzt vor allem, ob und wie visapflichtige russische und belarussische Athletinnen und Athleten nach Deutschland einreisen dürfen.
FC-Präsident Rupp: "Ich war schockiert"
"Ich war schockiert, als ich diese Meldung gelesen haben", erinnert sich Klaus-Dieter Rupp, der Präsident des ausrichtenden Vereins FC Tauberbischofsheim, an den vergangenen Freitag, als er von der Wiederzulassung der russischen und belarussischen Fecht-Teams erfuhr. "Ich finde das absolut nicht in Ordnung, und wir solidarisieren uns mit den Sportlerinnen und Sportler aus der Ukraine", sagt Rupp nun eine Woche später gegenüber dieser Redaktion.
Dazu kam: Ulrich Derad, Hauptgeschäftsführer des Baden-Württembergischen Landessportverbands (LSV), teilte Rupp mit, dass der LSV als Träger der Liegenschaften in Tauberbischofsheim sein Veto einlegt, sollten tatsächlich russische oder belarussische Athleten in Tauberbischofsheim starten.
Nun werde der Weltcup laut Rupp wohl an ein Land vergeben, dass keine Einreisebeschränkungen gegen russische und belarussische Bürger hat. "Saudi-Arabien wäre ein Kandidat für die Austragung des Weltcups", schlug der Präsident des FC Tauberbischofsheim vor.