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Fußball: Regionalliga Bayern
Warum der TSV Aubstadt vor den zwei vielleicht wichtigsten Spielen der Saison steht
Christian Köttler tritt ohne Ressentiments bei seinem ehemaligen Verein SpVgg Greuther Fürth an. Was Victor Kleinhenz am dienstältesten Aubstädter Spieler schätzt.
Christian Köttler (am Ball) spielt seit Januar 2013 im TSV-Trikot und ist zurzeit der Aubstädter 'Dino'.
Foto: Rudi Dümpert | Christian Köttler (am Ball) spielt seit Januar 2013 im TSV-Trikot und ist zurzeit der Aubstädter "Dino".
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:31 Uhr

Nach dem überzeugenden 2:0-Erfolg vor 1500 Zuschauenden gegen den FC Bayern München II steht für den TSV Aubstadt in der Regionalliga Bayern an diesem Samstag um 14 Uhr in Burgfarrnbach das Auswärtsspiel bei der SpVgg Greuther Fürth II auf dem Programm. "Für uns und den ganzen Verein sind die nächsten zwei Spiele bei der SpVgg Greuther Fürth II und nächste Woche in Rain vielleicht die wichtigsten der Saison, weil eine super Möglichkeit besteht." Victor Kleinhenz, der Trainer des Fußball-Regionalligisten TSV Aubstadt, fängt nicht etwa an zu träumen, sondern setzt den Satz fort mit "den Vorsprung auf die Abstiegsplätze weiter zu vergrößern und uns endgültig in eine sichere Tabellenregion zu bewegen".

Diese Chance wolle man nutzen. Es gelte, die Gegebenheiten von den Platzverhältnissen her anzunehmen, die nicht ideal für spielstarke Mannschaften seien. "Wir setzen aber auf unsere Mentalität und unseren Charakter und wollen beide Partien gewinnen." Im Zusammenhang mit diesen beiden Parametern in der Beurteilung von Spielern kommt jemand, der die Entwicklung des TSV Aubstadt im letzten Jahrzehnt beurteilt, zwangsläufig auf Innenverteidiger Christian Köttler (28) aus Lendershausen bei Hofheim. Was Eleganz und Geschmeidigkeit angeht, gab und gibt es gewiss auffallendere Spieler als ihn. Geht es indes um Werte wie Aufgabentreue und Zuverlässigkeit, dann ist der "Kötti" immer in der engsten Wahl.

Im Juniorenalter spielte Christian Köttler für die SpVgg Greuther Fürth

Im Januar werden es zehn Jahre sein, dass Köttler im Alter von 19 Jahren aus Fürth nach Aubstadt wechselte und beim ersten Training zur Vorbereitung auf die Bayernliga-Rückrunde in der Schulturnhalle auftauchte: Eher schüchtern als besonders selbstbewusst wirkend. "Ich habe bis in den Herbst hinein fast alle Spiele in der U 17- und U 19-Bundesliga mitgemacht", verriet er. "Dann hat mich der Trainer nicht mehr aufgestellt und mir auch keine Perspektive aufgezeigt. Dafür hat der hohe Aufwand keinen Sinn mehr gemacht", sagt Köttler heute rückblickend.

Der springende Christian Köttler jubelt mit seinen Mannschaftskameraden beim Pokalendspiel in Illertissen.
Foto: Rudi Dümpert | Der springende Christian Köttler jubelt mit seinen Mannschaftskameraden beim Pokalendspiel in Illertissen.

Max Schebak und Ingo Feser saßen mit Christian Köttler zusammen im Bus nach Fürth

Bei seinem Vater Erich, einst Landesligaspieler beim FC Zeil, hat er im Alter von vier Jahren mit dem Fußball-Training bei der SG Lendershausen/Ostheim begonnen. Das Familien-Duo blieb zusammen, bis Christian Köttler als 14-Jähriger nach Großbardorf wechselte und zwei Jahre später nach Fürth. "Ins Internat wollte ich nicht. Dafür wurde ich viermal die Woche nach der Schule bzw. Arbeit nach Knetzgau zum Fürther Unterfranken-Sammelbus gebracht, zum Training bzw. Spiel. Und in der Nacht wieder abgeholt."

Darin saßen damals auch seine heutigen Kollegen Max Schebak und Ingo Feser. Ein Riesen-Aufwand für die Eltern und den Sohn. Der einzige aus den Köttler-Mannschaften von damals, der es in die Bundesliga schaffte, war der Oberstreuer Johannes Geis. "Mit ihm habe ich in Großbardorf und einige Spiele in Fürth zusammen gespielt. Er ist ein Jahr älter." Köttler ist inzwischen acht Stunden täglich als Sachbearbeiter in einem Schweinfurter Großunternehmen beschäftigt.

Christian Köttler geht frei von Ressentiments ins Spiel am Samstag

Seinerzeit rückte der 1,91 Meter große Bursche sofort ins Abwehrzentrum der Mannschaft von Trainer Josef Francic und ist dort bis heute immer eine Alternative für die Startelf, wenn er gesund und fit ist. "Größere Verletzungen hatte ich zum Glück noch nie. Es waren immer kleinere, muskuläre Probleme." Der ruhig und besonnen wirkende Abwehrrecke hat viele Konkurrenten um die zwei Plätze in der Innenverteidigung kommen und gehen gesehen. 

Bereut hat er keinen seiner Wechsel, "sie hatten alle was Gutes an sich. Zehn Jahre Aubstadt, da sieht eine Bindung freilich anders aus, mit dem ganzen Drumherum. Das ist inzwischen wie ein zweiter Heimatverein für mich." Köttler ist frei von Ressentiments. Wenn er diesen Samstag wieder in Breitengüßbach in den Mannschaftsbus zusammen mit der Würzburger und Schweinfurter Fraktion zusteigt, dann begleiten ihn "keinerlei negative Gedanken an Fürth. Es sind immerhin zehn Jahre vergangen, es ist ein Spiel wie jedes andere für mich. Ich kenne ja außer vielleicht einen Physio überhaupt keinen mehr."

Seine schönsten Erlebnisse seien nicht Spiele in München, Stuttgart, Karlsruhe oder Freiburg gewesen, sondern "der Regionalliga-Aufstieg mit Aubstadt 2019 in Bamberg und der Pokal-Halbfinal-Sieg 2022 gegen 1860 München". Innenverteidiger war Köttler nicht immer: "Ich habe mich im Lauf der Jahre von vorne nach hinten gearbeitet."

Christian Köttler beweist, dass auch später noch Entwicklungsschübe möglich sind

Und bei Kleinhenz ein besonderes Standing erarbeitet: "Christian beweist zurzeit, dass man auch nach Mitte 20 noch in allen Bereichen Entwicklungsschübe machen kann. Er ist ein absoluter Teamplayer, der für die Stimmung ungeheuer wichtig ist. Und er hat ein perfektes Gespür dafür, was in Aubstadt auf und neben dem Platz gefragt ist. Diese Rolle lebt er vollkommen und komplett aus. Es ist ein wichtiger Bestandteil seiner Persönlichkeit."

Sein Ziel für dieses Spiel formuliert Köttler eher indirekt: "Am besten da weitermachen, wo wir letzten Samstag aufgehört haben." Und dann das Echo des Trainers: "Wir wollen uns so schnell wie möglich von hinten absetzen, damit es eine sorgenfreie Saison wird."

 
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  • R. T.
    Sehr informativer und interessanter Bericht über den hervorragenden Sportsmann Köttler !
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