Hallenfußball – ein Auslaufmodell? Die Meldezahlen für die vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) organsierten Männer-Meisterschaften im Fußball-Bezirk Unterfranken sowie im gesamten Freistaat sind seit Jahren rückläufig. Sie sind mittlerweile so gering, dass es in den Fußball-Kreisen Aschaffenburg, Schweinfurt und Rhön gar keine Vorturniere zur Hallen-Kreismeisterschaft mehr gibt, die vor einem Jahrzehnt noch zuhauf existierten. Im Bereich Würzburg, dem größten Fußball-Kreis Unterfrankens, hat Kreisspielleiter Marco Göbet immerhin mit Ach und Krach ein Vorturnier zusammengebracht, das am Sonntag, 17. Dezember, in Unterpleichfeld ausgetragen wird. Die Würzburger Endrunde findet am Freitag, 5. Januar, in Rottendorf statt.
Doch diesen Schwund gibt es nicht nur bei den Verbandsveranstaltungen. Der Trend wird auch bei Privatturnieren sichtbar. "Generell lässt das Interesse im Herrenbereich nach. Selbst in den früheren Hochburgen wie etwa in Schwaben sind die Meldezahlen rückläufig", erklärt BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth. Angesichts dessen führen wir fünf Gründe an, warum das Interesse am Hallenfußball gesunken ist:
1. Verändertes Freizeitverhalten
"Es gibt einen Hauptgrund für die Entwicklung. Das ist das geänderte Freizeitverhalten, Menschen wollen auch einmal mehr Zeit für ihre Familien haben. Freizeit ist ein wichtiges Gut geworden", macht Frühwirth klar. Die Winterpause sei zu dem geworden, was die Sommerpause einst war, "die es in dieser ausgedehnten Form so nicht mehr gibt". Rechnet man den Zeitraum der Relegation noch hinzu, haben gerade in den höheren Klassen Fußballer im Sommer kaum mehr als einen Monat Pause zwischen den Punktspielen. In diesen Zeitraum fällt dann auch noch die Saisonvorbereitung. Daher nehmen sich viele ihre sportlichen Auszeiten in der kalten Jahreszeit.
2. Gefahr von Verletzungen
Die Pause im Winter hat bisweilen auch gesundheitliche Gründe: "Da wollen Spieler und Spielerinnen auch mal regenerieren", sagt Frühwirth. Denn manchem geschundenen Körper, der schon in der Freiluftsaison mit Wehwehchen zu kämpfen hatte, tut eine Pause im Winter gut. Zudem werden beim Spiel in der Halle Sehnen, Bänder und Muskeln noch intensiver beansprucht als im Freien. Viele wollen sich da keine zusätzlichen Verletzungen einhandeln, die sie dann beeinträchtigen, wenn es im März draußen weitergeht.
3. Mangelnde mediale Präsenz
Es gab Zeiten, da spielten Bundesligisten mit guten Besetzungen in der Halle. Von 1988 bis 2002 gab es Meisterschaften um den DFB-Hallenpokal, die auch medial gewürdigt wurden. "Hallenfußball hat allgemein an Zugkraft verloren. Er läuft, anders als früher, quasi gar nicht mehr im Fernsehen", sagt Frühwirth. Mittlerweile spielt auch kaum noch ein ambitionierter Amateurklub in der Halle.
4. Futsal ist nicht überall akzeptiert
Als vor einem Jahrzehnt der BFV seine offiziellen Meisterschaften vom Hallenfußball mit Bande auf Futsal umstellte, gab es kritische Stimmen: Die Futsal-Variante sei weniger attraktiv, weil weniger Tore fielen. Aufgrund ihrer höheren technischen Anforderungen vermindere sich auch die Chance, dass es sportliche Überraschungen gebe. Der mitunter vorhandene Unmut hat den offiziellen Meisterschaften damals sicher Teilnehmer gekostet. Heute spiele das aber keine Rolle mehr, sagt Fabian Frühwirth: "Die Umstellung von Hallenfußball auf Futsal bei Verbandswettbwerben spielt unserer Auffassung nach eine untergeordnete Rolle. Turniere mit Bande verzeichnen genau dieselben sinkenden Zahlen wie die nach Futsal-Regeln."
Ein Beispiel für diese Veranstaltungen mit Rundum-Bande ist das Silvesterturnier in der Rimparer Dreifachhalle, bei dem einst viele Vereine Schlange für eine Teilnahme standen. Das Turnier soll heuer am Freitag, 29. Dezember, wieder stattfinden, obwohl Ausrichter ASV Rimpar noch Teilnehmer sucht: "Wir sind noch im Gespräch mit verschiedenen Vereinen, auch mit hochklassigen", sagt Fußball-Abteilungsleiter Jens Bausenwein, der hofft, ein Feld mit mehr als sechs Teams zu bekommen. Allein Fußball zu spielen, reicht aber nach seinen Worten heutzutage nicht mehr: "Wir wollen zusätzlich was anbieten im Foyer, damit Partystimmung herrscht." Immerhin: Das Turnier in Rimpar gibt es noch, andere Veranstaltungen in der Region wie Stadtmeisterschaften in Würzburg oder Schweinfurt gibt es gar nicht mehr.
5. Corona-Pandemie hat Nachwirkungen
Bei vielen Hallensportarten tut sich nach der Corona-Pandemie ein Zuschauerproblem auf. Fragen Sie mal bei Basketballern oder Handballern nach. Da kommen viele nicht mehr auf die Besucherzahlen, die sie vor der Pandemie hatten. Gut möglich, dass sich manche Besucherinnen und Besucher in Innenräumen eng beieinander stehend immer noch unwohl fühlen. Zwar hat Corona mittlerweile von seinem Schrecken verloren, doch die Aussicht darauf, anschließend seinen ganzen Arbeitsplatz oder die Anwesenden bei der Familien-Weihacht anzustecken, mag auf den einen oder anderen abschreckende Wirkung haben.