Achtzehn Minuten vor Schluss des Landesliga-Nordwest-Heimspiels gegen Alemannia Haibach (0:0) machte Irnes Husic, Torhüter des TSV Gochsheim, das, was er wirklich gut kann: Er hielt einen Strafstoß. "Es war mein vierter Gehaltener von sechs Elfmetern in meiner Gochsheimer Zeit", sagt Husic nun mit stolzem Blick. Der 34-Jährige ist absoluter Leistungsträger und soll diese Saison erneut einer der Garanten für den Klassenerhalt sein.
Einer, der unauffällig hinten in seinem Tor steht, ist der Mitarbeiter einer Bausparkasse nicht. Im Strafraum brodelt er wie ein Vulkan. "Du musst schon anders sein", versucht Irnes Husic den Irnes Husic im Trikot zu beschreiben. "Jede Millisekunde, in der du nicht aus deinem Tor herauskommst, jeder Millimeter, den du den Ball falsch triffst, können spielentscheidend sein." Es braucht eine starke Mentalität, um damit klarzukommen, findet der Goalie. Husic nennt noch ein Beispiel und lacht: "Wenn ein Spieler mit dem Ball am Fuß auf dich zuläuft und du kommst als Torhüter mit Kopf und Händen voraus raus, dann ist das auch schon so ein kleines Indiz: Ein bisschen bescheuert musst du schon sein."
Irnes Husic wollte schon immer zwischen die Pfosten
Die Liebe zum Torwartspiel schwingt bei ihm in jedem Satz mit. Schon früh als Kind entschied er sich, die besondere Position ausfüllen zu wollen. Er beobachtete beim FC 05 Schweinfurt, bei dem er in der F-Jugend anfing, als kleiner Junge das Torwarttraining und kam dann selbst jahrelang in den Genuss, durchlief bei den Nullfünfern alle Nachwuchsmannschaften. Seine erste echte Station im Männerbereich war der TSV Abtswind. Nach fünf Jahren wechselte er zum SV Euerbach/Kützberg. Über beide Stationen schwärmt der in Sennfeld lebende Husic in den höchsten Tönen. Auch hinsichtlich der aktuellen. Sich zu messen, gehört für den im ehemaligen Jugoslawien geborenen Fußballer dazu. Auch Misserfolge werfen ihn nicht aus der Bahn. Das hat ihm ebenfalls der Fußball gelehrt.
Husic ist ein durchsetzungsfähiger Charakter. Seit er das erste Mal die Torwarthandschuhe anzog, war er in all seinen Teams Stammkeeper. An seiner beachtlichen Amateurkarriere hinderte ihn dann auch seine mit 1,81 m relativ geringe Körpergröße für einen Schlussmann nicht. "Wenn du nicht so groß bist, brauchst du eine bessere Strafraumbeherrschung als die Anderen", erklärt er, wie sich fehlende Größe mit Qualität kompensieren lässt. "Und fußballerisch brauchst du auch etwas, um Landesliga-Torwart zu sein." Hinzu kommt die nötige Ausstrahlung. Auch an "Lautstärke" hat er in den vergangenen Jahren gewonnen. Im Verbund mit Abwehrchef Mirza Mekic führt er seit dem Gochsheimer Landesliga-Premierenjahr 2021/22 die Defensive an. Die beiden Bosniaken kommunizieren im Spiel gerne auf ihrer Landessprache, damit die Gegner nicht alles verstehen, verrät Husic.
Das große Ziel lautet auch diese Saison Klassenerhalt: Nach einem miserablen Start sind die Gochsheimer mittlerweile in der Saison angekommen. Auswärts sprang allerdings erst ein Pünktchen heraus. Das soll sich möglichst am Samstag in der Partie beim TSV Karlburg (16 Uhr) ändern. Die gemeinsame Fahrt mit den Fans könnte das große Pfund sein, hofft Husic – und vor allem auf einen Sieg. "Dann ist eine richtig geile Stimmung im Bus auf dem Rückweg."