Nieselregen und 16 Grad. Irgendwie passte das Wetter am Donnerstagnachmittag zu den zurückliegenden Wochen, als der FC 05 Schweinfurt gegen den TSV Havelse, seinerzeit noch unter Bruthitze, den Drittliga-Aufstieg verspielt hatte. Abgekühlt - statt am 24. Juli, wie die Niedersachsen, gegen Saarbrücken, starten die Nullfünfer am 17. Juli eben in Buchbach. Darauf bereiten sie sich nun in einer Rekord-Minimalzeit vor. 18 Feldspieler und drei Torhüter durfte Trainer Tobias Strobl zum Trainingsauftakt begrüßen.
Zwar fehlen derzeit noch Vitus Scheithauer, dessen schwere Knieverletzung ihn noch bis 2022 pausieren lässt, und Martin Thomann, der mit einem Muskelfaserriss erst in einer Woche dazu stößt. Doch der Kader ist schmal geworden. Den fünf Neuzugängen Jannik Schuster (Augsburg II), Marco Zietsch (Nürnberg II), Tim Kraus (Ingolstadt II), Bennet Schmidt (Freiburg II) und Nico Stephan (FC Geesdorf) stehen acht Abgänge gegenüber - die Nachwuchsspieler Emir Bas und Edin Hyseni sollen wohl ausgeliehen werden, um anderswo Spielpraxis zu sammeln.
Bayern-Meister steigt 2022 direkt auf
Doch Strobl, der sich vom Schock des Nichtaufstiegs erst erholen hatte müssen ("als ich am Montag nach dem Rückspiel das erste Mal alleine war, war's nochmal eklig"), ist zuversichtlich. "Wir müssen unsere Ansprüche nicht kleiner reden, als sie intern kommuniziert werden. Unser Ziel ist es, die Meisterschaft zu verteidigen." Was 2022 gleichbedeutend mit dem Aufstieg wäre, weil der Bayern-Meister diesmal nicht in die Relegation muss.
Das weiß man aber auch bei den Haupt-Konkurrenten SpVgg Bayreuth und Drittliga-Absteiger SpVgg Unterhaching. Die Oberfranken haben zwar erst drei Neue, die aber sind allesamt Hochkaräter. Felix Weber, der frühere Münchner-Löwen-Kapitän, kommt von Rot-Weiß Essen und soll die Defensive verstärken. Stürmer Daniel Steininger spielte zuletzt Dritte Liga beim FC Magdeburg. Und Mittelfeldmann Benedikt Kirsch, für Greuther Fürth schon 15 Mal in der Zweiten Liga auf dem Platz, kommt von Türk Gücü München; an ihm war auch der FC 05 dran, doch Strobl sagt: "Da konnten und wollten wir nicht mithalten." Finanzielles dürfte den Ausschlag gegeben haben.
Unterhaching, gegen dessen A-Jugend die U19 des FC 05 jüngst am Bundesliga-Aufstieg gescheitert ist, verpflichtete vom Drittligisten VfB Lübeck mit dem früheren Bayreuther Patrick Hobsch einen weiteren Sturmpartner für das Duo Patrick Hasenhüttl/Stephan Hain. Strobl macht keinen Hehl daraus, dass er selbst noch gerne einen herausragenden Stürmer hätte, um einen Partner, beziehungsweise Backup für den mittlerweile 37-jährigen Adam Jabiri zu haben. "Wir sind auf der Suche, haben interessante Namen auf dem Zettel", deutet der Coach an, dass der Verein möglicherweise bald einen Abschluss verkünden wird.
Strobl zählt Aubstadt zu den Mitfavoriten
Strobl zählt auch Viktoria Aschaffenburg ("da gibt es keinen Umbruch und ein großes Gemeinschaftsgefühl") und Drittliga-Absteiger FC Bayern München II ("Stand jetzt eine Wundertüte, es gibt Anzeichen, dass dort mehr auf Nachwuchsförderung gesetzt wird") zu den Mitfavoriten - und, ja, den unterfränkischen Rivalen TSV Aubstadt: "Wir beobachten dort sensationelle Transfers. Mit deren neuer Mannschaft gewinnt die Regionalliga an Attraktivität." Die Grabfelder schlagen einen ähnlichen Weg ein wie die Nullfünfer, verpflichten Talente mit guter Grundausbildung in Bundesliga-Klubs. Summa summarum prophezeit Strobl eine lange (38 Spieltage) und heiße Saison: "Das wird kein Zuckerschlecken."
Das die Vorbereitung so kurz ist, passt dem FC-05-Trainer sogar ins Konzept. "Wir waren durch Play-offs, Pokal und Relegation lange im Wettkampfmodus und wollen schnell wieder in diesen kommen." Zwei Testspiele stehen auf dem Programm: Am Mittwoch, 7. Juli (15 Uhr) beim Drittligisten SV Wehen-Wiesbaden, am Samstag, 10. Juli (14 Uhr) gegen Bayernligist Don Bosco Bamberg. Dann wird's am 17. Juli (verlegt auf 17 Uhr) ernst mit dem Gastspiel beim TSV Buchbach. In den ersten elf Partien treffen die Schweinfurter zwar auf keinen der Top-Favoriten, am Samstag, 31. Juli aber im Derby auf Aubstadt. "Wir sind zufrieden mit dem Auftaktprogramm", so Strobl. "Aber wir dürfen nicht ansatzweise irgendeinen Gegner kleinreden." Er selbst weiß, wie das Ende kann: Zum Beispiel mit einem 1:2 in Heimstetten im März 2020. Der FC 05, so der Trainer, will aus seinen Fehlern gelernt haben.