Der in den letzten Jahren häufig verschmähte deutsche Jugendfußball feiert derzeit eine beeindruckende Renaissance. Die Spieler der deutschen U-17-Nationalmannschaft wurden mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Indonesien zu gefeierten Helden. Ein kleines Junioren-Fußballmärchen spielte sich im letzten halben Jahr auch im Schweinfurter Sachs-Stadion ab. Und deswegen darf die U19 des FC 05 Schweinfurt ein bisschen von der Bundesliga träumen.
Zwar siegte die SpVgg Unterhaching, im Tor mit dem späteren WM-Helden Konstantin Heide, im vergangenen Oktober klar mit 5:1 im Spitzenspiel der U-19-Bayernliga in Schweinfurt. Es war allerdings die bis dato einzige Niederlage der Elf von Trainer Marcel Kühlinger. Die 05-Junioren dürfen als Tabellenzweiter zur Winterpause, mit drei Punkten Rückstand auf Unterhaching bei einem Spiel mehr theoretisch noch vom Aufstieg träumen.
Nach nur Platz neun im Vorjahr war Kühlinger schon vor dem Saisonstart 2023/24 klar, dass seine Elf diesmal weiter oben in der Bayernliga mitmischen würde. Die verbliebenen Spieler wurden mit starken Spielern aus der U17 verstärkt. Der 2006er-Jahrgang gilt seit Jahren als einer der talentiertesten im Verein. "Die Vorbereitung lief schon sehr gut", erklärt Kühlinger. "Dass es dann aber gleich so gut in der Hinrunde läuft, war uns natürlich nicht klar."
Derby-Sieger gegen die Würzburger Kickers
Unter anderem gewannen die Schweinfurter das Derby gegen die Würzburger Kickers mit 2:1. Für den 25 Jahre alten Kühlinger, der parallel als Stürmer für den Landesligisten DJK Schwebenried/Schwemmelsbach auf Torejagd geht, ist es die zweite Spielzeit als U-19-Coach des FC 05. Unterstützung erhält er im Trainerstab übrigens vom Schweinfurter Regionalliga-Kapitän Kristian Böhnlein, der als Co-Trainer fungiert.
Wichtiger als Tabellenplätze sei allerdings die individuelle Entwicklung der Talente. "Wir wollen die Spieler bestmöglich ausbilden", betont Kühlinger. "Wir möchten möglichst viele in Zukunft in unserer ersten Mannschaft sehen. Vielleicht schon nächste Saison, vielleicht über Umwege." Die letzten Jahre, als der FC 05 in der Regionalliga noch eine Profimannschaft gestellt hatte, war es für den Nachwuchs aus der eigenen Talentschmiede denkbar schwierig den Sprung ins Team zu schaffen. "Der Austausch zwischen der ersten Mannschaft und der U19 war noch nie enger", erklärt Kühlinger.
Es gibt gemeinsame Trainingseinheiten, Trainingsspiele gegeneinander, außerdem trainieren regelmäßig U-19-Spieler oben mit. Die Reamateurisierung habe dahingehend vieles vereinfacht, so Kühlinger. "Viele der Jungs haben das Ziel, irgendwann mal in der ersten Mannschaft zu landen." Früher war den Verantwortlichen der ersten Mannschaft manchmal gar nicht wirklich bekannt, welche Talente in der U19 spielen. Das sei heute anders, freut sich Kühlinger über das Interesse von Sportleiter Andreas Brendler und Cheftrainer Marc Reitmaier. "Wer Gas gibt, hat auch eine reelle Chance, den Sprung zu schaffen."
2021 scheiterte der FC 05 an Sandro Wagners Unterhachingern
Die Jugendarbeit des FC 05 Schweinfurt ist in der Region eine Marke. Falls es tatsächlich gelingen sollte, würde man den Aufstieg in die Bundesliga mitnehmen und dann in die Duelle mit den großen Bundesliga-NLZs gehen. 2021 scheiterte der 05-Nachwuchs knapp in den Aufstiegsspielen an der SpVgg Unterhaching, damals trainiert vom heutigen DFB-Co-Trainer Sandro Wagner. "Wir würden es versuchen, die Jungs hätten es sich dann auch verdient", sagt Kühlinger.
Ein Gros spielt nämlich auch nächste Saison noch ein Jahr Jugend. "Als Sportler fände ich es auch schade, wenn ich nicht dürfte, weil mir es der ein oder andere vielleicht nicht zutraut." Die Zeiten, in denen bei den Nullfünfern den eigenen Talenten nichts oder zu wenig zugetraut wird, sollen schließlich der Vergangenheit angehören.