
Oberflächlich betrachtet hat sich für den FC Schweinfurt 05 trotz eines in allen Belangen enttäuschenden 1:1 (0:1) bei der SpVgg Greuther Fürth II kaum etwas verändert. Der Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Bayern hat immer noch vier Punkte Vorsprung auf seinen unmittelbaren Verfolger – nur ist das jetzt statt des Bayern München II die SpVgg Bayreuth. Aber: Einen Erfolg der Würzburger Kickers im Nachholspiel in Ansbach vorausgesetzt, lägen die Top Fünf nur noch sechs Punkte auseinander. Der Druck auf die Nullfünfer wächst.
Ein Druck, von dem der Schweinfurter Trainer Victor Kleinhenz noch nicht reden will. Gefragt, ob den Spielern bei immer kleiner werdendem Restprogramm immer mehr ihre Mission bewusst würde und sie das womöglich belaste, wiegelte er ab: "Jetzt schauen wir uns noch ein, zwei Spiele an und bewerten, ob das heute ein einzelnes Ereignis war. Erst dann beschäftige ich mich mit Dingen, die sportlicher Leistung nicht so förderlich sind."
Die Rede ist von mentaler Last. Die durchaus als eine Erklärung für den rätselhaft lethargischen Auftritt im Sportpark Ronhof herhalten hätte können. Denn eine Woche nach der Machtdemonstration gegen die kleinen Bayern im Grünwalder Stadion ließen sich die mit unveränderter Startelf auflaufenden Schweinfurter trotz einer frühen Führung das Geschehen komplett aus der Hand nehmen. "Die Grundlage unseres Spiels, die Kommunikation, die Grundhärte – alles nicht da", erklärte Kleinhenz eine Pausenansprache, die "nicht zu meinen leisesten" gehört hatte. Und letztlich fruchtlos verhallte.
Einziger Lichtblick: ein Traumtor von Joshua Endres
Das zeitgleiche 2:0 der Kickers in München notierte der Coach zwar, sagte jedoch, auch nach dessen Bedeutung gefragt: "Bevor wir auf andere schauen, müssen erst einmal wir unsere Hausaufgaben machen." Zumal der nächste Gegner der mit zwei Siegen aus der Winterpause gestartete Tabellenvierte FV Illertissen ist; am Freitag (19 Uhr) allerdings zu Hause im Sachs-Stadion, wo der FC 05 in dieser Saison noch ungeschlagen ist.

Und wo Kleinhenz jene Weiterentwicklung des Teams sehen will, von der er auf allen Positionen in Fürth nichts sah. Wie schon in München gab es zu viele lange Bälle. Dazu gesellte sich weniger Struktur im Aufbau, überhaupt wenig Zugriff auf das Spiel. Da waren lediglich zwei, drei schöne Umschaltsituationen. Von denen die Schweinfurter eine nach einer Viertelstunde sehenswert abschlossen: Einen katastrophalen Rückpass des Fürthers Raul Marita nahm Joshua Endres auf, stürmte auf SpVgg-Keeper Silas Joel Prüfrock zu und überwand diesen mit einem Lupfer zum 0:1.
Eine schmeichelhafte Pausenführung, die einige Male in Gefahr geriet. Am meisten in der 28. Minute, als der Ex-05er Daniel Adlung einen 18-Meter-Freistoß an den rechten Torpfosten knallte. Offensiv war in der zweiten Halbzeit nicht mehr viel von den Schweinfurtern zu sehen, abgesehen von Kristian Böhnleins laschem Kopfball aus acht Metern in die Arme von Prüfrock (58.). Die hinten für eine U-Mannschaft erstaunlich resoluten und vorne beweglichen Kleeblatt-Talente glichen durch Ausnahmestürmer Daniel Kasper (17 Tore in 17 Spielen) zum 1:1 aus (68.) und hatten anschließend durch Denis Pfaffenrot und Marlon Fries sogar die Wende auf dem Fuß.
Drei raus, drei rein – keine Veränderung
Bezeichnend: Kleinhenz wechselte nach 59 Minuten die ganze offensive Mittelfeldreihe aus, doch die drei Neuen, darunter auch erstmals Neuzugang Julian Kudala, blieben mindestens genauso wirkungslos. Der Trainer griff zur Klärung der Frage nach dem Anlass für den massiven Austausch zu Sarkasmus: "Ich hätte bereits zur Pause mehr als fünf Spieler austauschen können, aber das darf man ja nicht." Ob nach dem Führungstor, nach dem Ausgleich oder dem Wechselsignal: Es mangelte dem FC-05-Spiel an Impulsen. "Wir haben nie den Hebel gefunden, etwas zu bewegen", resümierte Kleinhenz.
Bleibt nach einer der schlechtesten Saisonleistungen die schale Zufriedenheit über einen Gerade-so-Punkt. Und die Aussicht auf ein Schlüsselwochenende. Im Idealfall könnten die Nullfünfer mit einem Sieg zumindest Illertissen bei dann acht Zählern plus aus dem Titelrennen eliminieren, im schlechtesten die Schwaben auf zwei herankommen und die Spitzengruppe insgesamt brutal eng zusammenrutschen lassen. Mit dieser Entwicklung wie ein Aufstiegsanwärter umgehen zu können, wird die Herausforderung für den FC 05 sein.
Fußball: Regionalliga Bayern
SpVgg Greuther Fürth II – FC Schweinfurt 05 1:1 (0:1)
Fürth: Prüfrock – Fries, Scholz, Vakouftsis, Marita (46. Imeri) – Engel (63. Fazlija), Müller – Aydin, Adlung, Pfaffenrot (90.+3 Hrgota) – Kasper (90.+3 Grimbs).
Schweinfurt: Schneller – Langhans, Zeller, Meißner, Piwernetz – Fery (82. Angleberger), Böhnlein – Müller (59. Kudala), Endres (59. Tranziska), Thomann (59. Hofmann) – Dellinger.
Schiedsrichter: Thomas Ehrnsperger (FC Rieden). Zuschauende: 510. Tore: 0:1 Joshua Endres (15.), 1:1 Daniel Kasper (68.).