Die Jahresversammlung des FC 05, in diesem Jahr immerhin schon die zweite, nachdem beim ersten Anlauf im Juli kein neuer Vorstand gewählt wurde, verlief wie ein typisches Spiel des Fußball-Regionalligisten. 90 Minuten dauerte sie, die klassische Dramaturgie eines spannenden Matches durchlief sie, am Ende gab es sogar ein Happy End, wenn man so will: Der Verein hat zumindest für die nächsten zwei Jahre wieder einen gewählten Vorstand.
Vorsitzender bleibt Markus Wolf, sein Stellvertreter ist Jens Öser, der für die Finanzen verantwortlich ist und in Sachen Rechnungswesen Unterstützung von Swen Geis bekommt. Als Schriftführer, und weiter für die Öffentlichkeitsarbeit des e.V. zuständig, wurde Markus Schäflein gewählt, für Jugend, Frauen- und Mädchenfußball bleibt Dominik Groß verantwortlich, Ansprechpartner der Abteilungen im Vorstand bleibt Mirsad Spahija.
Die 64 Mitglieder im VIP-Zelt hatten fast schon die Jacken an und waren nach gut einer dreiviertel Stunde, als die Regularien vom Verwaltungsratsvorsitzenden Jürgen Scholl in bewährter Manier abgearbeitet, der Kassenbericht ("Wir sind auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel", Jens Öser) für den Verein vorgetragen und die Fragen nach mehr Öffentlichkeitsarbeit und besseren Balljungen geklärt war, schon auf dem Weg nach Hause vor den Fernseher zum Fußball-Länderspiel, als Markus Wolf doch die Gelegenheit nutzte, seinem Ärger Luft zu machen.
Mehr Unterstützung beim Projekt Drittliga-Aufstieg gewünscht
Zwei Themen sind es, die dem Vorsitzenden, der auch Geschäftsführer der ausgelagerten GmbH für die Profimannschaft ist, am Herzen liegen: zum einen die "negative Stimmung", die sich nach dem sportlichen Misserfolg im Oktober wie Mehltau über das Stadion legte; zum anderen die aus seiner Sicht mangelnde Unterstützung der Stadt, sprich des Oberbürgermeister Sebastian Remelé, den Verein beim Projekt Drittliga-Aufstieg zu unterstützen, Türen bei Sponsoren in der Großindustrie zu öffnen.
Für seine teils zur Philippika ausufernden Sätze bekam er vereinsintern Applaus von den Mitgliedern, zumal er sich hinter die aktive Fanszene ("Die sind sensationell, was die bei Auswärtsspielen auf sich nehmen, ist aller Ehren wert") stellte und mit seiner Kritik an der Stadtverwaltung der Sehnsucht der Fans, ihren FC 05 in altem Glanz im Profifußball zu sehen, entsprach.
Dass es sportlich im Herbst nicht lief, gestand Wolf zu, seine Bemerkungen dürften dem Ex-Trainer Timo Wenzel nicht gefallen. "Wir spielen jetzt ein besseres System, unsere Jungs wollen Fußball spielen, offensiv nach vorne." Der neue Trainer Tobias Strobl sorgte zudem dafür, dass die FC-05-Abwehr nicht mehr so ist wie Gebäude des Architekten Numerobis aus den Asterix-Comics: löchrig. Zwei Mal zu null, zwei Siege, so könne es weitergehen: "So lange rechnerisch alles möglich ist, werden wir nicht aufgeben", so Wolf.
Der Vorsitzende verwies darauf, dass der FC 05 ein "Aushängeschild für die Stadt" sei, nicht nur wegen der Jugendarbeit und bei der Integration, sondern auch wegen der ersten Mannschaft, die zurück in den Profifußball wolle. Er wisse nicht, was er noch tun müsse, um Unterstützung zu bekommen und empfinde viele Aussagen als "Ausreden, um nichts tun zu müssen."
Der Vorschlag von Leichtathletik-Abteilungsleiter Roland Wolf, eine Podiumsdiskussion vor den Kommunalwahlen mit allen Parteien zum Thema Unterstützung des FC 05 zu organisieren, stieß auf Zustimmung. Stefan Funk, Mitglied des Verwaltungsrates und seit Jahrzehnten ehrenamtlich im Verein aktiv, wurde in seiner Funktion als Fraktionsvorsitzender der CSU angesprochen. "Die Stadt steht zum FC 05. Sie hat immer alle Verpflichtungen erfüllt und wird das auch wieder tun", betonte Funk und verwies auf die in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie, ob das Willy-Sachs-Stadion drittligatauglich gemacht werden kann. Funks berechtigter Hinweis, als Stadt sei man allen Vereinen verpflichtet und müsse das große Ganze im Blick haben, verhallte zumindest beim FC 05-Vorsitzenden an diesem Abend.