Wann hat es das zuletzt im ViP-Zelt des FC 05 Schweinfurt gegeben: Ballermann- und Skihütten-Hits aus der tragbaren Box und dazu Gesänge, ausgelassen, aber ganz sicher weniger schön als einige der Tore beim vorangegangenen 5:2-(1:1)-Sieg über die nun ziemlich sicher abgestiegene SpVgg Hankofen-Hailing. Aber wann hatte es überhaupt zuletzt vier Schweinfurter Siege am Stück in der Fußball-Regionalliga Bayern gegeben? Lange her: zwischen dem 9. und 30. November 2019 - nach der Amtsübernahme von Trainer Tobias Strobl.
Heute steht da abermals ein neuer Trainer: Marc Reitmaier, der am 27. Februar das Amt vom erfolglosen Christian Gmünder übernommen, seitdem in acht Spielen fünf Siege und ein Unentschieden verbucht hat, sowie einen Top-3-tauglichen 2,0-Punkteschnitt. Wenn im ziemlich verrückten Abstiegskampf dieser Saison nichts außergewöhnliches passiert, dürfte dem bis auf Rang neun gekletterten FC 05 (46 Punkte) ein weiterer Sieg aus nur noch fünf Partien reichen für den Klassenerhalt. Im Idealfall schon - wenn schon mal gerade beste Stimmung herrscht - am Samstag (14 Uhr, Sachs-Stadion) gegen die ebenfalls noch nicht gerettete SpVgg Ansbach (44).
"Wir können da einen großen Schritt machen, das ist wieder ein Endspiel, aber eines, in dem sich die drei Punkte, die es zu gewinnen gibt, nach mehr anfühlen", gibt sich der nach Außen so zurückhaltende Motivator erstmals ein bisschen offensiver. Vielleicht auch, weil das im Gegensatz zu den vielen Mit-dem-Rücken-zur-Wand-Endspielen diesmal ein positives Endspiel ist: Der FC 05 hat seine Situation plötzlich selbst in der Hand. "Der Spaß ist zurück", umschreibt der 39-jährige Würzburger das. Resultat zahlreicher Team-Building-Maßnahmen wie Bowlingabende oder Mannschaftsessen. "Die Mannschaft ist zusammengewachsen."
Malik McLemore krönt seine Entwicklung mit zwei weiteren Traumtoren
Was sich an einem Spieler besonders manifestiert: Malik McLemore. Nach seinem Zauber-Tor beim 5:1 gegen Pipinsried haute er den armen Hankofenern wieder solche Tor-des-Monats-Dinger ins Netz - einen Lupfer (72.) und einen Strich in den Winkel (90.+4). "Langsam muss ich mir Gedanken machen, was ich jetzt noch für ein Tor schießen kann", witzelte der 26-jährige Ex-Fürther, der jedoch wusste, wem die Mannschaft und insbesondere er den aktuellen Höhenflug verdankt: "Seit Marc Trainer ist, hat sich eine andere Dynamik entwickelt. Für mich ist es wichtig, zu wissen, was ein Trainer von mir hält. Er hat mich wiederholt in kritischen Phasen eingewechselt, das zeugt von Vertrauen. Und das gebe ich gerne zurück."
Ein Vertrauen, das Reitmaier auf die Probe gestellt hatte, als er den Flügelspieler, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, Ende März 12 Tage wegen Disziplinlosigkeit suspendiert hatte: "Da hat er die Tartanbahn kennengelernt, dürfte 100 Kilometer runter gerissen haben. Da hat er gelernt, dass der Verein über allem steht." Von dessen sportlichem Überleben in der Regionalliga McLemore überzeugt ist: "Die Mechanismen greifen inzwischen, wir haben uns stark entwickelt und sehr große Schritte nach vorn gemacht."
Zuschauer-Aktion für das Spiel am Samstag gegen Ansbach
Fürwahr: Es hat sich eine beinahe unheimliche Selbstverständlichkeit eingestellt, mit Rückschlägen umzugehen. Die alte Leier von den viel zu einfachen Gegentoren verstummt, weil die Schweinfurter stets eine Antwort parat haben und die halbe Mannschaft inzwischen Tore schießen kann. Neben Adam Jabiri (17.) und McLemore trafen diesmal Kevin Fery (55.) sowie Benjamin Hadzic (59.) und pulverisierten damit förmlich die zwischenzeitliche Trendwende der Gäste (21., 54.). "Das war ab dem Ausgleich ein Spektakel. Powerfußball wie ihn die Fans lieben. Als Trainer wollte ich da nicht mehr bremsen, auch wenn die Gefahr da war, zu überpacen."
Dass Kristian Böhnlein (10. Gelbe) und Lucas Zeller (Gelb-Rot) gegen Ansbach fehlen registrierte Reitmaier mit Bauchschmerzen, aber ohne Angstzustände: "Wir haben ausreichend Optionen." Bei allen vier Siegen zuletzt hatten Einwechslungen noch einmal einen Impuls geben können. Einen weiteren sollen nun die Zuschauer liefern, zumal der FC 05 eine Aktion anbietet: Inhaber einer Tageskarte vom Hankofen-Spiel erhalten für Samstag zwei Stehplatzkarten zum Preis von einer, alle Dauerkarten-Inhaber dürfen eine Person kostenlos mitnehmen. Reitmaier sagt "wir hoffen dass wir zuletzt positive Eindrücke in der Stadt hinterlassen haben" - und hofft auf eine vierstellige Kulisse. Die Einheit mit den organisierten Fans, die inzwischen ihren Platz auf der Haupttribüne haben, ist ohnehin wieder intakt - es wird auch gemeinsam gesungen.