Nach rund elf Monaten Abstinenz beginnt heute die neue Saison in der Eishockey-Bayernliga. Mannschaft und Anhänger des ERV Schweinfurt müssen sich aber noch in Geduld üben. Denn für die Mighty Dogs geht es erst am Sonntag (18 Uhr) beim Auswärtsspiel in Erding aufs Eis. Grund sind zwei Defekte an der Eisanlage im Schweinfurter Icedome, die die Eisbereitung wiederholt verzögert haben.
"Wenn jetzt alles gut läuft, können wir vermutlich Mitte der kommenden Woche zum ersten Mal im Icedome trainieren", ist Sportvorstand Gerald Zettner zuversichtlich, dass die Anhänger ihre Mannschaft dann wie aktuell geplant am 10. Oktober gegen den EC Pfaffenhofen bejubeln dürfen.
Matthias Kohl hilft als Co-Trainer
Das Gesicht der Dogs hat sich seit dem Saisonabbruch im vergangenen November deutlich gewandelt. An der Bande zeichnet nun Andi Kleider verantwortlich, der in der Vorsaison unter Kyle Piwowarczyk noch die Position des Co-Trainers bekleidet hatte. Seine frühere Rolle nimmt mit Matthias Kohl nun ein ehemaliger Mitspieler ein. "Ihn zu kontaktieren war meine Idee", so Kleider." Entsprechend angetan ist er von der bisherigen Zusammenarbeit. "Wir harmonieren sehr gut und sind im ständigen Austausch, auch wenn er momentan beruflich bedingt nicht immer dabei sein kann."
Auch das Gesicht der Mannschft hat sich deutlich verändert. Erstmals seit Jahren sind zu Saisonbeginn bereits beide Ausländerpositionen besetzt. Mit Dylan Hood wurde ein erfahrener Man verpflichtet, der in der Vorsaison bereits das letzte Spiel vor dem Saisonabbruch im ERV-Trikot absolvierte und dabei einen bleibenden Eindruck hinterließ. "Er ist ein super Charakter und bringt sowohl eishockeytechnisch, als auch in Sachen Mannschaftsführung viel mit", ist Kleider mit dem Rückkehrer sehr zufrieden.
Und auch sein Sturmpartner Joshua Bourne hinterließ bislang einen guten Eindruck. Mit Christian Masel, der bereits in Bad Kissingen und Haßfurt auflief, konnte ein weiterer erfahrener Spieler in den Icedome gelotst werden. Hinzu kommen etliche junge Spieler. "Wir sind von diesen jungen Spielern vollauf überzeugt", so Zettner, der betont, mit diesen Talenten, die zum großen Teil in Schweinfurt verwurzelt sind, mittelfristig etwas aufbauen zu wollen. Und auch der Trainer ist voll des Lobes: "Es macht wirklich Spaß, ihnen zuzuschauen. Sie hauen sich voll rein."
Und genau darauf kommt es Kleider an: "Ich will von der Mannschaft 100 Prozent Leidenschaft sehen. Wir sind sicher keine Mannschaft, die alles spielerisch lösen wird. Körperliche Fitness und der Wille sind daher das A und O." Ersteres ist nach einer zerfahrenen Vorbereitung noch nicht bei allen da. "Darauf werden wir einen Schwerpunkt legen, wenn wir in Schweinfurt Eis haben."
Auswärtstraining, wie in den vergangenen Wochen, als die Mannschaft wegen des fehlenden Eises nach Lauterbach und Haßfurt ausweichen musste, wird es bis dahin nicht mehr geben. "Das ist den Jungs nicht mehr zuzumuten. Wir sind oft erst zwischen ein und zwei Uhr nachts vom Training zurückgekommen." Und auch Zettner betont: "Da hat man die hohe Motivation der Mannschaft gesehen. Die Trainingsbeteiligung lag trotz der Strapazen bei nahezu 100 Prozent."
Das tatsächliche Leistungsvermögen ist dennoch schwer einzuschätzen, da auch die Testspiele unter den Rahmenbedingungen litten. "Das erste Spiel in Haßfurt kann man nach nur zwei Einheiten auf den Eis nicht werten. Die Spiele gegen Lauterbach waren sicher auch kein Gradmesser. Beim zweiten Spiel in Haßfurt konnte man schon sehen, dass die Mannschaft taktisch einiges umgesetzt hat. Daher hätte ich sehr gerne noch einen Härtetest gegen Pegnitz oder alternativ Höchstadt gehabt, was ja leider aufgrund fehlender Schiedsrichter nicht möglich war", bedauert Kleider den Ausfall der Generalprobe am vergangenen Wochenende.
Zum Auftakt gibt es eine defensive Marschroute
Nun müssen die Mighty Dogs am Sonntag in Erding ins kalte Wasser springen. "Wir werden versuchen hinten gut zu stehen und möglichst lange die Null zu halten", gibt der Trainer eine eher defensive Marschroute für den Saisonauftakt vor. Sicher auch, weil er Erding zu den Favoriten in der Liga zählt.
"Sie haben personell aufgerüstet. Gleiches gilt für Miesbach und Peißenberg. Und auch Klostersee und Waldkraiburg werden sicher zu den Teams gehören, die oben mitspielen." Ob die Schweinfurter in diese Gruppe hineinstoßen können bleibt abzuwarten. "Wir erhoffen uns natürlich, dass wir zumindest unter die ersten Acht und damit in die Play-offs kommen", so Zettner, der aber von Vereinsseite kein Saisonziel ausrufen will.
Im Plan ist noch ein weiterer Verteidiger
Auch Kleider ist da eher zurückhaltend: "Wir haben eine relativ junge Truppe, die ich nicht unnötig unter Druck setzen will. Sie sollen unbekümmert auftreten. Mit klaren taktischen Vorgaben, aber ohne Druck, die Play-offs erreichen zu müssen. Klar ist aber auch, dass wir natürlich den größtmöglichen sportlichen Erfolg wollen."
Um den zu erreichen, könnte personell auch nochmal nachgelegt werden. "Wir schauen uns noch nach einem Verteidiger um", so Zettner. Im Kader stehen aktuell vier davon, die aber dauerhaft durch Kevin Marquardt ergänzt werden. Am Sonntag in Erding wird zudem Kapitän Semjon Bär in die Defensive rücken. "Wir haben das zuletzt probiert und er fühlt sich da auch wohl. Dauerhaft werden wir aber noch jemanden brauchen, um Ausfälle kompensieren zu können", sieht auch Kleider noch Handlungsbedarf.