Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat am Wochenende auf seinem Verbandstag in Bad Gögging in Person von Christoph Kern nicht nur einen neuen Präsidenten gewählt, er hat Neuerungen beschlossen, die den Spielbetrieb im Freistaat nachhaltig verändern werden. Hier die sieben markantesten Veränderungen.
1. Zeitstrafe
Dass Fußballer wie Eishockeyspieler oder Handballer nach Verfehlungen Zeitstrafen absitzen mussten und dann wieder aufs Spielfeld zurückkehren durften, das gab es bereits vor Jahrzehnten. Doch diese Art der Bestrafung wurde abgeschafft – und jetzt durch das Votum des Verbandstags wieder eingeführt.
Als Vorbild diente der Nachwuchsbereich, wo es seit 2017 eine Fünf-Minuten-Strafe gibt. Im Erwachsenenbereich gibt es künftig eine Zehn-Minuten-Strafe, jedoch nicht in allen Klassen: "Im Vorfeld des Verbandstags war angedacht, die Zehn-Minuten-Strafe auch in den beiden Bayernligen einzuführen. Eine kurzfristige Änderung der DFB-Spielordnung macht diese Änderung aber nur bis zur Landesliga möglich", teilt der BFV mit. Die Zeitstrafe gilt zur neuen Saison. "Aktuell erfolgt die Anpassung der entsprechenden Durchführungsbestimmungen und der Handlungsanweisungen für die Referees, nach deren Veröffentlichung die Regelung in Kraft tritt", ließ BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth wissen.
2. Auswärtstorregel
Mit großer Mehrheit votierten die 261 anwesenden stimmberechtigten Delegierten beim Verbandstag für die Abschaffung der Auswärtstorregel. Das heißt: Wenn im Frühsommer 2023 in Bayern Relegation gespielt werden wird, dürfte es bei Vergleichen mit Hin- und Rückspiel häufiger in die Verlängerung gehen als bisher.
3. Werbung auch am Hinterteil
Dass Sportler wie wandelnde Litfasssäulen durch die Gegend laufen, kennt man schon vom Fußball in Österreich oder vom Handball. Jetzt gestattet der BFV auch mehr Werbung auf der Spielkleidung als bisher. Fortan besteht die Möglichkeit, sowohl auf der Trikotrückseite als auch auf der Hose Werbung zu platzieren.
4. Spielerpässe nur noch digital
Der gute, alte Spielerpass hat ausgedient – zumindest in analoger Form. Mit großer Mehrheit votierten die Delegierten für die Abschaffung der Spielerpässe in Papierform. Diese gibt es künftig nur noch digital.
5. Freie Geschlechtswahl
Vergangene Woche teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit, dass trans- und intergeschlechtliche sowie non-binäre Menschen, also Menschen mit dem Personenstandseintrag "divers" oder "ohne Angabe" sowie Fußballerinnen und Fußballer, die ihr Geschlecht angleichen haben lassen, künftig selbst entscheiden können, ob sie in einem Frauen- oder einem Männerteam spielen. Das gilt ab der kommenden Saison 2022/23 für den Amateur- und den Jugendbereich sowie im Futsal. Der Verbandstag stimmte mehrheitlich für die Einführung dieser Regelung in Bayern, die Umsetzung der damit verbundenen Neuerungen soll nun in den einberufenen Gremien zeitnah vollzogen werden.
Die Benennung der vorgesehenen Vertrauenspersonen könnte länger dauern, Verbandssprecher Fabian Frühwirth betonte: "Dabei muss es sich um Menschen handeln, die dieses Thema verkörpern und nicht nur auf der Visitenkarte tragen." Bis zur endgültigen Umsetzung der DFB-Richtlinie "wird der Verband Einzelfälle wohlwollend behandeln" – wie schon 2021 den Fall von Laura Holstein, der ersten bayerischen Transfrau im Männerspielbetrieb. Frühwirth sagte, es gebe bis dato nur vereinzelt Anfragen, aber keine konkreten Anträge Betroffener.
6. Gemischte Mannschaften
Um dem Mitgliederschwund in strukturschwachen Regionen entgegenzuwirken, hat der BFV beschlossen, künftig gemischtgeschlechtliche Mannschaften zum Rundenspielbetreib zuzulassen – überall da, wo es nicht ausreichend Männer oder Frauen für eine Mannschaft gibt und die wenigen für den Fußballsport nicht verloren werden sollen. Die Durchführungsbestimmungen, also ob diese Teams bei Männern, Frauen oder in eigenständigen Mixed-Ligen spielen werden und in welcher Wertung, entscheiden die einberufenen Ausschüsse zeitnah, so dass das Vorhaben zur neuen Saison umgesetzt werden kann. Denkbar seien regional zusammengestellte Sammelspieltage für Mixed-Teams ähnlich dem Kinderfußball.
7. Spielabsage wegen Corona
Nach der Coronawelle ist vor der Coronawelle: Der BFV trifft Vorkehrungen dafür, sollte sich das Infektionsgeschehen demnächst wieder zuspitzen. Der Verbandstag stimmte mehrheitlich dafür, dass alle Vereine bis elf Uhr des jeweiligen Spieltags die Möglichkeit haben, angesetzte Spiele einvernehmlich und kostenfrei zu verlegen, sollte im zugehörigen Landkreis die "Corona-Ampel" der Bayerischen Staatsregierung auf Gelb oder Rot springen.