Wenn der Schein trügt: Der FC 05 Schweinfurt ist mit dem 1:1 (0:1) gegen Viktoria Aschaffenburg auf Tabellenplatz sechs in der Fußball-Regionalliga Bayern geklettert - und hat im Derby doch einmal mehr bewiesen, dass er aktuell im Mittelmaß stagniert. Zum lauten Plopp hat es nicht gereicht: Platz fünf mit vier Punkten Abstand auf den Dritten und zwei auf den Vierten war drin, was mit einer möglichen Überraschung in Unterhaching etwas lostreten hätte können, und wenn's nur ein paar Zuschauende mehr als 622 im darauffolgenden Heimspiel gewesen wären. Viel Konjunktiv. Zuviel für Trainer Christian Gmünder: "Die Tabelle gehört zu unserem Geschäft. Aber immer, wenn wir da etwas bewirken können, tun wir es nicht, fehlt etwas."
Gegen Aschaffenburg fehlte erst Selbstvertrauen, dann Tempo und Präzision. Und schließlich der unbedingte Wille, "der Killer-Moment" (Gmünder), den es braucht, Spiele mit letzter Entschlossenheit zu gewinnen, gleichwohl es in der sportlich wenig zufriedenstellenden Saison "nur" noch um eine hübsche Platzierung geht in dieser Saison. So sehe der Coach zwar bei vielen Spielern eine Entwicklung, "doch zu einer Entwicklung gehören auch Siege und Punkte".
Christian Gmünder über Disco-Abende und Erfolge bei Mädchen
Um seinen Frust zu verdeutlichen, Platz drei ("da wollen wir hin") trotz bis auf Nürnberg patzender Konkurrenz kein Stückchen näher gekommen zu sein, griff der Trainer zu einem amüsanten Vergleich: "Ich habe der Mannschaft gesagt: Heute packen wir das Ding, werden Fünfter. Mensch, in der Disco mache ich als junger Kerl doch auch nicht den ganzen Abend ein Mädchen an und lasse es dann mit einem Anderen nach Hause gehen. Dann nehme ich sie mit." Seine Erkenntnis: "Vielleicht war es die falsche Ansprache." Messbar war das 1:1, so leistungsgerecht es in einem bissigen, aber spielerisch überschaubaren Derby auch war, jedenfalls angesichts der verpassten tabellarischen Motivationsspritze eher ein Rück-, denn Fortschritt - allenfalls ein Stillstand.
Was Kapitän Lukas Billick, der den angeschlagenen Kristian Böhnlein (Schienbein-Prellung) als Sechser vertrat, nicht schönreden wollte: "Für das, was wir unter dem Strich abliefern, stehen wir genau da, wo wir hingehören." Der 34-Jährige bemängelte, dass "Coolness und Lockerheit" gefehlt hätten, "wir in der ersten Halbzeit in jedem Zweikampf einen Meter zu weit weg waren" und "wir nicht intelligent genug waren, zu erkennen, bei diesem Aschaffenburger System mehr über die Flügel zu spielen".
Die Ex-05er Fritscher und Laverty ärgern die Schweinfurter Defensive
Die Nullfünfer hatten ein Problem mit dem unkonventionellen 5-2-3-System der Gäste und anfangs riesiges Glück: Erst knallte nach einem Fehler von Torhüter Nico Stephan der Ex-05er Marco Fritscher den Ball an den Pfosten, dann musste Kevin Fery den Nachschuss von Benjamin Baier auf der Linie klären (3.). Zwar scheiterten später die Schweinfurter Fery (20.), Pascal Moll (34.) und Tim Kraus (38.) am starken SVA-Schlussmann Max Grün - dem Matchplan Gmünders entsprach dabei keine der (Halb)-Chancen. Vorgesehen waren Flügelläufe und Flanken, doch keine kam wirklich an. "Wir trainieren die jeden Tag, nur muss das halt auch im Spiel funktionieren." Wie einfach Torschießen sein kann, zeigte die Viktoria: Nach einem weiten Abschlag von Grün umkurvte mit Benedict Laverty ein weiterer Ex-05er Stephan und vollendete zum 0:1 (44.).
Gmünder hatte die ganzen 45 Minuten über den "Hallo-wach-Effekt" der Anfangsminuten bei seiner Elf vermisst. Das Gegenteil war der Fall: totale Verunsicherung. Die sich auch nicht durch den Ausgleich in Luft auflöste. Adam Jabiri gelang zwar fünf Minuten nach Wiederbeginn sein bereits 14. Saisontreffer - doch blieb ein entscheidendes Nachsetzen aus. Viele unnötige Laufwege durch die Ballverluste vor der Pause hatten Körner gekostet. "Der Knopf hat einfach gefehlt, richtige Wucht aufzubauen", sagte Gmünder. Aschaffenburg, mit nur zwei U-23-Spielern gegenüber sieben beim FC 05, wirkte in den entscheidenden Momenten abgeklärter und war einem zweiten Tor näher.
Bei Tabellenführer Unterhaching drohen dem FC 05 erneut Personalsorgen
Und nun steht am kommenden Samstag (14 Uhr) ausgerechnet die Aufgabe beim 16 Punkte besseren Tabellenführer SpVgg Unterhaching an. Für Gmünder gar nicht so fatal: "Da können wir zeigen, dass auch wir etwas können." Er wünscht sich eine "junge und freche" Darbietung seiner Mannschaft, "hart in den Zweikämpfen".
Vor allem aber wünscht er sich einen auch quantitativ ordentlichen Kader. Hinter Böhnlein steht weiter ein Fragezeichen, Georgios Spanoudakis klagt nach einer Grippe immer noch über Schlappheit ("hoffentlich ist es keine schlimmere Viruserkrankung") und bei den am Samstagnachmittag verletzt ausgeschiedenen Benjamin Hadzic und Jacob Engel muss erst die medizinische Untersuchung am Montag weitere Aufschlüsse liefern. Die nicht abreißen wollende Personalmisere hinterlasse Spuren: "Selbstbewusstsein hat auch etwas mit einstudierten Abläufen und gegenseitigem Vertrauen zu tun."