Der Herbst kann der Frühling des Winters sein. Nicht für den Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt. Angesichts des sportlich desaströs verlaufenen Spätsommers, steht der Mannschaft, wenn sie keine 180-Grad-Kehre hinbekommt, eher ein Klischee-Herbst ins Haus: trist und stürmisch. Der Vorsprung der auf Rang 13 abgerutschten Nullfünfer auf die Abstiegsrelegation beträgt drei Punkte, Rain und Augsburg könnten bei je einem Spiel Rückstand verkürzen. Und: Die Leistungskurve hat mit der niederschmetternden 1:3-Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg II einen weiteren Tiefpunkt erreicht.
Vier sieglose Auftritte in Serie, elf Gegentreffer aus den drei jüngsten Liga-Spielen - ein Tiefpunkt, der wenig Hoffnung auf eine alsbaldige Trendwende macht. "Ich habe der Mannschaft mitgeteilt, dass für sie ab jetzt der Abstiegskampf gilt", berichtete Trainer Christian Gmünder aus der Kabine. Aus dem Traum Dritte Liga droht der Alptraum Bayernliga zu werden. "Jetzt zählt nichts weiter als Fight und Zusammenhalt. Die Spieler müssen aufhören, an irgendwelche anderen Dinge zu denken als das, was auf dem Platz passiert."
Hohe Fehlerquote bei den Torhütern und einigen Leistungsträgern
Auf dem Platz hätten gegen keineswegs übermächtige, eher schmächtige Nürnberger die einfachen Dinge des Fußballer-Lebens gereicht: Laufbereitschaft, Zweikampfverhalten. Stattdessen haarsträubende Fehler. Auch von Leistungsträgern wie Lukas Aigner (gewann vor der Kette kaum Zweikämpfe), Jacob Engel (wurde links hinten reihenweise überlaufen) oder Tim Kraus (bei den zu wenigen Vorstößen fast immer ohne finalen Pass). Und einmal mehr vom Torhüter. Nico Stephan griff vor dem 0:2 wie schon beim 3:3 in Hankofen daneben.
Dass anschließend der 1,77 Meter kleine Yunsang Hong per Kopf (!) gegen die durchaus noch ausreichend anwesende Abwehr traf (50.), verschlug Gmünder die Sprache: "Viel zu viele individuelle Fehler, ja, auch auf der Torhüter-Position. So viele Fehler gehen nicht auf diesem Level." Es steht jetzt 2:2 zwischen Stephan und Vorgänger Bennet Schmidt nach bedeutungsschweren Patzern. Ein Torhüterproblem lässt sich nicht wegdiskutieren. Jetzt den dritten Kandidaten, den erst 18-jährigen Ukrainer Dmytro Cherniavskyi, ins kalte Wasser zu werfen, würde diesem freilich wenig gerecht werden.
Christian Gmünder kündigt Ausbruch aus der Trainingsroutine an
Was tun also, wenn die Lage derart verfahren ist und Alternativen angesichts der weiter verletzten Spieler Fabian Cavadias, Dominic Schmidt, Malik McLemore, Vitus Scheithauer und Severo Sturm fehlen? "Einfache Sachen machen", wiederholt Gmünder immer wieder. Und, wohlwissend, dass das eine Floskel ist, "den Kopf frei bekommen". Ein trainingsfreies Wochenende soll vor der Aufgabe am Freitag in Pipinsried, der ersten von vier binnen elf Tagen, dazu beitragen – "und wir brechen unter der Woche aus der Trainingsroutine aus", so Gmünder, der sich eine Abwechslung einfallen lassen will, die den Spaß im Team zurückbringen soll.
Spaß und Leichtigkeit wären nötig gewesen, nach dem Treffer zum 1:2 durch Neuzugang Benjamin Hadzic (72.) mehr nachzuliefern als Adam Jabiris Beinahe-2:2, das der Ex-Schweinfurter Jan Reichert im FCN-Tor formidabel verhinderte. So durfte Leonardo Vonic mit seinem zweiten Treffer (15., 90.+1) die Klammer um einen nie gefährdeten Nürnberger Sieg schließen.
Adam Jabiri spricht von Regionalliga-Durchschnitt
Die Frische in die Körper zurückzubringen, scheint mindestens genauso schwer. Sieben von 19 Spielern aus dem jüngsten Aufgebot waren zuvor aus Verletzungen gekommen. Was Gmünder, der Abstiegskampf aus seiner Zeit als Spieler kennt, nur bedingt zählen lässt: "Wir haben die Belastung im Training gesteuert. Es darf keine Ausreden geben. Wenn der Schiedsrichter anpfeift, muss Jeder auf dem Platz alles geben. Es sind Fußballer." Das Wort "Profis" hatte er sich angesichts der unterirdischen Leistungsentwicklung einige Akteure verkniffen.
Mit Jabiri brach indes ein Schweinfurter Vorbild-Profi, gleichwohl diesmal selbst kaum zu sehen, eine Lanze für angeschlagene Kollegen: "Das sind suboptimale Voraussetzungen im Energielevel. Viele gehen auf dem Zahnfleisch, stellen sich dennoch zu Verfügung. Der Charakter ist da. Auch der Wille – und genau das ist ja das Schlimme." Was er meint: Es reicht nicht. "Mit dem, was wir zur Verfügung haben, sind wir nur Regionalliga-Durchschnitt." Ein Alibi möchte er damit nicht liefern: "Wir dürfen jetzt nicht heulen. Wir müssen diese Situation annehmen."