"Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Schweinfurt hat gut gespielt und es uns sehr schwer gemacht", lautete die Quintessenz des Statements von Geretsrieds Trainer Rudolf Sternkopf zum 5:3-Erfolg seiner Mannschaft im Icedome. Eine Aussage, die in den Ohren seines Schweinfurter Kollegen Andi Kleider wie Hohn und Spott geklungen haben muss.
"Da muss ich meinem Kollegen leider komplett widersprechen", eröffnete Kleider seine Einschätzung zum Spiel, nachdem er sich für eine überzogene Schiedsrichterkritik vom vergangenen Wochenende entschuldigt hatte. "Unsere ersten 40 Minuten waren eine einzige Katastrophe. Da war von dem, was wir uns vorgenommen haben, überhaupt nichts zu sehen. Kein Spieler hat mal das Herz in die Hand genommen. Ab dem dritten Drittel ist es dann etwas besser geworden. Da muss ich besonders der dritten Reihe ein Kompliment machen, die ihre Sache dann wirklich gut gemacht hat", endete Kleider in der Pressekonferenz und entschwand merklich angefressen.
Auch einen Tag später war sein Ärger noch nicht gänzlich verflogen, hatte aber mehr und mehr einer gewissen Ratlosigkeit Platz gemacht: "Ich habe keine Erklärung, wie eine Mannschaft so reagieren kann." Bei allen Diskussionen um die schwierigen Rahmenbedingungen, die Kleider ja selbst auch betonte und die nach wie vor einen Erklärungsansatz bieten, scheint er am Ende seiner Geduld: "Natürlich sind wir in einem Loch. Aber da muss man jetzt eben mal durch den Schmerz durchgehen. Ich weiß nicht, wie oft ich in meiner Laufbahn an diesem Punkt war", weiß er, wie schwer das ist, aber eben auch, dass es möglich und notwendig ist.
Doch nicht nur die läuferischen und kämpferischen Leistungen seiner Schützlinge machten ihm Sorgen. Auch das Überbordwerfen sämtlicher taktischer Vorgaben ließ ihn über das "Warum" grübeln.
Haarsträubendes Abwehr- und Angriffsverhalten
"Gegen Mannschaften, die vom Papier her sicher stärker sind als wir, machen wir es richtig gut und hätten teilweise punkten können – in Peißenberg sogar müssen. Und wenn wir auf ein Team treffen, mit dem wir sicher auf Augenhöhe sind, weiß plötzlich keiner mehr, was er zu tun hat", musste er teilweise haarsträubendes Abwehr- wie Angriffsverhalten mitansehen.
Auf die Umstellung der Offensiv-Reihen wollte Kleider dies nicht zurückführen: "Dafür war in allen Bereichen, auf die es im Eishockey ankommt, zu wenig zu sehen."
Der Teamgeist muss zurück
Zu Saisonbeginn wurden häufig der gute Teamgeist und der Charakter der Mannschaft beschworen. Beides sollten die Spieler am kommenden Freitag gegen Königsbrunn auf dem Eis demonstrieren. Sonst könnte die Heimspielserie ab Ende November, mit fünf Partien am Stück, eine recht einsame und belanglose Veranstaltung werden.
Denn dann könnten die ohnehin schon geringen Zuschauerzahlen noch weiter zurückgehen, auch ohne, dass dies aufgrund der neuen Corona-Bestimmungen notwendig würde. Aktuell sieht es danach in Schweinfurt im Gegensatz zu anderen Städten und Landkreisen, wie in Waldkraiburg, wo die Eishalle voraussichtlich ab kommenden Mittwoch komplett geschlossen wird, aber noch nicht aus.