Keine wilde Frisur, keine Tattoos und keine quietschbunten Fußballschuhe – Julius Landeck verkörpert den "netten Jungen von nebenan". Und kann damit gut leben: "Das hört sich nicht verkehrt an. Ich bin keiner, der mega auffallen muss. Ich bin wie ich bin – einfach Julius." Der 21-Jährige stand zu Beginn der Regionalliga-Saison beim FC 05 Schweinfurt in der zweiten Reihe – nach 15 Spieltagen kommt der Außenverteidiger auf sieben Liga- und vier Pokal-Einsätze, ein Tor, ist inzwischen Stammspieler. Und wird wohl auch am Freitagabend (19 Uhr) im Sachs-Stadion gegen Türkgücü München auflaufen.
Der 21-Jährige unterscheidet sich in seiner fußballerischen Sozialisierung vom klassischen Jungprofi, der selbst in der Regionalliga überwiegend in einem Bundesliga-Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) ausgebildet worden ist. Landeck hat nach seinem Wechsel vom Stammverein TSV Ettleben/Werneck die FC-05-Schule ("wir haben da sehr gute Trainer") durchlaufen und ist anschließend zum Erwachsenwerden zwei Jahre bei Bayernligist TSV Großbardorf untergekommen.
Wie ein "halbes Hemd" im Zweikampf bestehen kann
"Am Anfang musste ich mich anpassen", beschreibt er die ersten Wochen nach der Rückkehr im Sommer. Die Trainingsintensität ist in einem NLZ des FC Bayern München oder des 1. FC Nürnberg höher mit fünf wöchentlichen Einheiten. "Beim ersten Ballkontakt, Ballmitnahme und Freilauf-Verhalten sowie im körperlichen Bereich haben diese Jungs Vorsprünge." Die Landeck wettmachen will mit "Spielbeobachtung. Ich versuche, mit gutem Auge Dinge rechtzeitig zu erkennen, um mich richtig zu positionieren. Dann kann ein Verteidiger auch als 'halbes Hemd' einiges in den Zweikampf reinfeuern."
Jetzt gelte es, die Position zu behaupten – der schwierigere Part. "Ein bisschen habe ich von der Verletztenmisere profitiert", gibt sich Landeck bescheiden – spielt aber aktuell, obwohl Verteidiger wieder ausreichend an Bord sind. Auch Verteidiger, die in der 2. oder 3. Liga gespielt haben. "Ich habe stets daran geglaubt, mich durchsetzen zu können." Anteil an seiner Laufbahn "auf dem zweiten Bildungsweg" hätten neben seinem Vater ("er hat mich angeschoben, ich hätte es mir als 13-jähriger Bub nicht zugetraut, mal Profi zu werden") sein Jugendtrainer Wolfgang Stahl und der Großbardorfer Coach Andreas Brendler ("beide haben immer auf mich gesetzt") gehabt.
Der Trainer wünscht sich noch etwas mehr Mut
Auch, weil Landeck, der überwiegend rechts spielt, aber trotz schwächerem linken Fuß auch links kann, sich auf seine Zweikampfstärke besinnt. "Ich lasse verrückte Sachen, die ich eh nicht draufhabe, sein." Ausbaufähig sei die Physis bei nur 1,78 Meter Körpergröße und 68 Kilo – "da muss ich mir was antrainieren". Ebenfalls ausbaufähig, das habe ihm Trainer Christian Gmünder nach dem 2:2 in Ansbach, als Landeck rechts offensiv gespielt hatte, gesagt: "Ich muss mutiger spielen, mich öfter trauen, in ein Eins-gegen-Eins zu gehen." Trotzdem gibt's vom Coach reichlich Lob: "Jule ist frech und engagiert. Er kann laufen, hat ein gutes Passspiel und gute Laufwege. Er gibt nie auf, ist fleißig. Er macht nie die überragenden Spiele, aber er ist verlässlich. Man weiß, was man von ihm bekommt."
Bei den Fans kommt einer wie Julius Landeck an; er ist einer von hier, und davon gibt's nicht mehr so viele. Umso mehr würde er es sich wünschen, dass hiesige Ausnahmetalente seinen Weg gingen und nicht schon frühzeitig zu NLZs irgendwo in Deutschland wechseln, nur weil das chic für den Karriereplan sei. "Aber natürlich ist das interessant, wenn eine Bundesligist anklopft und mit einem Internatsplatz lockt." Bei Landeck hatte keiner angeklopft, "ich bin irgendwie unterm Radar geflogen".
Fernstudium zum Wirtschaftsfachwirt geplant
So konnte Landeck zunächst seine Ausbildung zum Speditionskaufmann in Ruhe abschließen. Für den Moment genießt er die Freiheit, sich ganz aufs Kicken zu konzentrieren – plant jedoch im Winterhalbjahr ein Fernstudium zum Wirtschaftsfachwirt. Ein zweites Standbein, wenn's mit der großen Karriere nicht hinhaut: "Ich lebe derzeit meinen Traum. Aber ein Limit, dass ich zum Beispiel spätestens mit 25 in der Dritten Liga bin, habe ich mir nicht gesetzt. Ein Hopp oder Top gibt's nicht."
Kein Top – das trifft's für die Schweinfurter Saison recht gut. Dass Landeck mit dem FC 05 als derzeitiger Achter in der Liga und nach dem Viertelfinal-Aus im Pokalwettbwerb alle Ziele frühzeitig ad acta legen hat müssen, frustet ihn schon ein wenig: "Bleibt uns nur, uns reinzuhauen, möglichst viele Spiele zu gewinnen und noch als Dritter, Vierter oder Fünfter abzuschließen. Für Abstiegskampf haben wir dann doch zu viel Qualität."
Das sagt der Trainer zum Spiel
(Freitag, 19 Uhr, Sachs-Stadion)