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Fußball: Regionalliga Bayern
Kabinenparty mit der Layla: Ist der FC 05 Schweinfurt nach dem Auftaktsieg schon ein Kandidat für die Spitzenplätze?
Beim 3:0-Sieg in Rain am Lech waren die Nullfünfer nah dran am Wunschfußball ihres Trainers. Was schon funktionierte und wo Christian Gmünder noch Handlungsbedarf sieht.
Routinier und Neuzugang packen zusammen an: Mit vereinten Kräften stoppen die Schweinfurter Kristian Böhnlein (links) und Fabian Schwarzholz den Rainer Angelo Mayer.
Foto: Gerd Jung | Routinier und Neuzugang packen zusammen an: Mit vereinten Kräften stoppen die Schweinfurter Kristian Böhnlein (links) und Fabian Schwarzholz den Rainer Angelo Mayer.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 18.02.2024 18:25 Uhr

Was für ein Unterschied: Der Auftritt des FC 05 Schweinfurt am Freitagabend in Rain am Lech hatte überhaupt nichts mehr gemein mit dem desaströsen 1:2 im April. War der 3:0-(2:0)-Sieg zum Auftakt in der Fußball-Regionalliga Bayern einigermaßen zu erwarten angesichts der qualitativ ambitionierten Runderneuerung, überraschte die Art des Zustandekommens doch - genau ob dieser Runderneuerung. Vieles lief um einiges runder als es nach fünf Wochen Vorbereitung üblich ist in einer Mannschaft in der in Rain anfangs sechs von zehn Feldspielern Neuzugänge waren.

Vielleicht war genau deswegen die Stimmung im Schwabenland  so ausgelassen, wie gefühlt seit dem Gewinn der Regionalliga-Meisterschaft im Mai 2021. Dies- und jenseits des Zauns. "Dass die Fans wieder da waren, ist eine sehr schöne Entwicklung, ihr Support war heute sehr wichtig für uns", kommentierte 05-Coach Christian Gmünder die Rückkehr der Rebellen.

Und die Feier seiner Akteure, die sich von wilder Hopserei auf dem Rasen Richtung Umkleide verlagerte? "Das ist eine junge Mannschaft, für die es nicht selbstverständlich ist, zu gewinnen. Es ist sehr wichtig, dass sie sich so freuen können." Wer braucht dann für den Moment ein Volksfest in Würzburg, wenn er eine enge Kabine in Rain hat? Wo niemand sagt, dass dieses eine Lied nicht gespielt werden darf... Ein Instagram Video zeigt die Spieler lauthals "Layla" schmettern - und dabei das Trikot des noch länger verletzten Kollegen Fabian Cavadias schwenken.

Gmünder vergaß später nicht, "die Jungs" einzunorden, zu "Bodenständigkeit" zu mahnen und schon mal den Trainingsplan zu präsentieren. Nach einer Samstag-Einheit und freiem Sonntag sollen Montag und Dienstag sofort wieder physischen Belastungsspitzen gehören, ehe es geschmeidiger in Richtung des nächsten Freitagspiels gegen den TSV Buchbach geht. Denn mit allem war der 42-Jährige noch nicht zufrieden.  

Was war bereits überzeugend?

Dass 05-Torhüter Bennet Schmidt nicht einmal ernsthaft geprüft wurde, lag nicht nur an ideenlosen Gastgebern, sondern daran dass der Vierer-Riegel Aigner-Billick-Zeller-Engel sich rigoros auf Absicherung beschränkte und zu keinerlei Offensiv-Kapriolen hinreißen ließ. Und: Daran, dass sich mit Tim Kraus offenbar die Idealbesetzung für den Sechser-Job gefunden hat. "Ich bin ein Jahr älter, da muss man einen Schritt nach vorn machen“, erklärt der in Aschaffenburg geborene Ex-Ingolstädter den bereits in den Testspielen konstant wahrzunehmenden Qualitätssprung in seiner zweiten Saison beim FC 05. Der 22-Jährige räumt ab, initiiert Konter und ist blitzschnell zurück. 

Was war vielversprechend?

Nach viel wilder Zauberei zu Beginn der vergangenen Runde steht beim FC 05 seriöses Handwerk ganz oben auf der Agenda. Oder, wie Kraus es sagt: "Die Null soll stehen, dann läuft der Rest von alleine bei der Qualität, die wir offensiv haben." Zumindest fürs Erste: Der überlegt geschlenzte Treffer von Kristian Böhnlein (37., nach Doppelpass mit Pascal Moll) und Adam Jabiris gefühlvoller Kopfball nach Engel-Flanke (58.) waren so unterschiedlich wie schick anmoderiert worden. Und dem abgefälschten 2:0 durch Moll dazwischen (42.) ging geballte Angriffswucht voraus. Zwei Routiniers, ein junger Neuer - ein Mix, der die Schweinfurter, die nur anfangs ständig Jabiri gesucht hatten und später im Mittelfeld variabler wurden, schwer ausrechenbar macht. Das Überraschungsmoment lag jeweils beim FC 05. Gmünder: "Wir haben geduldig abgewartet, weil eine Fünferkette nicht viele Lücken bietet. Und zugeschlagen, wenn der Gegner einen Moment unsortiert war." Weiterer Großchancen bedurfte es gar nicht. 

Was hat noch nicht gepasst?

Das 3:0 im Rücken wurden die Schweinfurter schlampig in der Rückwärtsbewegung und unkonzentriert bei langen Bällen des Gegners - was beides von einem eingespielteren Kontrahenten (auch Rain hat zwölf Neue integriert) gnadenlos bestraft werden könnte. "Da haben wir zwei, drei mal nicht konsequent aufgepasst", so Gmünder. "Auch wenn das Positive überwiegt, so etwas ärgert mich. Und deswegen dürfen wir auch nicht durchdrehen, sondern müssen uns darauf beschränken, weiterhin die einfachen Dinge gut zu machen." 

Welche Erwartungen sind realistisch?

Ein erster Spieltag kann nicht mehr sein als eine Momentaufnahme. Dessen Wert lediglich Bestand hat, wenn der FC 05 in einen Flow kommt. Auch Unterhaching und die Bayern-Reserve haben groß aufgespielt, Nürnberg II hat in Aubstadt gnadenlos Fehler bestraft - das Gros der mutmaßlichen Konkurrenz um vordere Plätze hat ebenfalls Zeichen gesetzt. Den größten Qualitätsschub haben naturgemäß die Schweinfurter mit diesem Appetithappen hingelegt. Kraus: "Wie wir uns präsentieren, ist ein krasser Gegensatz zum Saisonende, als wir alle so schwach waren. Die vielen Neuen haben frisches Blut hereingebracht. Uns ist die Vorfreude auf die kommenden Aufgaben anzumerken."  Und erst die werden zeigen können zeigen, wie weit diese Mannschaft wirklich ist. 

 
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  • B. M.
    Seit mehreren Jahren prangere ich den Zeitlupenfussballl des Schweinfurter Mittelfeldes
    an . Jetzt wo der letzte Hauptakteur dieser Philosophie bis zur 81. Minute draussen war, sieht man wie Mittelfeldspieler ein solches Spiel entscheiden können
    Der FC hatte in den letzten Jahren mehrere pfeilschnelle Stürmer, die von diesen Zeitlupenfussballern aber nie in Szene gesetzt und somit ins Abseits gestellt wurden. Ballkontrolle , null Fehlpass waren immer höchste Maxime. Als Mittelfeldspieler muss man auch mal einen Risikopass spielen um seinen Stürmer in Position zu bringen, der wurde aber von aussen nie gefordert. Hauptsache kein Fehlpass?!
    Wenn diese Spieler wenigstens noch nach hinten dicht gemacht hätten, wäre es ja noch OK, aber die Ergebnisse der letzten Saison sprechen eine andere Sprache.
    Ich wünsche den FC alles Gute und höchst möglichen Erfolg , scheinbar blickt der neue Trainer jetzt schon mehr durch als seine Vorgänger.
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