zurück
Fußball: Regionalliga Bayern
Zwischenbilanz beim TSV Aubstadt: In der zweiten Saison bereits eine feste Größe der Regionalliga Bayern
Bis zur Winterpause hat der TSV Aubstadt seine Ziele in der Regionalliga Bayern übererfüllt und wurde darüber hinaus zum Pokal-Schreck. Warum zwei Ergebnisdellen nicht für Unruhe sorgten.
Jubel nach dem Einzug des TSV Aubstadt ins Pokal-Halbfinale: Der 3:1-Erfolg gegen Drittligist Türkgücü München war eines der emotionalen Highlights im Jahr 2021.
Foto: Rudi Dümpert | Jubel nach dem Einzug des TSV Aubstadt ins Pokal-Halbfinale: Der 3:1-Erfolg gegen Drittligist Türkgücü München war eines der emotionalen Highlights im Jahr 2021.
Rudi Dümpert       -  SONY DSC
Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:05 Uhr

Die E-Mail des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) am Abend des 30. November war für den TSV Aubstadt wie ein Sechser im Lotto. In Windeseile hatte sich die Nachricht verbreitet, dass die Aubstädter im BFV-Pokal-Halbfinale den Traditionsclub TSV 1860 München aus der dritten Liga zugelost bekamen. "Die Löwen zu Gast beim Pokalschreck im Grabfeld", lautete die Schlagzeile. Dabei jagte doch in dieser zweiten Saison des TSV Aubstadt in der Regionalliga Bayern bis dato schon ein Highlight das andere.

Eröffnungsspiel gegen Unterhaching als erstes Highlight

Wer den fünften Tabellenplatz des Neulings zum Abschluss der Abbruch-Saison 2019/21 mit 39 Punkten aus 25 Spielen noch relativiert haben mag, der musste sich in der zweiten Runde bisher eines Besseren belehren lassen. Mit 37 Punkten aus 23 Spielen geht die Mannschaft des Trainer-Gespanns Victor Kleinhenz und André Betz in die Winterpause. Möglicherweise kommen noch drei Punkte aus dem vom Tabellenletzten TSV 1860 Rosenheim ohne Testnachweise abgesagten Spiel vom Grünen Tisch oder per Nachhol-Partie dazu.

Mit einem bunten Rahmenprogramm und dem Spiel gegen Drittliga-Absteiger SpVgg Unterhaching eröffnete der TSV Aubstadt am 15. Juli die Saison 2021/22 in der Regionalliga Bayern.
Foto: Rudi Dümpert | Mit einem bunten Rahmenprogramm und dem Spiel gegen Drittliga-Absteiger SpVgg Unterhaching eröffnete der TSV Aubstadt am 15. Juli die Saison 2021/22 in der Regionalliga Bayern.

Trotz Corona hat die Mannschaft ein Spektakel nach dem anderen als Beitrag zum 100. Geburtstag des Vereins geliefert. Noch nie wurde in einem Jahr so viel von Highlights geschrieben und gesprochen wie im hundertsten. Als wollte der BFV den TSV Aubstadt in der Regionalliga Bayern nachträglich als besondere Bereicherung begrüßen, durfte die Grabfelder am 15. Juli das Saisoneröffnungsspiel in großem Rahmen und Ambiente gegen den Drittliga-Absteiger SpVgg Unterhaching ausrichten.

Sportlich gesehen war es der Beginn der ersten von zwei Dellen der Sieglosigkeit, die in Wirklichkeit gar keine waren. Zumindest wurden sie weder von der Mannschaft, noch den Trainern, den Funktionären und auch nicht von den Fans so empfunden - aus zwei Gründen: "Weil die Gegner keine Laufkundschaft waren und weil die Leistung an sich stimmte, jene beim Spiel in Schweinfurt mal ausgenommen", analysiert Kleinhenz und gibt gleich noch einen Einblick in den psychologischen Teil der Vorbereitung. "Wir haben uns beim Trainingslager in Gruppenarbeit mit diesem Szenario beschäftigt."

Zwei Dellen, die eigentlich gar keine waren

So folgten dem 0:0 gegen Unterhaching drei weitere sieglose Spiele mit dem 0:0 in Rosenheim, dem 1:2 gegen Bayreuth und dem 1:5 beim FC Schweinfurt 05. Tabellenstand nach vier Spielen: Relegationsplatz 17 mit zwei Punkten – aber alles andere als Unruhe in Aubstadt. Was die Mannschaft postwendend durch eine Serie von fünf Spielen mit vier Siegen und einem Unentschieden korrigierte. Tabellenplatz sieben nach neun Spielen mit 15 Punkten.

Auch die zweite vermeintliche Delle war "nur" eine Ergebnis-, aber keine Leistungsdelle. Sie entstand, trotz großer Gegenwehr und etwas unglücklich, in den vier Spielen vom 19. bis zum 22. Spieltag: 0:1 in Unterhaching, 3:3 beim FC Bayern München II, 0:2 in Bayreuth und 2:2 gegen den FC Schweinfurt 05. Auch aus dieser Serie kam das TSV-Team mit ungebrochener Moral und großem Selbstvertrauen, weil es großen Mannschaften großen Widerstand geleistet hatte. Und zur Bestätigung folgte im letzten Spiel des Jahres ein 2:0-Sieg in Aschaffenburg. Was alle mit "runder Abschluss" meinten, war klar: Der Nobody der ersten Saison hat sich in der Regionalliga etabliert und im vorderen Viertel einquartiert.

Kader angepasst für die neun Englischen Wochen 

Dass die Liga mit 20 Mannschaften spielt und somit mehrere Englische Wochen bevorstehen, war rechtzeitig bekannt, hat aber doch einige Vereine in Verlegenheit gebracht. Nicht den TSV Aubstadt, der seinen Kader dem angepasst und aufgestockt hat. Die Englischen Wochen spielten den Aubstädtern letztlich sogar etwas in die Karten. 23 Liga und vier Totopokal-Spiele waren in gut vier Monaten zu absolvieren und nur durch neun Englische Wochen unterzubringen. Zuzüglich mehrerer tausend Reisekilometer zu den Spielen und Trainingsabenden. Hohe Anforderungen an die Feierabend-Fußballer in dieser inzwischen zur Profi-Liga erklärten, eigentlich aber als Mischklasse zwischen Profis und Amateuren gedachten vierthöchsten Liga.

Das Aubstädter Trainer-Duo Victor Kleinhenz (hinten links) und André Betz (rechts) hinterließ in der Regionalliga Bayern mächtig Eindruck. Auch bei Unterhachings Chefcoach Sandro Wagner (im Vordergrund).
Foto: Rudi Dümpert | Das Aubstädter Trainer-Duo Victor Kleinhenz (hinten links) und André Betz (rechts) hinterließ in der Regionalliga Bayern mächtig Eindruck. Auch bei Unterhachings Chefcoach Sandro Wagner (im Vordergrund).

"An einen normalen Trainingsrhythmus mit drei Einheiten pro Woche war besonders in diesen Englischen Wochen nicht zu denken", gibt Victor Kleinhenz Einblick in diese neue Form von Belastungssteuerung. Zudem fielen von den 23 Feldspielern und drei Keepern die Torhüter Julian Schneider, der als die Nummer eins in die Saison gegangen war, und die Nummer drei Niclas Krappmann sowie André Rumpel (Kreuzband) frühzeitig und langfristig aus. Julius Benkenstein verabschiedete sich nach zehn Jahren im Grabfeld Ende Juli in Richtung FSV Martinroda (Regionalliga Nordost). Von den verbliebenen 22 Akteuren kamen Max Schebak und Björn Schönwiesner verspätet aus Verletzungen zurück, Jens Trunk und Christian Köttler waren immer wieder angeschlagen.

Joker stechen und sorgen für einige späte Punktgewinne

Die beiden Trainer Victor Kleinhenz und André Betz legten sich schon während der sieben Testspiele darauf fest, dass ihr Kader quantitativ groß, aber nicht zu groß, sondern gerade groß genug sei und qualitativ in der Breite besser als je zuvor. Die 19 Gegner hätten so viel Strahlkraft und Herausforderungscharakter, dass es genug Einsatzzeit für alle geben werde. Und sie behielten Recht. Gewiss kamen ein paar Spieler auf weniger Einsatzminuten als in den Jahren zuvor bzw. als sie sich selbst erhofft hatten. Besonders Schebak, Köttler und Trunk schleppten Verletzungen mit in die Saison hinein oder waren immer wieder angeschlagen.

Aber alle kamen irgendwann rein, wenn andere sich verausgabt hatten. Die Trainer vertrauten ihren Ergänzungsspielern und die zahlten es mit Toren oder Torvorbereitungen in den Minuten zurück, in denen der Gegner nichts mehr zuzusetzen hatte. Es gab kein Spiel, in dem durch Auswechslungen ein Niveauverlust erkennbar war, aber viele, in denen die Post in der Schlussphase noch einmal richtig abging. In den letzten zehn Minuten plus Nachspielzeit erzielte Aubstadt elf Tore, mit denen fünf Spiele gedreht wurden, was ein Plus von acht Punkten ergibt. Mit acht Punkten weniger wäre man Zwölfter. Allerdings gingen auch zwei Punkte verloren, durch Hachings 1:0 in der 92. Minute und durch Burghausens 2:1 in der 93. Minute.

Im zweiten Teil der Rückschau erfahren Sie, welche Rolle das Aubstädter Trainer-Duo Kleinhenz/Betz spielte, was sich durch die Neuzugänge änderte und welche Spieler den größten Leistungssprung gemacht haben.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Aubstadt
Rudi Dümpert
Bundesamt für Verfassungsschutz
FC Bayern München
FC Schweinfurt
Fußball-Regionalliga Bayern
Fußball-Verbände
SpVgg Unterhaching
TSV 1860 München
TSV Aubstadt
Ziele
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top