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Handball
TV Gerolzhofen: Die "fetten Jahre" der Handballer sind vorbei
Noch vor wenigen Jahren war der Steigerwald-Verein in der Landesliga zuhause. Mittlerweile steht er am Tabellenende der Bezirksliga. Die Gründe für den "Absturz" sind bekannt.
Nach dem Abstieg aus der Bezirksoberliga sortierte sich derTV Gerolzhofen in der Bezirksliga neu. Aktuell liegt die Mannschaft aber auch da am Tabellenende.
Foto: Archivfoto Steffen Krapf | Nach dem Abstieg aus der Bezirksoberliga sortierte sich derTV Gerolzhofen in der Bezirksliga neu. Aktuell liegt die Mannschaft aber auch da am Tabellenende.
Matthias Lewin
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:29 Uhr

Es läuft nicht rund bei den Gerolzhöfer Handballern. In der Bezirksliga steht die Mannschaft auf dem letzten Tabellenplatz – und das ohne jeden Punktgewinn. Bis vor rund drei Jahren spielten die Männer noch eine Liga weiter oben eine gute Rolle, waren in der Saison 2015/16 sogar für ein Jahr in der Landesliga zuhause. Was ist passiert in der Dreifachturnhalle am Sportzentrum der 6800-Einwohner-Stadt?

0:44 Punkte lautete die schreckliche Bilanz in der bis heute letzten Bezirksoberliga-Saison (2018/19) der Gerolzhöfer Handballer. 22 Spiele ohne ein Erfolgserlebnis bedeuteten den Abstieg in die Bezirksliga. Dem folgte eine abgebrochene Saison. Und in der laufenden Runde sieht es auch nicht danach aus, als könnte die Mannschaft die Kurve kriegen.

Den erfolgreichen Jahren folgte ein massiver Umbruch

Christian Heinisch hat mittlerweile die Aufgabe, die Handballer wieder nach vorne zu bringen. Seit 2018 im Verein, ist er seit August vergangenen Jahres deren Abteilungsleiter. Er sowie das Trainerteam Klaus Blattner und Philip Günter "arbeiten konzentriert daran, die Mannschaft individuell als auch als Team nach vorne zu bringen", so der 42-Jährige. Aktuell steht die Mannschaft aber wieder ganz hinten in der Tabelle. Alle sechs Spiele, die in dieser Spielzeit ausgetragen werden konnten, gingen verloren.

"Wir hatten vor 15, 20 Jahren eine recht gute Jugendarbeit, unter anderem mit dem bayerischen Meistertitel in der C-Jugend", erinnert sich Heinisch an die guten Zeiten beim TV Gerolzhofen. "Und aus diesen Talenten speiste sich die damalige Landesliga-Mannschaft. Aber dann kam ein Zeitpunkt, in der Familie, Beruf sowie andere private Interessen dazwischen kamen." Da hieß es dann plötzlich: Ich höre auf – und das nicht nur bei einem Spieler.

"Unsere Jugend hat über Jahre hinweg nicht die Ausbildung gehabt, die sie hätten bekommen sollen."
Christian Heinisch, Handball-Abteilungsleiter beim TV Gerolzhofen

Dieser massive Umbruch vor gut drei Jahren – mit dem Verlust sämtlicher Leistungsträger und mit dem Abgang von Trainer Fabian Servatius, heute bei der HSG Volkach, – sei für das Ende der "fetten Jahre" beim TVG hauptverantwortlich gewesen.

Der TV Gerolzhofen setzte fortan notgedrungen auf den eigenen Nachwuchs. Der aber war nach den erfolgreichen Jahren ein wenig aus dem Blickfeld geraten. "Da mussten wir feststellen, dass die nötige Qualität nicht vorhanden war, und auch die Masse an Spielern nicht", rekapituliert Heinisch. Und auch bei den jungen Spielern im Männerbereich sei "die Qualität nicht herausragend", stellt er nüchtern fest.

Dabei gebe es genügend Spieler im Verein. Die Herrenmannschaft steht auch gerne mal mit 20 Leuten in der Halle", weiß Heinisch, dass das Problem anders geartet ist. Denn: "Wir bringen einfach nicht die nötige Qualität auf die Platte."

"Unsere Jugend hat über Jahre hinweg nicht die Ausbildung gehabt, die sie hätten bekommen sollen", schränkt der Abteilungsleiter ein, dass eben dieses "A und O" zuletzt zu sehr vernachlässigt wurde. "Handball spielen können sie, aber nicht auf dem Niveau, das andere haben."

Corona drängt den Sport ins Hintertreffen

Die letzte Partie Ende Januar beim Tabellenzweiten in Ochsenfurt ging mit 23:37 deutlich verloren, auch wenn Gerolzhofen da "relativ lange gut mithalten konnte", wie Heinisch meint. Überhaupt: "Ich halte uns schon für wettbewerbsfähig in dieser Liga. Es gibt aber leider einige Leistungsträger, die aktuell wegen Corona lieber mal auf ein Spiel verzichten – vor allem auswärts", hat er durchaus Verständnis dafür, dass die Prioritäten bei vielen eher auf der Gesundheit denn auf dem Sport liegen.

Eine Rückkehr in die Bezirksoberliga steht in Gerolzhofen aktuell nicht zur Debatte. Dafür müsste die Qualität gesteigert werden, und das hänge auch an den Trainern, vor allem im Nachwuchsbereich. "Und genau da haben wir Schwierigkeiten", weiß Heinisch, dass Handball-Trainer in und um Gerolzhofen nicht so leicht zu finden sind. "Das ist in meiner Heimat Solingen mit ihren 160 000 Einwohnern schon anders." Gut aufgestellt sieht er den Turnverein lediglich in den jüngeren Jahren.

Zahlreiche Aktivitäten außerhalb des Wettkampfs

Abseits der sportlichen Qualität tut der Verein regelmäßig einiges, um den Handballsport in Gerolzhofen überhaupt aufrechtzuerhalten. "Wir haben ein Handball-Camp, nehmen am 'Aktionstag Handball' der Grundschule teil, auch mit Online-Aktion wie dem 'Lauf nach Kairo', bleiben wir im Gespräch", ist die Abteilung durchaus fleißig. Um die Zukunft ist Heinisch und seinen Mitstreitern also nicht bange.

Und in der soll auch wieder eine zweite Mannschaft gemeldet werden. "Damit wollen wir auch altgedienten Leuten wieder die Möglichkeit bieten, Handball zu spielen. Nur eben ohne Leistungsdruck. Heinisch will dann auch selbst wieder den Ball in die Hand nehmen.

 
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