Der FC 05 Schweinfurt gehört nicht in die Regionalliga. Das sagt Pascal Moll mit dem Brustton der Überzeugung. Dennoch spielt der Verein genau dort Fußball, und für den Tabellenzehnten schaut's auch nicht nach Meisterschaft und Dritter Liga aus. Jetzt ist der 21-Jährige kein Fantast. Nur ehrgeizig. Auch für den Freitagabend (19 Uhr): "Ich will am Ende vor meinen alten Jungs stehen" – gemeint sind die eher jungen Kicker des 1. FC Nürnberg II. Von der Club-Schmiede ist Moll vor der Runde nach Schweinfurt gewechselt, und die kommt nun ins Sachs-Stadion. Mit einem Sieg würden die Nullfünfer fürs Erste schon mal um ein Pünktchen vorbeiziehen.
"Wenn wir in eine Erfolgswelle kommen, können wir auch oben angreifen", sagt der Stürmer, der alle elf Spiele absolviert und es bis dato auf vier Treffer gebracht hat. "Nur müssen wir in die Erfolgswelle kommen." Klingt komisch, ist aber so – hätte es in der Sendung mit der Maus geheißen. Moll präzisiert: "Wir sind viele neue Spieler, Spieler mit Potenzial. Alles was in dieser Saison passiert, müssen wir uns selbst erarbeiten." Nur mache da eine "unglaubliche" Verletztenmisere mit bis zu elf Ausfällen noch einen Strich durch die Rechnung.
Moll selbst ist fit, weiß jedoch, wie schwer es ist, aus einer Verletzung zurückzukommen. Er hatte einen Ermüdungsbruch im rechten Schussfuß, war in Nürnberg fast die komplette Rückrunde ausgefallen. Jetzt nimmt er sich und die anderen Gesunden in die Pflicht: "Die, die gesund sind, müssen jetzt 110 oder 120 Prozent geben." Freilich könne der FC 05 – derzeit drei Punkte vor der Abstiegsrelegation – nur nach oben schielen, wenn er in der Lage sei, bei Schwächen der Führenden auch da zu sein – und nicht wie beim 3:3 in Hankofen selbst patzt. "Aktuell sind die Köpfe blockiert. Es ist eine Konzentrationssache. Mit Erfolgserlebnissen kommen Spaß und Leichtigkeit automatisch wieder zurück."
Video-Aufnahmen in ganzer Länge auf der Heimfahrt im Bus
Klingt nach einem Fall für den Psychologen. In Nürnberg gab's welche. "An die konnten wir uns wenden. Gerade als Neue, weit weg von daheim." Moll stammt aus Rheinland-Pfalz. "Wenn du bedrückt bist, kannst du nicht deine Leistung bringen. Es gibt Psychologen, die sich auf junge Spieler spezialisiert haben. Ich hatte selbst Kontakt und versuche, mich weiter zu entwickeln." Beispielsweise sich auf die große Kulisse gegen Würzburg vorzubereiten. "Da geht einem vor dem Spiel die Pumpe. Trotzdem für mich das schönste, das pusht mich. Auch Kritik oder Pfeifen, wenn ich einen schlechten Ball gespielt habe. Man sollte immer mutig sein."
Wenn die Schweinfurter verlieren, wie in vier von elf Partien geschehen, "hadere ich noch ein, zwei Tage, das geht nicht an mir vorüber. Ich schaue mir auch Sporttotal-Aufnahmen auf der Heimfahrt im Bus in ganzer Länge an. Um zu sehen, was ich besser machen könnte." Zum Beispiel? "Den ersten Kontakt, um besser in eine Abschlusssituation zu kommen." Auch mehr Körperlichkeit will er sich antrainieren. Die zwei langen Lackel in der Aubstadter Innenverteidigung hatten ihm den Zahn gezogen. Weswegen er sich derzeit gar nicht so sehr als klassischen Mittelstürmer sieht, lieber als hängende Spitze hinter Adam Jabiri. "Lässt er klatschen, habe ich mehrere Optionen. Dann bin ich torgefährlich."
Das Kapitel Nürnberg beendet zu haben, bereut Pascal Moll nicht. "Der FC 05 ist ein guter Verein mit guten Fans. Die drei Jahre in Nürnberg haben mir gut getan, aber ich bin froh, jetzt in einer Männer-Mannschaft zu sein. Das ist gut für die körperliche und mentale Entwicklung, man lernt von älteren Spielern. Auch, damit umzugehen, mal bepöbelt zu werden. Mal ist man der Held, mal nicht." Im Westerwälder 6000-Einwohner-Städtchen Altenkirchen war er der Held, spielte mit 17 nicht nur A-Jugend, sondern auch schon bei den Männern in der sechstklassigen Rheinlandliga.
2019 ging's nach Nürnberg. "Da wurde ich erst mal von allen angeschaut, keiner kannte mich." Aber Moll spielte eine starke Saison in der U-19-Bayernliga. "Nach einem Jahr haben sie mir erzählt, dass sie in der WhatsApp-Gruppe anfangs geschrieben hätten: Wen haben wir denn da geholt, einen aus der Kreisliga? Später hatte ich 14 Tore und 20 Vorlagen, da haben sie gesagt, ich sei die beste Verpflichtung im Sommer gewesen. Da musste ich schon lächeln." Die anderen waren meist seit der U12 da, "ich habe zu Hause meine Schule mit Fachabitur beendet".
Täglich kochen und auch ein bisschen Fifa zocken
In ein, zwei Jahren kann sich der 21-Jährige ein Fernstudium vorstellen. "Etwas mit Sport. Es hat mich immer gereizt, wie mein Körper funktioniert, welche Strukturen es da gibt." Weswegen er versucht, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Er kocht täglich selbst. Der Klassiker? "Hühnchen mit Reis". Und wenn er nicht gerade kickt oder kocht? Moll gesteht: "Ich bin Zocker. Fifa, Ballern, alles. Einfach mal für ein, zwei Stunden den Kopf frei, mit den Jungs bisschen lachen, Spaß haben."