
Neuer Trainer, neue Zeitrechnung? Fast, aber nicht ganz. Mit der 2:3-(0:1)-Niederlage im Grünwalder Stadion beim FC Bayern München II schaffte der Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt den Turnaround im Abstiegskampf nicht – holte sich aber dank einer kämpferisch deutlich verbesserten Vorstellung Selbstvertrauen. Am Montagvormittag hatte Marc Reitmaier offiziell den zuletzt massiv erfolglosen Christian Gmünder als Cheftrainer beerbt. Er hat der Mannschaft spürbar ein Plus an Harmonie verpasst. Die hatte die Courage, einen 0:2-Rückstand noch auszugleichen – und verlor unglücklich in der Nachspielzeit. "Das war heute eine große Willensleistung", zog er viel Positives aus seiner missglückten Premiere.
Auf fünf Positionen hatte Reitmaier getauscht: Für Julius Landeck, Nicolas Pfarr, Felix Schwarzholz, Severo Sturm und Georgios Spanoudakis rückten Jacob Engel, Lukas Aigner, Kevin Fery, Tim Kraus und Lukas Billick in die Startelf – Spanoudakis war überhaupt nicht im Aufgebot. "Die Alten alle dabei", erkannte der aus dem Amt geschiedene Ex-Sportleiter Robert Hettich kurz vor Spielbeginn auf der Tribüne ohne großes Erstaunen. Fürwahr: Der neue Coach setzte auf ein Maximum an Routine für die schwere Aufgabe bei den jungen, spielstarken Bayern, die zuletzt Primus Unterhaching mit 2:1 bezwungen hatten.
Mit acht Auswechselspielern plus Ersatz-Torwart war die Schweinfurter Bank so gut gefüllt wie seit dem 3:0-Auftaktsieg in Rain am Lech nicht mehr. Auch im Spielsystem, einem auf Sicherung angelegten, kompakten 4-2-3-1, gab es ein paar Verschiebungen: Aigner spielte bei seinem Comeback rechts hinten, Engel, etatmäßig bis dato Linkeverteidiger rückte auf die linke Außenbahn vor. Und Fery, zuletzt meist Sechser oder Wechselspieler durfte im zentralen Mittelfeld ran. Lücken gab es gegen die ohne Ball sehr dicht aneinander agierenden Schweinfurter lange Zeit nicht für die Münchner.
Ein Münchner Elfmeter knackt das Schweinfurter Abwehrbollwerk
Bei den kleinen Bayern indes stand "Prominenz" auf dem Platz: Paul Wanner, immerhin schon sechs Mal bei den Profis eingesetzt, spielte auf dem linken Flügel, tat dies mit viel Übersicht und initiierte auch die erste Chance eines längere Zeit von gegenseitigem Neutralisieren geprägten Spiels: Timo Kern schoss nach feinem Rückpass aus 18 Metern nur haarscharf drüber. Und Kern sorgte auch für die 1:0-Führung der Gastgeber: Nach einer Attacke von Kristian Böhnlein fiel der Münchner Taichi Fukui im Strafraum, Schiedsrichter Elias Tiedeken entschied auf Elfmeter und Kern verwandelte trocken ins linke untere Eck (29.).
Auf der Gegenseite tat sich nichts nach vorn - der aus Donnersdorf stammende FCB-Keeper Johannes Schenk hatte allenfalls bei Rückpässen mal einen Ballkontakt. Die Nullfünfer lauerten auf einen klassischen Lucky-Punch-Konter - nur, was machen, wenn der Gegner das Ganze derart souverän und oberdrein extrem spielfreudig im Griff hat? Und so hätte es ums Haar 2:0 gestanden, doch bei einer Doppelchance binnen zwei Sekunden scheiterte erst Grant-Leon Ranos an 05-Keeper Bennet Schmidt, dann Fukui an Rabolds Abwehrbein (34.). Und dann musste auch noch der Schweinfurter Torjäger Adam Jabiri verletzt raus, für ihn kam Pascal Moll (39.).
Lange nicht gesehene Schweinfurter Qualitäten: Mut und Trotz
Und kaum hatte der FC 05 seine Mission Hoffnung mit Wiederbeginn gestartet, erfuhr diese prompt den nächsten Dämpfer: Schon nach drei Minuten gab's erneut Elfmeter, diesmal traf der gerade erst eingewechselte Desire Segbe Azankpo genauso humorlos (48.). Schier noch das 3:0 hinterher: Younes Aitamer traf nur die Querlatte (61.). Doch dann überraschten die Schweinfurter mit einer lange nicht gesehen Qualität: Sie kämpften trotzig weiter, ließen nicht, wie so oft in der Vergangenheit, die Köpfe hängen. Und wurden für ihren Mut belohnt: Einen Abpraller versenkte Moll bretthart zum 2:1-Anschlusstreffer im Bayern-Tor (63.). Und 20 Minuten später nickte der Ex-Nürnberger eine Hadzic-Verlängerung zum plötzlich gar nicht mehr so unverdienten Ausgleich ein (83.).
Sogar das dritte Tor war für die Gäste bei Benjamin Hadzics Flachschuss drin (87.). Doch dann schlug der FCB in der fünften Minute der Nachspielzeit zu – Tor durch Yusuf Karhan Kabadyi, 3:2, Schlusspfiff. Reitmaier reklamierte vorher vergebens, noch einmal Wechseln zu wollen und sah Gelb. Für die Schweinfurter stehen nun die wesentlich bedeutsameren Aufgaben im klassischen Sechs-Punkte-Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth II (11. März) und dann am 18. März gegen den TSV Aubstadt an.
Punkte müssen gegen andere Mannschaften geholt werden.
Bleibt zu hoffen das -
Zitat: "Sie kämpften trotzig weiter, ließen nicht, wie so oft in der Vergangenheit, die Köpfe hängen."
auch weiter an der Tagesordnung ist. Wenn man endlich mal kämpft und nicht die Köpfe hängen lässt und dann solch einen Rückschlag in der Nachspielzeit erlebt ist das für das neu entdeckte Selbstbewusstsein gleich ein herber Dämpfer.