
112 Tage hatte die Leidenszeit gedauert. Seit dem 31. Oktober vergangenem Jahres hatten die Drittliga-Fußballer der Würzburger Kickers nicht mehr gewonnen. Die Erinnerung an den 2:0-Erfolg beim 1. FC Kaiserslautern, es war damals der zweite Sieg im dritten Spiel unter Trainer Danny Schwarz, sind schon längst verblasst. Nein verlernt haben die Kickers das Siegen also doch nicht. "Aber es tut einfach gut, dieses Gefühl wieder zu haben", sagte David Kopacz nach dem 3:1 im Kellertreffen beim TSV Havelse.
Die Rote Laterne sind die Kickers seit diesem Wochenende und nach dem zweiten Spiel unter Schwarz' Nachfolger Ralf Santelli erst einmal los. Zum einen, weil Türkgücü München nach dem gestellten Insolvenzantrag und aufgrund von Lizenzverstößen am Freitagabend insgesamt elf Punkte abgezogen wurden. Und weil die Rothosen nun auch den Gegner aus Niedersachsen im Tableau überholten. Plötzlich liegen die Kickers also auf Rang 18 und Kopacz, der als Vorarbeiter sowohl am ersten (Christian Strohdiek, 25.) als auch am zweiten Kickers-Tor des Nachmittags (Robert Herrmann, 71.) beteiligt war, sagte wieder Sätze wie: "Für uns zählt jetzt jedes Spiel." Sechs Punkte beträgt aktuell der Rückstand auf das rettende Ufer. Viktoria Berlin als 16. auf dem ersten Nichtabstiegsplatz hat allerdings noch zwei Nachholspiele zu absolvieren.
Endlich mal ein Sieg bei den Würzburger Kickers
"Mit der Defensive war ich sehr zufrieden", lobte Santelli am Ende den stabilsten Mannschaftsteil an diesem Nachmittag. Und Robert Herrmann, der gerade erst seine zweite Corona-Infektion in dieser Saison hinter sich hatte und nach seiner Einwechslung das 2:0 für die Rothosen erzielte, ordnete das Geschehen im Hannoveraner Stadion realistisch ein: "Nach so vielen sieglosen Partien tut das sehr gut. Es war jetzt nicht das beste Spiel, aber wir haben alles reingeworfen und uns am Ende mal belohnt."
Es war ein typisches Spiel zweier verunsicherter Tabellen-Kellerkinder. "Viele Jungs sind einfach mental nicht mehr frisch", stellte Herrmann fest. Und genau deshalb sei dieser Sieg, den der eingewechselte Saliou Sané mit seinem Elfmetertreffer (84.) nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstor durch Fynn Arkenberg (73.) endgültig sicherte, ja so wichtig: "Die Motivation würde ich uns nie absprechen", so Herrmann: "Vielleicht haben wir aber jetzt wieder mehr Freude an der Sache und kommen gerne zum Training." Zwölf Ligaspiele hatte es zuvor keinen Dreier gegeben.
Kickers-Stürmer Marvin Pourié von Beginn an dabei
Es scheint auch für die Spieler und nicht nur für das Publikum in den letzten Wochen und Monaten vieles eine Qual gewesen zu sein. Diesmal aber quälten sich die Kickers erfolgreich und überstanden auch schwierige Phasen in einer Partie, in der auf beiden Seiten vieles Stückwerk blieb.
Anders als am vergangenen Wochenende hatte Santelli diesmal dem begnadigten Angreifer Marvin Pourié von Beginn an aufgeboten und auf einen Doppelsturm mit André Becker und dem einst Suspendierten gesetzt. Beide Kickers-Hoffnungsträger in der Angriffsspitze rieben sich an diesem Tag auf und wurden vorzeitig ausgewechselt. Die entscheidenden Aktionen der Partie lieferten andere: Kopacz zum Beispiel. Der war an den meisten gefährlichen Offensivaktionen beteiligt. "Es ist auch mein Anspruch, viele solche Aktionen zu haben", sagte er später. Oder aber Christian Strohdiek, der bei seinem zweiten Startelfeinsatz unter Santelli nicht nur die Abwehr organisierte, sondern auch sein erstes Punktspieltor im Kickers-Trikot erzielte. Oder auch Sané, der von Maximilian Breunig bei einem Konter in Szene gesetzt, zwar vor dem Torabschluss noch von den Beinen geholt wurde, den folgenden Elfmeter aber höchstselbst verwandelte.
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Kurzum: Es gab an diesem regnerisch-grauen Nachmittag in Niedersachsen ein paar kleine Lichtblicke für die Kickers. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Die Statistik des Spiels
TSV Havelse - Würzburger Kickers 1:3 (0:1)
Im Hinspiel hat es ja sogar Auswärts für einen Sieg gereicht....was aber für beide Teams eher ein Ausrutscher war.
Wenn sie das Ruder rumreißen um so besser, aber ich habe nach dem vielen "Auf" und "Ab" wenig Hoffnung auf dauerhafte Besserung? Mir fehlt einfach die Beständigkeit, wie es z. Bsp. Schiele hinbekommen hat. Aber warten wir es ab.