Der Fußball-Regionalligist TSV Aubstadt (5./22) hat an diesem verlängerten Wochenende gleich zwei schwere Aufgaben vor der Brust. Am Freitag führt ihn die weiteste Reise der Saison über 400 Kilometer einfach an die österreichische Grenze, wo die Partie beim SV Wacker Burghausen (3./24) um 19 Uhr angepfiffen wird. Am Montag um 14 Uhr geht es dann in der heimischen NGN-Arena gegen den FC Bayern München II (8./19). In den drei Begegnungen mit Burghausen gab es jeweils Auswärtssiege, zweimal gewann Aubstadt in Burghausen ohne Gegentor. Gegen Bayern München II gab es in der vergangenen Saison ein spektakuläres 3:3-Unentschieden im Grünwalder Stadion und eine knappe 0:1-Niederlage in Aubstadt.
Der TSV Aubstadt geht selbstbewusst in die beiden Spiele gegen Burghausen und Bayern München II
Unschlagbar scheinen die kommenden beiden Gegner also nicht zu sein. "Es sind dennoch zwei Mannschaften, die fußballerisch zum Besten gehören, was die Liga zu bieten hat", findet TSV-Trainer Victor Kleinhenz. "Auch im Wissen, dass wir noch viel Luft nach oben haben, ermutigen uns die aktuelle Tendenz und unsere Performance in den letzten fünf Spielen, mit vier Siegen und einem Unentschieden, dass wir voller Zuversicht in die beiden Spiele gehen und punkten wollen." Aubstadts etatmäßiger linker Außenverteidiger Ingo Feser könnte "mit vier Punkten, egal wo, ganz gut leben."
Feser habe sich die letzten Jahre auf und auch außerhalb des Platzes zu einer echten Persönlichkeit und Führungsfigur entwickelt, lobt Kleinhenz. "Er hat letzte Saison sehr viel Stabilität und Klarheit in seiner Position dazu gewonnen und in dieser Spielzeit die offensiven Akzente und die Leichtigkeit der letzten Jahre zurück gewonnen." Der 26-Jährige stammt aus Maidbronn, einem Ortsteil von Rimpar, und hat in den dortigen Vereinen mit dem Fußball begonnen. Schon etwas konkreter arbeitete er an seinem Traum, Profi-Fußballer zu werden, von der U14 bis zur U17 bei der SpVgg Greuther Fürth. Dann wurde es richtig ernst mit 84 Spielen in der U17- und U19-Bundesliga beim FC Schalke 04 und Eintracht Braunschweig.
Wechsel zum FC Schalke 04 kam für Ingo Feser rückblickend zu früh
Mit dem Wissen von heute hätte er zwei Entscheidungen in seiner Laufbahn lieber anders getroffen: "Das Jahr auf Schalke kam für mich zu früh, weil ich zu jung war, um auf eigenen Beinen zu stehen", gesteht Feser. Und das, obwohl er sogar in der UEFA Youth League zum Einsatz kam. "Dass ich von Braunschweig nach Schweinfurt gewechselt bin, war auch nicht optimal", so Feser. Beim FC 05 Schweinfurt kam er zwar auf auf je zwölf Einsätze in der ersten und zweiten Mannschaft, sein Traum vom großen Profifußball geriet damals im Alter von 19 Jahren allerdings etwas ins Straucheln.
Nach einer Saison in Schweinfurt folgte Feser 2016 dem Ruf des TSV Aubstadt und dem damaligen Trainer Josef Francic. Heute lebt der 26-Jährige in Würzburg und ist vollzeitbeschäftigt als Kaufmann für Büromanagement. Beim TSV Aubstadt ist er trotz Pandemie auf 182 Einsätze gekommen, 98 in der Bayern- und 84 in der Regionalliga, wobei er 54 Tore erzielt hat. Etwa ein Drittel davon als Elfmeterschütze, wodurch er Verantwortungsbewusstsein beweist. Aber auch das nötige Selbstbewusstsein, womit er den einen oder anderen Fehlschuss verkraftete. Das zweite Drittel waren teils genial verwandelte Kunstschuss-Freistöße, das dritte Drittel zumeist stramme, platzierte Distanzschüsse.
Ingo Fesers einziger Platzverweis kommt kurios zustande
Und das nicht immer, aber meistens, als Außenverteidiger. "In der Bayernliga war ich Sechser, Achter oder auch Zehner. Als dann mal in der Kette jemand ausfiel, setzte mich Josef dort hinten ein. Das funktionierte wohl auch ganz gut." Der geborene Verteidiger-Typ ist der geschmeidige Fußballer Ingo Feser, irgendwo auch ein bisschen ein Draufgänger, eigentlich nicht. Mit viel Offensivdrang, dem Blick für den Mitspieler, präzisen Flanken und seinem ballsicheren Kombinationsspiel bringt er viel Spontaneität und Kreativität ins Aubstädter Angriffsspiel. "Ich habe mich da rein gefuchst. Es kommt einem in vielen Defensiv-Situationen entgegen, wenn man mal Offensiver war. Man kann besser erahnen, was der Gegenspieler für eine Idee hat, wenn er auf einen zuläuft."
In dieser Saison stand Feser in allen 13 Spielen in der Startelf und wurde zwei Mal in der 90. Minute ausgewechselt. Mit zwei verwandelten Elfmetern trug er zu den 28 Toren, der dritthöchsten Trefferquote der Liga, bei. Und als Teil der Viererkette zur sechstbesten Gegentorquote. Für Feser spricht auch, dass er als Spieler mit überwiegend Defensivaufgaben noch nie Rot sah, nur einmal Gelb-Rot: "Gegen Erlangen-Bruck, wegen Trikot-Ausziehen nach Elfmetertor in letzter Minute", erinnert sich Feser. Weshalb so selten? Disziplin oder Cleverness? "Ich denke beides. Mit der Zeit lernt man, wo die Grenzen sind. Man will ja der Mannschaft nicht schaden, sondern helfen."