
Bei aller Freude über den Derbysieg schwang bei FT-Schweinfurt-Trainer Adrian Gahn nach dem Spiel auch ein wenig das schlechte Gewissen mit. "Wir wollen nicht die sein, die Gochsheim in die Bezirksliga schießen. Trotzdem will man Derbysieger werden", erklärte Gahn den gedanklichen Zwiespalt vor dem Duell. Die Gochsheimer Konkurrenten im Abstiegskampf in der Fußball-Landesliga Nordwest können jedoch beruhigt sein: Die FTS spielte höchst seriöse 90 Minuten – und einige länger – gegen den Nachbarn und gewann am Ende verdient mit 3:1 vor 300 Zuschauenden beim TSV in Gochsheim.
Die Heimelf musste im Derby auf ihre zwei wichtigsten Defensivstützen verzichten: Abwehrchef Mirza Mekic fehlte genauso wie Torhüter Irnes Husic, der nach seinem Zusammenprall mit dem Torpfosten in der Vorwoche im Spiel gegen die DJK Dampfach weiterhin ausfällt. Zwischen den Pfosten feierte Jan Deppert nach zweijähriger Spielpause sein Comeback in der Landesliga-Mannschaft.
Schiedsrichterbeobachter Steffen Ehwald kommt ins Spiel
In der sechsten Minute durfte er gleich seine Fäuste zum Jubeln hochreißen: Gut einhundert Meter vor ihm markierte Eduard Krüger nach einer Standardsituation die frühe Führung für den Tabellen-13. der Liga. "Wir sind gut ins Spiel gekommen. So hatten wir uns das vorgestellt, wir wollten ein frühes Tor machen", analysierte Gochsheims Trainer Stefan Riegler. Allerdings pulverisierte sich der Traumstart schnell. FTS-Flügelstürmer Tim Stühler glich in der 13. Minute aus. Riegler ärgerte sich – vor dem Treffer verlor sein Team zwei entscheidende Zweikämpfe. "Das darf so nicht passieren – in einem so wichtigen Spiel." Bis zur Pause ging es ausgeglichen und torlos weiter.
Kurz nach dem Seitenwechsel vergab Gochsheims Stümer Marcial Weisensel, in Folge einer starken Einzelleistung von Yannick Sprenger, aus kurzer Distanz die große Chance auf das 2:1. Im Gegenzug machten es die Turner besser. Ein abgefälschter Flachschuss von Stühler prallte zunächst an den Torpfosten, dessen Sturmkollege Tyrell Walton schaltete blitzschnell, erlief sich den Ball und passte ihn flach und scharf in die Mitte. Dort stand Torjäger Dominik Popp, der in bester Mittelstürmermanier zum 1:2 einschoss (53.), sein 27. Saisontor. Wenige Minuten zuvor noch hatte Popp aus kürzester Entfernung nach einer Walton-Flanke neben das Tor von Deppert geköpft.
Anschließend wurde es etwas kurios: Schiedsrichter Andreas Peplinski musste minutenlang verletzt behandelt werden. Der Nürnberger Unparteiische versuchte es anschließend noch einmal. Kurz nach seinem Wiederanpfiff fasste er sich aber an den hinteren Oberschenkel. Es ging für ihn nicht weiter. Nach weiteren zehn Minuten Pause pfiff ein in der Region bestens bekanntes Gesicht die Partie neuerlich an: Steffen Ehwald, der als Schiedsrichterbeobachter zugegen war, nahm die Pfeife dann eben selbst in den Mund.
Die Zwangspause hat keinen guten Einfluss
Dem Spielfluss schadete die lange Unterbrechung merklich. Vor allem Gochsheim fand anschließend nur schwer ins Spiel. Schweinfurt tat sich mit der Führung im Rücken leichter, auch, weil die Heimelf aufmachen musste. Popp scheiterte nach einem Konter im Eins-gegen-Eins an TSV-Keeper Deppert. Der umtriebige Luca Reck – über ihn sagte Coach Gahn später, "er war als Sennfelder besonders motiviert", verfehlte mit einem Flachschuss aus 18 Metern das Tor des Rivalen nur knapp.
Gochsheim versuchte es in der Schlussphase viel mit langen Bällen und über Standardsituationen, kam jedoch zu keinen zwingenden Abschlüssen mehr. Moriz Heusinger sorgte für die Entscheidung. Einen Freistoß aus 18 Metern knallte der Linksfuß präzise, aber nicht sonderlich platziert, zum 1:3 aus Gochsheimer Sicht in die Maschen. "Die Niederlage ist ärgerlich", fand TSV-Trainer Riegler. "Wir haben einen sehr großen Aufwand betrieben. 60 Minuten war das ein ausgeglichenes Spiel." Der Gochsheimer Vorsprung auf den ersten Relegationsplatz, den Vatan Spor Aschaffenburg nach diesem Spieltag einnimmt, ist auf nur noch drei Punkte geschrumpft. "Das Schöne ist: Wir haben es immer noch in den eigenen Händen. Wir müssen jetzt einfach weitermachen", gibt Riegler die Marschroute für die restlichen vier Spiele vor.