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Fußball: Regionalliga Bayern
Der FC 05 hadert mit dem Schiedsrichter und sich selbst
Gegen Burghausen retten die nach der Pause wuchtigen Schweinfurter zwar in der Nachspielzeit ein 2:2-Unentschieden, verlieren aber wohl endgültig ihre Chancen auf Platz eins.
Diese Szene sorgte für reichlich Gesprächsbedarf: Schiedsrichter Jürgen Steckermeier zeigt dem Schweinfurter Amar Suljic nach einem vermeintlichen zweiten Foul binnen einer Minute Gelb-Rot.
Foto: Anand Anders | Diese Szene sorgte für reichlich Gesprächsbedarf: Schiedsrichter Jürgen Steckermeier zeigt dem Schweinfurter Amar Suljic nach einem vermeintlichen zweiten Foul binnen einer Minute Gelb-Rot.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:05 Uhr

Ein Happy End, das sich nicht wie ein Happy End angefühlt hat – das fühlte Tobias Strobl am Samstagnachmittag. Wenn eine Mannschaft mit 0:2 hinten liegt, ab der 45. Minute in Unterzahl in Unterzahl spielt und in der vierten Minute der Nachspielzeit noch den Ausgleich erzielt, dann sollte ein Trainer eigentlich glücklich sein. Strobl war's nicht: Er zählte "mangelnde Zielstrebigkeit aufs Tor", zu leicht kassierte Gegentore und eine schwer nachzuvollziehende Schiedsrichterentscheidung auf, um das 2:2 (0:2) des FC 05 Schweinfurt gegen Wacker Burghausen einzuordnen. Ein 2:2, das seiner Mannschaft weitere zwei Zähler auf die SpVgg Bayreuth kostete. Die Oberfranken liegen nun schon kaum noch einholbare 13 Punkte vor den Unterfranken, gleichwohl diese ein Spiel weniger aufweisen. 

Ein Abstand, der Strobl in seiner kleinen "Weihnachtsansprache" an die Fans im VIP-Zelt zu einer vielsagenden Formulierung verleitete, die freilich nahe an der Realität gelagert ist. Er dankte den durchschnittlich 500 Fans, die nach dem 3:6 am 28. September gegen Bayern München II noch gekommen sind, für ihre Treue und sagte: "Ich hoffe, dass wir euch in den nächsten Jahren das geben können, was ihr euch so sehr wünscht und was ihr verdient hättet – die Dritte Liga." In den nächsten Jahren? Kommt einer Kapitulation für die laufende Runde gleich. Mit einem plausiblen Hintergrund: Statt der anvisierten Aufholjagd bescherte das knackige Nachholprogramm dem FC 05 den Verlust von vier Zählern binnen einer Woche auf den Spitzenreiter.

05-Stürmer Adam Jabiri erzielt seine Treffer 19 und 20

Daran änderte auch eine einzigartige Szene von Oldie und Goalgetter Adam Jabiri nichts, der mit seinem Samstags-Doppelpack nun bei 20 Treffern steht. Als die Gäste schon vehement den Abpfiff forderten, wurstelte er sich irgendwie im Strafraum durch und traf zum 2:2. "Ich habe alles rausgeholt, was noch in mir gesteckt hat, eigentlich hätte ich in diese Richtung gar nicht schießen dürfen, wegen meiner Adduktorenprobleme." Man hätte bei diesen Worte glauben mögen, Jabiri sei zu Scherzen aufgelegt gewesen, zumal er auch bilanzierte: "Unter den Umständen war das ein Punkt der Moral." Doch es brodelte im 37-Jährigen: "Schiedsrichter wissen manchmal nicht, um wie viel es für Vereine geht. Da stehen auch Arbeitsplätze dahinter. Seine Entscheidung war eine persönliche."  

Angesprochen fühlen durfte sich Schiedsrichter Jürgen Steckermeier, der Sekunden vor der Pause 05-Stürmer Amar Suljic mit zwei Gelben Karten binnen einer Minute vom Platz stellte. War das erste Foul noch eine glasklare Angelegenheit, war das vermeintliche zweite, als der 05er klar den Ball spielte, exklusiv in seinen Augen gelbwürdig. "Ich habe ihn in der Kabine darauf angesprochen, auch auf das fehlende menschliche Gespür", so Strobl. Der Unparteiische habe damit argumentiert, unter Beobachtung zu stehen. Nun, da waren die Schweinfurter eben fortan in Unterzahl.

Gnadenlos effektive Gäste kommen zu leichten Toren

Und ohnehin bereits mit 0:2 in Rückstand. Gegen eine ganz anders als beim 5:2 im Hinspiel extrem defensiv sortierte Wacker-Elf machten sie zwar zunächst viel richtig und bespielten sie mit breit angelegter Offensive. Nur herum kam nichts dabei. Effektiver die zuvor viermal in Folge punktlos gebliebenen Gäste: Erster Angriff – feine Körpertäuschungen Andre Leipold – Schlenzer ins lange Eck – 0:1 (27.); zweiter Angriff – Hochgeschwindigkeitslauf Leipold auf rechts – Pass nach innen – Direktabnahme Denis Ade – 0:2 (35.).

Unmittelbar vor dem Konter hatte Jabiri nach einer Adlung-Ecke per Kopf nur die Latte getroffen. Noch bitterer jedoch: Beide Gegentore wären leicht zu verteidigen gewesen. Leipold setzte sich bei seinem ersten Streich mit Kevin Fery und Thomas Haas gleich gegen zwei passive Schweinfurter durch, beim zweiten zauderte Haas erneut: "Wenn er sich auf das Laufduell einlässt, muss es krachen. Hopp oder top, aber da hatte er Angst vor der Roten Karte."

Bedingungslose Schweinfurter Offensive nach der Pause

Konsequent setzte Strobl mit Wiederbeginn auf noch mehr Offensive, brachte mit Martin Thomann für Einzelleistungen, Malik McLemore für Tempo und später Meris Skenderovic für Abstauber unter anderem drei Angreifer. Doch zunächst scheiterte Wacker-Stürmer Robin Ungerath zweimal haarscharf (52., 53.). Dann aber Großchancen der Nullfünfer durch Jabiri (57.) und Skenderovic (69., 70.) – und das 1:2, als Jabiri nach einem Foul an Skenderovic den fälligen Elfmeter verwandelte (78.).

Viel zu spät kam diese Wucht ins FC-Spiel. Weil man derart brachial kein Spiel eröffnen könne, relativierte Strobl: "Erst, wenn man alles riskiert, kein geordnetes Spiel mehr möglich ist, kann sich eine solche Dynamik entwickeln." Tabellarisch benötigt der FC 05 jetzt schon eine ungewöhnliche Dynamik im Restprogramm vor der Winterpause – die Chancen auf Platz eins sind passend zu den angekündigten vorweihnachtlichen Temperaturen jedenfalls gen Null gesunken.

Die Statistik des Spiels

Fußball, Regionalliga Bayern
FC 05 Schweinfurt – SV Wacker Burghausen 2:2 (0:2)
Schweinfurt: Zwick – Haas (66. Senderovic), Rinderknecht, Billick, Grözinger – Cekic (46. McLemore), Fery (46. Thomann), Kraus (53. Böhnlein), Adlung (86. Yarbough) – Suljic, Jabiri.
Burghausen: Schöller – Schulz, Walter, Hingerl, Mazagg, Scheidl (74. Läubli) – Bachschmid – Maier (64. Agbaje), Ade (72. Spanoudakis), Ungerath (90.+5 Ammari) – Leipold (86. Kikuchi).
Schiedsrichter: Jürgen Steckermeier (TSV Altfraunhofen). Zuschauer: 250. Tore: 0:1 Andre Leipold (27.), 0:2 Denis Ade (35.), 1:2, 2:2 Adam Jabiri (78., Foulelfmeter, 90.+4). Gelb-Rot: Amar Suljic (45., Schweinfurt). Gelb: Malik McLemore – Philipp Walter.
 
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