Applaus, Applaus. Den ersten gibt's, als FC-05-Präsident Markus Wolf ankündigt, mehr über die Zukunft als die vergangene Saison reden zu wollen. Den zweiten, donnernden, als er über sich spricht: "Zum Glück hat dieser Verein einen Mäzen, der die Vision hat, die Mannschaft in den bezahlten Fußball zu bringen. Diese Mannschaft wird alles geben, die Regionalliga so schnell wie möglich zu verlassen. " Und dann einen dritten, lang anhaltenden für das Versprechen: "Ich bin infiziert und angefixt von diesem Verein. Ich werde es nicht zulassen, dass der FC 05 in eine Schieflage kommt." Das war am Montagabend die euphorischste Jahreshauptversammlung seit Ewigkeiten.
- Hier zum Nachlesen der Bericht über die neue Mannschaft und die Stadion-Pläne des FC 05
Gleichwohl sie keine Ewigkeit gedauert hat. Nach zwei Stunden und 17 Minuten war Schluss, weil der Feuerwerksmeister des Volksfest-Abschlussspektakels aus Sicherheitsgründen die Räumung des Vip-Zeltes vorgesehen hatte. Das war aber nicht etwa verantwortlich dafür, dass keine neue Vorstandschaft mehr gewählt hätte werden können. Vielmehr verwies Verwaltungsratsvorsitzender Jürgen Scholl darauf, dass man wegen des Rückzuges von "einigen Mitgliedern dieses fünfköpfigen Gremiums aus privaten und beruflichen Gründen" noch keine neue komplette Mannschaft zur Wahl stellen könne. Man sei weit, aber er bat um Aufschub bis Herbst, möglicherweise Oktober. Die 76 Stimmberechtigten hatten nichts dagegen.
Zuschauerzahlen deutlich unter den Erwartungen
Gewählt wurde dennoch. Da Revisor Gerald Straub nach vier Amtsperioden nicht wieder wählbar war, die Entlastung der Vorstandschaft für die beiden vergangenen Geschäftsjahre als letzte Amtshandlung empfahl, musste ein Nachfolger her. Neben Uli Baumann wurde neu Benni Liebald gewählt. Aus dem Verwaltungsrat schied Bernd Weiß aus, eine Nachfolge soll aus den Abteilungen bestimmt werden. Stefan Funk, Tobias Wahler und Scholl wurden indes im Amt bestätigt.
Davor gab's Zahlen satt. Die auf den ersten Blick negativste: Die ausgegliederte Lizenspielbetriebs-GmbH schloss mit 776007 Euro minus ab. "Bei 30 Festangestellten und keinen Einnahmen außer Sponsorenleistungen ist das normal", beschwichtigte Wolf, der das Minus schließlich auch auffängt. Den Umsatzerlösen von rund 1,6 Millionen Euro stand auch ein erhöhter Personalaufwand, unter anderem durch die Umstellung auf Vollprofitum sowie für das Pokalspiel, von 1,02 Millionen gegenüber. Materialkosten von 104000 Euro und der Posten Sonstiges, unter anderem mit den Sozialversicherungsbeiträgen, in Höhe von 876000 Euro sorgten neben kleineren weiteren Summen für das Minus. Und statt der kalkulierten 1500 Zuschauer kamen im Schnitt nur 1100.
Die Zeit der Alibis ist für Markus Wolf vorbei
Das soll sich ändern. Wolf verspricht begeisternden Fußball mit Leidenschaft: "Wir haben die Mannschaft nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Ich bin seit zehn Jahren Vorsitzender, aber so einen Teamspirit noch nicht erlebt. Die werden alles geben für den Verein." Weswegen für ihn die Zeit der von der Führung mitgelieferten Alibis ("oben mitspielen", "guten Fußball zeigen") vorbei sind: "Wir wollen Meister werden." Sei ja auch für ihn nicht so schlecht: "Ich kann und will nicht jedes Jahr 750000 Euro in die Mannschaft stecken, ohne eine Perspektive zu haben." In der Dritten Liga gebe es immerhin 90000 Euro TV-Gelder statt der 3800 in der Regionalliga. Und in der Zweiten Liga ("nicht denken, ich werde jetzt größenwahnsinnig") seien es gar 8 Millionen.
Derweil spann Scholl den Bogen zum Hauptverein ("wir dürfen nicht vergessen, woher wir kommen"), erinnerte an die drei Säulen Mitglieder ("bitte werbt neue"), Ehrenamt und Hauptsponsor. Und spielt den Ball zum stellvertretenden Vorsitzenden Jens Öser, dessen Kassenbericht die sich im Raum breitmachende Euphorie nicht dämpfte, aber etwas einbremste. Denn natürlich tauchte das Start-Kassenergebnis von minus 206755 Euro aus der Saison 2016/17 auf, da damals noch keine GmbH ausgegliedert worden war.
In den vergangenen zwei Jahren habe man aber gut gewirtschaftet, schreibe inzwischen schwarze Zahlen. Öser: "Wir sind auf dem richtigen Weg, aber lange nicht an Ziel." Obwohl im letzten Geschäftsjahr 58159 Euro erwirtschaftet werden konnten betragen betragen aktuell die Verbindlichkeiten 1,49 Millionen Euro, "das meiste davon bei Markus Wolf". Seit Antritt der derzeitigen Vorstandschaft im April 2017 seien die entscheidenden Unkosten-Dämpfer die Zusatzbeiträge im Jugendfußball (17000 Euro plus), die Übernahme des Soccerdomes ("da bleibt was hängen unterm Strich"), die Abmeldung der U23 und die Anschaffung zweier Kleinbusse (reduziert die Fahrtspesen) gewesen.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr standen für den Hauptverein 121000 Euro Einnahmen (90 Euro Mitgliedsbeiträge, 13000 Euro Zuschüsse, 10000 Euro Sponsoring) Kosten von 127324 Euro (u. a. Sportanlagen, Personal, Schiedsrichter, Buchführung) gegenüber. Die Frage von Leichtathletik-Abteilungsleiter Roland Wolf nach dem Verbleib der vielen Einnahmen war damit beantwortet.
Misstöne aus der Leichtathletik-Abteilung
Roland Wolf war auch der einzige, der bei den Berichten aus den Abteilungen für etwas Zündstoff sorgte. So warf er dem Verein, wie schon öfter, Fußball-Lastigkeit an ("ein leidiges Thema, mich kotzt das an") und vermisste die Unterstützung des Vereins in der Causa Gößmann-Schmitt, als den Leichtathleten das Geld für das Spitzensport-Projekt verweigert worden sei. Derweil durfte Dominik Groß Positives vom Juniorenfußball berichten: "Alle Mannschaften spielen höchste Klasse aus Landesebene, das hat sonst kein NLZ außer den Bundesligisten geschafft."
Es passte zu dieser Jahreshauptversammlung, dass es für Einen auch noch eine Überraschung gab: für Heinz Schröttle. Der einstige Fußball-Abteilungsleiter wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Markus Wolf würdigte sein Engagement vor und vor allem hinter den Kulissen: "Er ist die Seele des Vereins. Nicht umsonst wird er der Bürgermeister vom Willy-Sachs-Stadion genannt. Es ist mir eine Ehre diesen Mann zu kennen." Und dann ging's für die Meisten über die Straße zum Volksfest - zum Feuerwerk.