Was für ein Spiel! Vor 2000 Fans im Alpenbauer Sportpark lieferte der FC 05 Schweinfurt Regionalliga-Spitzenreiter und Herbstmeister SpVgg Unterhaching einen großartigen Kampf - und fuhr mit einer 3:4-(2:3)-Niederlage und somit leeren Händen nach Hause. Da das eine Blaupause der gesamten, nunmehr beendeten ersten Saisonhälfte war, wurde Trainer Christian Gmünder beim finalen Mannschaftskreis nach Schlusspfiff laut. Für Rechtsverteidiger Lukas Aigner genau der richtige Ton: "Wir sind hier her gekommen, um drei Punkte zu holen, nicht einen. Das haben wir nicht geschafft, da ist man völlig zu Recht angefressen."
Eines war ihm aber auch klar: "Unsere Tabellensituation haben wir nicht hier und heute kreiert." Neunter sind die Schweinfurter, die einfach keine Konstanz in ihre Leistungen bringen, keine Effektivität in ihre Chancenverwertung bringen und die immer wieder größeren Erfolg verhindernde Fehlerquote nicht minimieren können. "Wir sind als Sechster ins Spiel gegangen. Immer wenn wir einen Schritt nach oben machen könnten, machen wir ihn nicht." Das jüngste 3:4 symbolisierte genau die bisherige Runde: Guter Anfang, reichlich Rückschläge, ein bisschen Jubel und schließlich der nächste Dämpfer.
Mal wieder nur drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsrelegation
Und so sind es mal wieder nur drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsrelegation, deren bedrohliche Nähe die Mannschaft bis dato meist schnell korrigieren konnten. "Wir tun besser daran, jetzt nicht auf die Tabelle zu schauen, sondern von Spiel zu Spiel und ausschließlich auf uns" - Aigner umschiffte das böse Wort Abstiegskampf, den man nun wieder annehmen muss, recht elegant.
Dass die Mannschaft damit eigentlich auch nichts zu tun haben darf, bewies sie mit drei Toren gegen die beste Abwehr der Liga und einer Energieleistung, mit der sie Schlafmützigkeiten schier wett gemacht hätte. Unzulänglichkeiten, die Aigner, selbst einmal "Schuldiger", wurmten: "Wir haben gewusst, dass Unterhaching gut bei Standards ist und kassieren zwei Tore nach Standards. Das geht nicht." Gmünder haute in die gleiche Kerbe, registrierte jedoch eine Entwicklung: "Ich weiß nicht, ob wir vor zehn Wochen nach einem 1:3 noch einmal zurück gekommen wären."
Lukas Aigners Körpersprache spornt die Teamkollegen an
Ein 1:3-Zwischenstand, bei dem das Momentum zunächst auf Seiten des FC 05 gelegen hatte: Als Unterhaching nach gut einer Minute vergebens auf einen zurecht nicht erfolgten Elfmeterpfiff wartete, leitete Aigner den Konter ein, den Malik McLemore eiskalt zum 0:1 abschoss. War das der Anfang des von Gmünder angekündigten "mutigen Auftritts"? Nicht wirklich. Zu sehr verhaspelten sich die Schweinfurter anschließend im Wust der wuchtigen Hachinger Angriffe. Grob Fahrlässig: Nach einer Ecke von Max Welzmüller ließen sie Patrick Hobsch völlig frei zum Kopfball kommen - 1:1 (6.). Und nach einer weiteren Ecke sowie einem Fetsch-Kopfball staubte Ex-Kickers-Akteur David Pisot am zweiten Pfosten ab zum 2:1 (13.).
Eine völlig verdiente Führung, die jedoch 05-Torjäger Adam Jabiri hätte egalisieren können; seinen Kopfball nach spektakulärer Direktpass-Staffel von Kristian Böhnlein und Aigner parierte SpVgg-Keeper Rene Vollath (31.). Und wie's dann so ist: Im direkten Gegenzug traf Niclas Anspach zum 3:1 (32.). Wer jetzt gedacht hatte, die Nullfünfer würden sich in ein gepflegtes Desaster ergeben, den belehrten sie eines besseren, hielten dagegen, orientierten sich nach vorn - und trafen durch Aigners Kopfball zum 3:2 (39.). Seine Körpersprache beim Torjubel war ebenso wertvoll - mit markigen Gesten stachelte er seine Kollegen an. Ums Haar mit Erfolg: McLemores 18-m-Schuss strich nur haarscharf drüber (45.), beim Kopfball von Tim Kraus musste Vollath nachfassen (45.+1).
FC-05-Trainer Christian Gmünder überrascht mit einem 5-2-1-2-System
Der auf den ersten Blick sehr defensiv aufgebaute Matchplan Gmünders mit einem 5-2-1-2 unter Aufgabe des nur von Kevin Fery besetzten Mittelfeldes schien zumindest teilweise aufzugehen. Das mit der Stabilität in der Abwehr funktionierte weniger gut, das Kontern umso besser. Überragend, wie Aigner und McLemore auf der rechten Angriffsseite harmonierten. Letzterer war auch Assistent zu Kraus' 3:3-Ausgleich gleich nach Wiederbeginn. Im weiteren Verlauf wurde der Ton ruppiger, einige Aktionen schmutziger, die Stimmung auf den Rängen hitziger.
Unterhaching drängte nach einem qualitativ hochwertigen Dreifachwechsel (57.) wieder stärker und hatte durch Fetsch, Anspach und Hobsch zwischen der 64. und 67. Minute drei Riesenchancen. Letztlich war's dann ein Torwart-Patzer, der die Spielvereinigung feiern ließ: Nico Stephan ließ einen mittig angesetzten Krattenmacher-Schuss durchrutschen zum 4:3 (81.) - auf das der FC 05 keine Antwort mehr hatte.
Planungsgespräche mit den Spielern schon vor dem Winter?
Während Hachings Trainer Sandro Wagner ("wir haben keinen Druck, Präsident Manni Schwabl hat den Aufstieg bis 2025 gefordert") eine montägliche Halloween-Party ankündigte, terminierte Gmünder auf Sonntag und Montag Trainingseinheiten. Und kündigte Aufarbeitung an: "Es kann nicht sein, dass wir wieder drei Tore schießen und nichts mitnehmen. Das nervt mich. Es kotzt mich an." Es war Ausdruck der Unerfahrenheit vieler Schweinfurter Spieler gegen dieses imposante Ü-30-Gerüst des Gegners. Der, so Gmünder, "vielleicht genau dieses eine Jahr weiter ist als wir". Unterhaching war vor einem Jahr tabellarisch nicht viel weiter als die Schweinfurter heuer. Weswegen sich Gmünder eine ruhige Entwicklungsarbeit und zu einem sehr frühen Zeitpunkt Planungs-Gespräche mit dem Personal wünscht.