Es gleicht einem Fußball-Märchen: Mausetot Ende Februar, zwischenzeitlich auf die Relegationsplätze abgerutscht, saust der FC 05 Schweinfurt seit Ostern durch die Fußball-Regionalliga Bayern und von Sieg zu Sieg. Nach dem 2:1 (0:1) gegen die SpVgg Ansbach ist die Mannschaft von Trainer Marc Reitmaier Sechster und hat vier Spieltage vor Saisonende einen komfortablen Vorsprung auf die Gefahrenzone: neun Punkte auf Eichstätt (16.) und fünf auf Ansbach (noch 13.) – unter Berücksichtigung, dass Fürth (15.) drei Zähler nach der Rainer Spielabsage zugeschrieben bekommen wird und Vilzing (14.) eine Partie (gegen Hankofen-Hailing) weniger ausgetragen hat. Das bessere Torverhältnis hat der FC 05 obendrein.
Fünf Siege in Folge. Das gab es für eine FC-05-Mannschaft in der Regionalliga zuletzt unter Trainer Timo Wenzel zwischen dem 2. August und dem 7. September 2019, da waren es sechs. Ein Rekord, den Reitmaier einstellen will: "Wir sind jetzt im Lauf. Ich verschwende keine Sekunde damit, daran zu denken, dass wir wieder mal ein Spiel verlieren könnten." Man fahre am Donnerstag zum vorgezogenen Spiel zu Türkgücü München, "natürlich, um zu gewinnen." Einen Sieg aus den vier ausstehenden Partien wird's wohl noch brauchen, um sicherzugehen.
Elf Punkte auf Türkgücü aufgeholt und jetzt geht es nach München
Ein wenig tabellenorientierter sieht's Mittelfeld-Spieler Dominic Schmidt, der nach der Verletzung von Lukas Billick (Knie) kurz vor der Pause in die Innenverteidigung gerückt war: "Klar täuscht die Tabelle. Aber wir stehen einen Platz vor Türkgücü und können dort beweisen, dass wir besser sind als die." Im Hinspiel hatte es ein 0:1 gegeben, Ende März hatten beide Teams noch elf Punkte getrennt. Der 22-Jährige muss lange überlegen, als er die Aufholjagd und die Wende im Ansbach-Spiel, in dem die Gäste lange geführt hatten, erklären will: "Wir glauben einfach 90 Minuten an uns. Mir war auch nach 70 Minuten klar, dass wir das drehen. Es hat eben gedauert, bis jeder von uns mit dem Abstiegskampf zurechtgekommen ist."
Am Samstag war das nicht von Beginn an ersichtlich, die Mannschaft trug eine gewisse Selbstzufriedenheit in sich. Passiert ist lange nix. Weil die Mittelfranken auf der letzten Kette resolut verteidigten und die Nullfünfer schlampig mit den wenigen Durchbrüchen umgingen. Adam Jabiri schlenzte haarscharf vorbei (38.), Malik McLemores 22-Meter-Schuss schupfte SpVgg-Schlussmann Sebastian Heid über die Latte (42.).
Der FC 05 tut sich lange schwer gegen stark verteidigende Ansbacher
Die Gäste wagen sich selten nach vorn, erzielten jedoch die Führung: Weil 05-Keeper Bennet Schmidt bei einer Rettungsaktion Lukas Schmidt am Fuß erwischt hatte und Eric Weeger den Strafstoß zum 0:1 verwandelte (30.). Anders als in den vergangenen Partien hatten die Schweinfurter nicht eine prompte Antwort in petto. Auch nach der Pause tat sich der FC 05 trotz zunehmender Dominanz schwer. Und ums Haar wären sie eiskalt erwischt worden: Bennet Schmidt rettete stark gegen Daniel Schelhorn (71.).
"Was dann kam, war ein Brett für uns. Es hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen", war SpVgg-Coach Christoph Hasselmeier grantig. Andererseits trug seine Elf nicht dieses Selbstverständnis in sich, das Reitmaier seiner einmal mehr zuschrieb: "Wir wissen: Wenn wir ein Tor schießen, gewinnen wir auch noch." Natürlich weiß der 39-Jährige auch, dass jeder Lauf einmal sein Ende haben kann: "Wir dürfen nicht immer darauf vertrauen. Aber das Momentum ist halt gerade auf unserer Seite."
Kommt Torhüter Lukas Wenzel vom Liga-Konkurrenten TSV Aubstadt?
So und mit dem neuerlichen Schub durch die Einwechselspieler erklärt sich diese Power-Schlussphase: Was den grünen Wienern die Rapid-Viertelstunde, ist den grünen Unterfranken die Schnüdel-Viertelstunde. Erst erhöhten sie den Druck, dann schlugen sie nach zwei Ecken von Marco Zietsch zweimal zu: Benjamin Hadzic staubte zu seinem neunten Tor und zum 1:1 ab (82.), zwei Minuten später Jabiri zu Treffer Nummer 19 und zum 2:1-Endstand. Der angesichts der Chancen davor und danach gar höher hätte ausfallen können.
"Im Abstiegskampf gehen die Uhren einfach anders", bilanzierte Reitmaier zwischen der Erkenntnis, dass die spielerischen Leistungen noch nicht seiner Wunschvorstellung entsprechen, und der Freude über körperliche Präsenz und die Fähigkeit, "zum Ende hin alles wegverteidigen zu können". Derweil nehmen die Planungen für die kommende Spielzeit weiter Formen an. Neben den mutmaßlichen Neuzugängen Marc Hänschke (FV 04 Würzburg) und Dominik Halbig (FC Fuchsstadt) scheint auch der Wechsel von Torhüter Lukas Wenzel vom Liga-Konkurrenten TSV Aubstadt zum FC 05 perfekt.