Die letzten Worte von Christian Gmünder bei der Pressekonferenz im schmucken Sportheim des FC Pipinsried waren symptomatisch für die Gefühlslage beim FC 05 Schweinfurt: "Wir haben genug auf die Fresse bekommen. Es war wichtig, das Ding zu ziehen." Sagte er und grinste, während man buchstäblich die Steine von seinem Herzen fallen hörte – mit einem lauten Krachen. Ja, dieses 2:0 (0:0) des weiterhin arg geschwächten Fußball-Regionalligisten war im Großen und Ganzen Balsam für die Seele, "für die Fans – für uns, alle einfach", wie der Coach später nachschob.
Die ersten 45 Minuten in dem Pfarrdorf im Landkreis Dachau waren es nicht. Da erinnerte das Auftreten doch sehr an das schlechte Spiel gegen den 1. FC Nürnberg II, das mit 1:3 verloren wurde. Die besseren Chancen hatte der Gastgeber. "Material, um ein Tor zu schießen, war da", verdeutlichte Nikola Jelisic – der Ex-Nullfünfer, der mittlerweile Spielertrainer der Oberbayern ist. Die agierten spritzig, mit viel Zug zum Tor, was den Schweinfurtern, die oft zu viele Räume ließen, Defensivarbeit und insgesamt sieben Verwarnungen bescherte.
Nico Stephan fischt den Ball in höchster Not von der Linie
Der Druck, der auf den Grün-Weißen in diesem zuletzt selbst ausgerufenen Kampf gegen den Abstieg lastete, hemmte spürbar. Und er wäre noch größer geworden, hätte der zuletzt kritisierte Nico Stephan nach acht Minuten die Kugel nicht noch bravourös von der Linie gekratzt, nachdem der Keeper wohl nicht mit einer Kopfball-Rückgabe von Lucas Zeller infolge einer Pipinsrieder Seitenverlagerung gerechnet hatte und so falsch stand. "Nico hat den überragend rausgeholt, andere Torhüter bleiben da vielleicht auch einfach stehen und hechten nicht hinterher", lobte Gmünder.
Er selbst war nach dem für die mitgereisten Fans unschönen ersten Akt ruhig geblieben und fand in der Halbzeitpause die richtigen Worte. Kaum ging's wieder los, netzte Sturm-Routinier Adam Jabiri ein (46.), der in Minute 77 mit dem 2:0 aus Gäste-Sicht alles klar machte. "Ich war in der Kabine ruhig, sachlich und motivierend. Draufhauen mache ich in einer solchen Situation nicht", führte der 42-Jährige aus.
Gegen mittlerweile arg statische Gastgeber waren die sich nun selbst lautstark pushenden Franken nach dem Seitenwechsel urplötzlich wieder gefestigt und ließen keine gefährliche Torchance mehr zu. "Wir sind natürlich in der ersten Halbzeit durch zu viele Ballverluste immer wieder in Konter gelaufen, das haben wir dann besser in den Griff bekommen. Dieses Spiel hat gezeigt, dass es eine ganz ekelige Liga ist. Wir müssen unsere Fehler analysieren und weiter an uns arbeiten", so Neuzugang Ivan Mihaljevic. Neben Zeller verteidigte der frühere kroatische U-19-Nationalspieler in der Innenverteidigung dann alles weg, was gefährlich hätte werden können – so, wie es sich Viele schon in den Duellen zuvor gewünscht hätten.
Viel Zeit zur Aufarbeitung und Regeneration bleibt Gmünder und seinen Mannen allerdings nicht, denn schon am Dienstag steht ab 18.30 Uhr das Pokal-Viertelfinale beim ATSV Erlangen an. "Da gibt es nur schwarz-weiß, das mag ich eigentlich nicht, aber es geht an sich nur ums Weiterkommen", gab der Ex-Ulmer zu, der im Sportheim auch kritische Töne anschlug. "Auch ich habe in den letzten Wochen nicht alles richtig gemacht. Wir, also auch die Spieler, müssen erstmal vor der eigenen Haustür kehren. Allerdings ist es auch schwierig, im Training jetzt schon sieben Wochen lang nur mit dem Physiotherapeuten und dem Athletiktrainer Acht-gegen-Acht spielen zu können. Aber: Alle wollen woanders als wie bisher auf Platz 13 stehen und riskieren dafür was."
Was Gmünder meint: Einige Akteure haben auch weiterhin eine Verschnaufpause bitter nötig, die sie aber nicht bekommen können. Daher wird sich noch zeigen müssen, ob dieser Auswärts-Erfolg nach vier Liga-Spielen ohne Dreifach-Ausbeute der Beginn einer nachhaltigen Trendumkehr ist. Das war den Schweinfurtern in der Stunde des Sieges aber erstmal herzlich egal.