Es kam nicht unerwartet: Der Bayerische Handball-Verband (BHV) hat die Saison 2020/21 abgebrochen. Am Mittwoch hatten Verbandspräsident Georg Clarke und Geschäftsführer Thomas Reichard diesen zwei Tage zuvor gefassten Beschluss veröffentlicht. Unterfrankens Handballer hatten mit einer solchen Entscheidung gerechnet, nachdem andere Landesverbände in den Tagen zuvor das ebenfalls beschlossen hatten.
"Das war die einzig richtige und logische Entscheidung. Der Verband muss sich eben nach der Politik richten. Alles andere würde derzeit keinen Sinn ergeben", sagt Marcus Thalhäuser, Sportlicher Leiter beim MHV Schweinfurt. Und die hatte den Lockdown bis 7. März verlängert.
Auch Handball-Abteilungsleiter Mirko Wagenhäuser vom TV Königsberg (Landkreis Haßberge) begrüßt den Abbruch: "Es ist gut, dass wir uns jetzt komplett auf eine neue Saison vorbereiten können." Dadurch habe der Verband den Vereinen eine bislang bestehende Unsicherheit genommen, wie es mit der im vergangenen September gestarteten Runde weitergehe.
Im vorherigen Rundschreiben von Dezember hatte der BHV noch Alternativen vorgeschlagen: statt einer doppelten nur eine einfache Runde, falls ab Ende Februar wieder gespielt werden könnte, oder, im ungünstigsten Fall, die Meisterschaft als Turnier in der Bayern- und Landesliga. Schon damals hatte der Handball-Verband allerdings ebenso angedeutet, dass der Saisonabbruch wahrscheinlich sei, sollte dieses Datum nicht gehalten werden können.
Nach dem zweiten Lockdown hat keiner an eine Fortsetzung geglaubt
"Der Verband hat nach langem Hin und Her endlich einen Schlussstrich gezogen. Jetzt wissen wir wenigstens, woran wir sind", sagt Harald Dennerlein, Vorsitzender beim Landesligisten SV Michelfeld (Landkreis Kitzingen). Ein für diese Liga angedachtes Turnier hätte er als ungerecht empfunden. Daher sei er froh, dass der Verband eine klare Lösung gefunden habe.
Obwohl die vorherige Saison nach gut zwei Dritteln abgebrochen und die jetzige – nach weitaus weniger Spielen – komplett annulliert wurde, hat Dennerlein den Humor nicht verloren: "Wenn du mir bei unserem Aufstieg 2019 gesagt hättest, dass wir für mindestens drei Jahre in der Landesliga spielen, hätte ich damals sofort angenommen."
Auch Werner May, Vorsitzender des TV Etwashausen (Landkreis Kitzingen), dessen Handballteams in der HSG Mainfranken aufgegangen sind, sagt: "Für mich ist das der logische Schritt. Keiner hat gewusst, wie und wann es weitergegangen wäre." Er habe schon im November vermutet, dass die Runde vorbei sei. Thalhäuser ergänzt: "Nach dem zweiten Lockdown im Dezember hat wirklich keiner mehr daran geglaubt, dass in dieser Saison nochmal gespielt wird."
Der Schweinfurter sorgt sich nicht um die lange Pause bis zum möglichen Saisonstart im September: "Bis Mitte Februar hätten wir normalerweise zwei Drittel der Runde gespielt. Ein paar Wochen mehr bringen wir jetzt auch rum." Er hofft, dass die Handballer ab Mai im Freien trainieren können. Darauf setzt auch der Kitzinger May: "Sobald geöffnet wird, fangen wir mit dem Training an und spielen den Sommer über Freundschaftsspiele und Turniere."
Bezirk bespricht weiteres Vorgehen und Fahrplan für die neue Saison
Weil es nach dem Saisonabbruch weder Auf- noch Absteiger gibt, teilt der Verband alle gemeldeten Mannschaften für die nächste Saison wieder in ihre bisherigen Spielklassen ein. Absteigen müssen nur die, die sich schon vor dem Saisonstart zurückgezogen haben.
Die Verantwortlichen beim HSV Main-Tauber aus Kreuzwertheim (Landkreis Main-Spessart) bei den Männern als auch bei der TSG Estenfeld II (Landkreis Würzburg) bei den Frauen sehen in dieser Regelung für sich keinen Nachteil, vielmehr sei es fraglich, ob sie überhaupt eine Mannschaft melden könnten.
Laut Gerd Schäfer, dem stellvertretenden Handball-Bezirksvorsitzender in Unterfranken, zogen sich im Bezirk nur diese zwei Mannschaften vor und acht weitere Mannschaften nach dem Stichtag am 18. September zurück. Letztere könnten weiterhin in der gleichen Spielklasse antreten. Schäfer geht aber davon aus, dass nicht alle wieder antreten würden, da der Rückzug meist nicht coronabedingt, sondern aufgrund zu weniger Spielerinnen oder Spieler erfolgte.
"Wir haben noch keine Erfahrungen mit so einer Situation. Wir müssen generell einmal abwarten, wie viele Mannschaften überhaupt gemeldet werden, vor allem in den unteren Klassen", sagt er. Das weitere Vorgehen und einen Fahrplan für die neue Saison im Bezirk werde der Vorstand auf einer Sitzung am Montag besprechen.