Für viele Sportlerinnen und Sportler, gerade aus Randsportarten, erfüllt sich mit der Teilnahme an Olympischen Spielen ein Kindheitstraum. Die Würzburger Florettfechterin Leonie Ebert konnte sich diesen schon 2021 in Tokio erfüllen – und träumt von einer Wiederholung auf der größten aller Sportbühnen. Im April beginnt die Qualifikation für die Spiele in Paris 2024 - und damit für Ebert das Dilemma.
Denn nach der Zulassung von russischen und belarussischen Athletinnen zu internationalen Fecht-Wettkämpfen durch den Weltverband (FIE) könnte die Europameisterin beispielsweise beim Weltcup in Posen oder Anfang Mai auch beim Heim-Weltcup in Eberts sportlicher Heimat Tauberbischofsheim auf eine russische Athletin treffen. Die Russinnen sind im Teamwettbewerb amtierende Olympiasiegerinnen, im Florett-Einzel holten Inna Deriglasowa und Larissa Korobeinikowa in Tokio Silber und Bronze. Auch wenn Eberts Chancen auf eine Olympia-Qualifikation und ein möglicherweise erfolgreiches Abschneiden in Paris durch die Wiedereingliederung von Russland sinken, darf der Weltverband die Entscheidung nicht auf seine Sportlerinnen und Sportler abwälzen, ob diese gegen die Konkurrenz der Kriegstreiber-Nation antreten oder nicht.
Ebert kann sich den Boykott sportlich kaum leisten
Denn sie stellt Athletinnen und Athleten mit Antikriegshaltung vor die Wahl, ob ihnen ihre politische Integrität oder der sportliche Erfolg und die mögliche Olympia-Qualifikation wichtiger sind. Schließlich wird jedes Gefecht, zu dem die Gegnerin einer Russin nicht antritt, als verloren gewertet - und spielt noch dazu der russischen Propaganda in die Hände. Im Fechten, wo es keine Gruppenphase oder Ähnliches gibt, sondern jede Niederlage das Aus in einem Wettkampf bedeutet, ist dies besonders heikel.
Leonie Ebert, die zuletzt bei internationalen Wettkämpfen zweimal früh ausschied, könnte es sich sportlich in den kommenden Monaten kaum leisten, Duelle gegen Russinnen oder Belarussinnen zu boykottieren, auch wenn ihr politischer Kompass ihr eindeutig sagt, dass dies die richtige Entscheidung wäre.
Für Ebert ist das ein Dilemma. Wie sich ukrainische Sportlerinnen und Sportler in einer solchen Situation fühlen, darüber möchte man gar nicht nachdenken.
Dass es im Fechten, wo sicher dieser Putinfreund Thomas Bach immer noch Beziehungen hat, anders läuft, kann ich mir gut vorstellen.
Sport ist leider alles andere als unpolitisch.
Boykott muss sein, wenn man nur einen Funken Anstand hat!
Starke Worte von einem, der seine moralischen Standards anscheinend im Keller vergraben hat …
Sippenhaft für die Sportlerinnen halte ich daher auch nicht gerade für hochmoralisch.
Deswegen, wie schon an anderer Stelle geschrieben:
Ein Sportler, der boykottiert, hat meinen Respekt – wer nicht boykottiert, hat mein Verständnis!