"Von diesem Spiel werden die Jungs noch in 20, 30 Jahren erzählen", war sich Edgar Tischner unmittelbar nach Abpfiff des Relegations-Rückspiels zur A-Junioren-Bundesliga zwischen dem von ihm trainierten FC 05 Schweinfurt und der von Ex-Nationalspieler Sandro Wagner gecoachten SpVgg Unterhaching sicher. Nach großem Kampf und einer spektakulären, bis weilen furiosen zweiten Hälfte unterlag der FC 05 vor 500 Zuschauern im Willy-Sachs-Stadion letztlich mit 1:2.
Es war eine knifflige Aufgabe für die U-19-Junioren des FC 05. Trotz der Hypothek der 0:2-Hinspielniederlage rechneten sich die Schweinfurter vorab noch Chancen aus. Doch zu Spielbeginn war zunächst wenig von der angekündigten "Angriffslust" der Gastgeber zu sehen. "Wir hätten in der ersten Hälfte mutiger sein müssen", sagte auch Chefcoach Tischner hinterher.
Die erste Hälfte ging klar an Unterhaching
Sandro Wagner, der unter der Woche bei Unterhaching zum neuen Cheftrainer der ersten Mannschaftfür die anstehende Regionalliga-Saison befördert wurde, dirigierte an der Seitenlinie seine Elf unaufhörlich. Was der frühere Bayern-Spielern in der Anfangsphase zu sehen bekam, dürfte ihn zufrieden gestimmt haben. Die Unterhachinger waren das aktivere Team, zeigten dabei eine reife Spielanlage. Für Torgefahr sorgten sie immer wieder nach Standardsituationen. Schweinfurt gelang es nur selten spielerisch für Akzente zu sorgen.
In der 32. Minute verhinderte der Schweinfurter Schlussmann Marvin Walter mit einem großartigen Reflex einen Kopfballtreffer des Hachingers Sandro Porta aus kürzester Distanz. Vier Minuten später war aber auch der glänzend aufgelegte 17 Jahre alte Keeper der Gastgeber machtlos. Ausgerechnet als die Schweinfurter erstmals etwas forscher im Angriff wurden, liefen sie in einen sauber herausgespielten Tempogegenstoß der Münchner Vorstädter, an dessen Ende Leonard Grob mit seinem Schuss zum 0:1 das Tor zur Bundesliga für die SpVgg weit aufstieß. Kurz vor der Pause ließen die Gäste durch Max Lamby (39.) und Daniel Hausmann (45.+3) zwei große Chancen zum vorentscheidenden 0:2 ungenutzt.
"In Schweinfurt kannst du dich nie sicher fühlen", sagte Unterhachings Präsident Manfred Schwabl, der das Spiel direkt neben der Auswechselbank gespannt verfolgte, später nach Abpfiff. Dass der frühere Bundesliga-Profi in den zweiten 45 Minuten des Öfteren von seinem Platz aufstand und nervös ein paar Schritte ging, bedeute, der Bundesliga-Aufstieg seiner Hachinger geriet noch einmal gehörig ins Wanken. Schweinfurt ging nach Wiederanpfiff nämlich noch einmal volles Risiko, stellte um von Vierer- auf Dreierkette und brachte mit Tim Stecklein, Luka Maric und Elias Reiher drei neue Kräfte.
"Wir haben ein Riesenspiel in der zweiten Halbzeit gezeigt", befand Tischner, für den es das letzte Spiel an der Seitenlinie als FC 05-Trainer war. Seine Elf stürmte direkt nach dem Anpfiff des zweiten Durchgangs mit einem anhaltenden Power-Play-artigen Spiel in Richtung Unterhachinger Tor. Der Ausgleich ließ keine zwei Zeigerumdrehungen auf sich warten. Schweinfurts Robin Zeitler wurde im Strafraum gefoult. Den fälligen Elfmeter verwandelte Edin Hyseni eiskalt (47.).
Lautstarke Unterstützung
Angetrieben vom lauten 500 Mann starken Publikum auf der Tribüne, spielten die Nullfünfer weiter Angriff um Angriff. Die Gäste verteidigten dabei leidenschaftlich, bekamen letztlich immer irgendwie ein Körperteil bei den Abschlüssen des FC 05 dazwischen. "Die Schweinfurter waren nah dran am 2:1", gab auch Schwabl zu: "Bei uns hat es lichterloh gebrannt."
Als Hachings Torhüter Fabian Scherger gegen den stark aufspielenden Schweinfurter Einwechselspieler Tim Stecklein, nach einem seiner vielen erfolgreichen Dribblings, parierte und anschließend ein Schweinfurter und zwei Unterhachinger Spieler mit Wadenkrämpfen auf dem Spielfeld lagen, war irgendwann klar: Der große Kampf und das leidenschaftliche Angriffsspiel des FC 05 wird heute wohl nicht mehr mit dem Bundesliga-Aufstieg belohnt.
Strafstoß in der Nachspielzeit
In der ersten Minute der Nachspielzeit räumten die Gäste die letzten Zweifel beiseite. Nach einem Foul am eingewechselten Marcel Sieghart verwandelte Timon Obermeier den fälligen Strafstoß zum 1:2-Endstand.
"Eigentlich war das Spiel zur Halbzeit schon gelaufen", analysierte Schwabl: "Aber es spricht für Schweinfurt, die geben halt nie auf die Schnüdel." Das typische Spiel zwischen Schweinfurt und Unterhaching möchte der 55-Jährige gesehen haben, wie er es aus Duellen der ersten Mannschaften beider Klubs aus der Regionalliga und im Toto-Pokal kennt. "Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt auf die zwei Spiele gegen Schweinfurt in der Regionalliga freue. Aber eigentlich schon, weil es immer eine heiße Atmosphäre ist."
Die U-19-Junioren werden in der kommenden Saison nicht nach Schweinfurt reisen müssen. Für die geht es hoch in die Bundesliga. "Insgesamt, wenn man die zwei Spiele zusammen nimmt, war es, glaube ich, verdient", fand Schwabl.
Ein stolzer Edgar Tischner
"Es war ein Bombenspiel", zeigte sich FC-Trainer Edgar Tischner sichtlich stolz, während die Mannschaft sich von den Fans nach Spielende ihren verdienten Applaus abholte. "Die Zuschauer haben uns getragen. Das war eine hervorragende Unterstützung", so der 69-Jährige: "Wir haben eine sagenhafte Leistung geboten. So einen Gegner so unter Druck zu setzen, das war sensationell."
Einen kleinen Seitenhieb gab er dem FC 05 kurz vor seinem Abgang aber auch noch mit. Für neun Spieler war es das letzte Jugendspiel, keiner von ihnen wurde in die Schweinfurter erste Mannschaft übernommen. Beim Gegner Unterhaching werden hingegen acht Spieler in den Regionalliga-Kader übernommen. "Das ist schade, ich bedauere das so sehr, dass keiner von ihnen eine Chance kriegt. Das kann ich nicht begreifen", so Tischner, der seine nur einjährige Amtszeit in Schweinfurt trotzdem in bleibender Erinnerung behalten wird – auch dank des heutigen Tages: "So lange ich lebe, werde ich an dieses Spiel denken."