Vor wenigen Tagen war es soweit für Johannes Schenk. Der 19-jährige Donnersdorfer (Landkreis Schweinfurt) unterschrieb beim FC Bayern München seinen ersten Profivertrag und ist nun nach Manuel Neuer und Sven Ulreich nun dritter Torhüter beim deutschen Rekordmeister.
Das meldete kürzlich die Internetseite des FC Bayern mit einem Foto und einem kurzen Video. Darin sind Schenk und Hasan Salihamidžić zu sehen und zu hören. Der Sportvorstand der Bayern lobt den Jungprofi in einem vom Verein verbreiteten Beitrag: "Johannes hat sich bei uns toll entwickelt, wir sind überzeugt, dass er im Profibereich den nächsten Schritt machen wird. Er ist ein weiteres großes Talent aus unserer Nachwuchsförderung am FC Bayern Campus, von dem wir uns für die Zukunft viel versprechen. Johannes hat tolle Reflexe und eine große Reichweite – er bringt alles mit".
Die Vorfreude auf das "Heimspiel" im Sachs-Stadion ist groß
Sein Talent kann der junge Torhüter vielleicht schon am Freitagabend in der Regionalliga beim Ligaspiel der Bayern-Amateure beim FC Schweinfurt 05 unter Beweis stellen. Möglich ist, dass Schenk dort zwischen den Pfosten stehen wird. "Ich hoffe, dass es klappt. Darauf hätte ich richtig Lust, es wäre so etwas wie mein Heimspiel", schaut der Donnersdorfer, der in der vergangenen Saison neunmal im Tor der "kleinen" Bayern stand, voraus.
Ob er auflaufen wird, entscheidet sich wohl erst ein oder zwei Tage vorher, so Schenk. Er fühle sich wieder fit, nachdem er bis Anfang August wegen einer Handverletzung pausieren musste. Zuletzt trainierte der Nachwuchstorhüter zwar mit den Profis, bei Spielen wurde er aber noch geschont.
Beim jüngsten Spiel der zweiten Mannschaft, dem Regionalliga-Derby in Unterhaching, stand Schenk das erstmals in dieser Saison zwischen den Pfosten und kassierte kurz vor Schluss den Treffer zum 1:1-Endstand,
Schenk ist nicht nur auf dem Trainingsplatz mittendrin neben Größen wie Thomas Müller, Joshua Kimmich oder auch Sadio Mané. Dieser Tage war auch er mit dabei, als bei allen Münchner Profis Maß genommen wurde für einen Anzug. Diesen trägt die Mannschaft künftig zu den Auswärtsspielen in der Champions League, bei denen auch der dritte Torhüter mitfährt. "Da muss man gut gekleidet sein. Der Anzug steht mir ganz gut", schmunzelt der Unterfranke.
Dass der 19-Jährige beim Rekordmeister bereits jetzt die Chance als Nummer drei bekommt, hat ihn selbst überrascht. Für ihn ist es ein großer Ansporn, täglich mit und neben einem Manuel Neuer zu trainieren. Über seine Nervosität vom allerersten Mal, als Schenk den Welttorhüter auf dem Platz gegenüberstand, muss er heute lachen. Man verstehe sich gut, Neuer gebe ihm viele Tipps, und sei sehr hilfsbereit, wie die anderen Stars auch. "Das sind ganz normale und nette Leute", hat Schenk erkannt.
Ob er in Zukunft den mittlerweile 36-jährigen Nationalkeeper einmal im Bayern-Tor ablösen werde? Da muss Johannes Schenk schmunzeln. "Da bin ich Realist genug, das wird nicht so leicht funktionieren. Manuel ist überragend. Er ist noch so fit, der spielt garantiert, bis er 40 ist", sagt er über sein Vorbild.
Über den FC 05 Schweinfurt und den 1. FC Nürnberg zu Bayern München
Seine Rolle sieht der Nachwuchsmann so, dass er so viel wie möglich lernen und mitnehmen möchte. Er will ein höheres Niveau erreichen. Als Ziel nennt Johannes Schenk, möglichst lange im Profibereich zu bleiben. Später will er mindestens in der Zweiten Liga spielen. "Mal schauen, wo es für mich hingehen wird."
Johannes Schenks Weg nach oben begann beim FC Schweinfurt 05 in der U 12, in die er von seinem Heimatklub FC Donnersdorf aus wechselte. Von jeher sei sein Talent als Torwart aufgefallen, sagt Vater Thomas, der selbst einst als Abwehrspieler kickte.
Nach nur zwei Jahren in Schweinfurt wechselte Schenk in die U 14 des 1. FC Nürnberg. Und nur ein Jahr später klopfte der FC Bayern an, nachdem der Unterfranke für die Bayernauswahl im Länderpokal überzeugt hatte. Die Familie entschied sich für den Wechsel des damals 14-Jährigen nach München. Man wolle ihm das nicht verbauen, so eine Chance bekomme er vielleicht nicht mehr, ergänzen die Eltern Jutta und Thomas Schenk. Für sie war die viermal wöchentliche Fahrerei nach Nürnberg vorbei, in München besuchte der Sohn das Internat.
Das Leben dort sei ihm anfangs nicht so leicht gefallen, in dem Alter weg von zuhause, weg von den Eltern und seinen Geschwistern Anna und Jakob, gibt Johannes Schenk zu. Zumal er eher der ruhige, fast schüchterne Typ gewesen sei. Er biss sich aber durch, "heute würde ich sagen, ich habe alles richtig gemacht."
Heimatbesuche beim FC Donnersdorf
Aus dem Internat ist Schenk mittlerweile ausgezogen, seit einigen Wochen wohnt er in Taufkirchen. "Dort ist es etwas ländlicher, das mag ich eher als die Großstadt", gibt er zu. Hier könne er sich erholen nach den für ihn meist recht anstrengenden Trainingseinheiten. Momentan brauche er die Zeit für sich, später will er zusätzlich ein Fernstudium aufnehmen.
Nach Hause zurück, zur Familie und seinen Kumpels in Donnersdorf, fährt er gerne, wenn es denn die Zeit zulässt. Bei seinen Besuchen schaut er dort auch mal am Fußballplatz vorbei, etwa wenn sein jüngerer Bruder Jakob spielt. Dieser stürmt in der U-19-Spielgemeinschaft in Grettstadt, wo auch der Vater als Betreuer mit dabei ist.