
Vor dem Nachholspiel in der Fußball-Regionalliga Bayern zwischen dem TSV Aubstadt und der SpVgg Unterhaching an diesem Mittwoch (Anpfiff: 17.30 Uhr) gibt es viele Themen rund um beide Vereine. Seit dem 11. März, als diese Begegnung witterungsbedingt abgesagt worden war, passierte in Aubstadt und Unterhaching jede Menge Erwartetes und Unerwartetes, Logisches und Unlogisches. Mit etwas mehr Ruhe und Kalkül, weil weniger Druck, bei den Hachingern. Dort ging es um die Frage, wer in der kommenden Saison Nachfolger für Trainer Sandro Wagner wird und ob man als potenzieller Regionalliga-Meister aus wirtschaftlichen Erwägungen denn überhaupt aufsteigen wolle.
Bei der SpVgg Unterhaching endet im Sommer die Zeit von Trainer Sandro Wagner
Nach dem 2:0-Sieg am Samstag bei der SpVgg Hankofen-Hailing gab Präsident Manfred Schwabl bekannt, dass Marc Unterberger (34) Wagner beerben werde. Der ist aktuell U19-Trainer der SpVgg sowie langjähriger Mitarbeiter des Vereins und hat mehrere Juniorenmannschaften in den höchsten deutschen Spielklassen trainiert. Wie sich die Bilder zwar nicht gleichen, aber ähneln. Der Unterschied zu Aubstadt: Unterhaching kann sich aussuchen, ob es Regionalligist bleibt oder in die 3. Liga aufsteigen will. Der TSV Aubstadt will das Projekt Regionalliga hingegen unbedingt fortsetzen – nach der Trennung von Victor Kleinhenz ab sofort mit dem neuen Trainer Josef Francic.
Die Vorgänge im Zeitraffer: Fünf Niederlagen kassierte der TSV Aubstadt zuletzt in Folge, blieb dabei viermal ohne einen eigenen Treffer und gewann letztmals am 12. November gegen den FC Pipinsried (1:0). Vom fünften Platz rutschte man in der Tabelle so bis auf Relegationsrang 15 ab – am Dienstagabend gewann der VfB Eichstätt gegen die SpVgg Hankofen-Hailing und zog an Aubstadt vorbei. Ein Punkt hat Aubstadt weniger als der TSV Buchbach, der FC 05 Schweinfurt - die jeweils schon zwei Spiele mehr absolviert haben - und Eichstätt, das einmal mehr gespielt hat.
Logisch oder doch nicht, jedenfalls für den TSV Aubstadt: Da entschlossen sich die TSV-Verantwortlichen zum Trainerwechsel, zur Trennung von Victor Kleinhenz, exakt auf den Tag genau ein Jahr nach dem Sieg im Totopokal-Halbfinale gegen den TSV 1860 München - dem größten Triumph der Vereinsgeschichte.
Gespräch zwischen Trainer, Spieler und Verantwortlichen vor dem ersten Training
Logisch von den Mechanismen im höherklassigen Fußball her, mehrfach vorexerziert in dieser Saison und Liga bei anderen Vereinen. Aber eben nicht beim TSV Aubstadt. Deshalb unlogisch, weil man da, stets das familiäre Ambiente betonend, seit rund zwei Jahrzehnten keinen Trainer-Rausschmiss vorgenommen hat, zusammengehalten hat wie Pech und Schwefel, sich hinter den Trainer gestellt hat – und gut damit gefahren ist.
Victor Kleinhenz hatte die drei Langzeitverletzten (Dellinger, Hofmann, Feser) nicht zu verantworten, sondern zu ersetzen. Jetzt wurde er selber ersetzt von Josef Francic (55). Der wurde dadurch der Nachfolger seines Nachfolgers. Auch sehr logisch: Weil Trainerwechsel sich eben nach der Verfügbarkeit richten. Francic blieb nach neun Trainer-Jahren TSV'ler, kennt die Mannschaft, kennt die Liga, kennt seinen Co-Trainer Julian Grell (36) - und selbst der ist ein Aubstädter Dino. Dessen Part als Meistermacher der zweiten Mannschaft in der Kreisliga kann bei dem aktuell großen Vorsprung David Noack alleine auch schultern.
Am Montagabend trafen sich Trainer, Spieler und Verantwortliche eine halbe Stunde vor dem normalen Trainingsbeginn zur ersten gemeinsamen Kontaktaufnahme im Mannschaftsraum. Wie ist die Stimmung in Aubstadt nach diesem Trainerbeben? Die Themen dürfen raus, die Inhalte natürlich nicht. "Die Mannschaft bekam die Zusammenhänge rund um den Trainerwechsel erklärt", verriet Francic. "Die Verbindung zwischen Vicky und der Truppe war sehr gut. Es war deshalb ein Schock für sie und den muss man erst mal verarbeiten, damit es mit einer reinen Weste weitergeht."

Er selber habe noch nie eine Mannschaft, die ein anderer Trainer zusammengestellt hat, während einer Saison übernommen. "Ich glaube aber, dass nichts hängen geblieben ist, dass es die Jungs akzeptieren und es weitergehen wird. Wir haben ja alle das gemeinsame Ziel Klassenerhalt." Francic betont ausdrücklich, dass "Vicky akribisch gearbeitet hat. Wir haben das mit den Spielern vom Mannschaftsrat analysiert. In puncto Taktik sind Automatismen drin. Die Taktik kann man aber nur nach dem Kader wählen".
Drei Spieler des TSV Aubstadt fehlen gegen Unterhaching Gelb-gesperrt
Und da fehlen Francic diesmal neben den drei Langzeitverletzten gleich vier gesperrte Spieler: Christian Köttler ist nach seiner Roten Karte in Schweinfurt noch einmal gesperrt. Fehlen werden gegen Unterhaching außerdem Joshua Endres, Ben Müller und Steffen Behr, die gegen Buchbach alle ihre fünfte Gelbe Karte gesehen haben. Josef Francic muss bei seinem Trainerdebüt also gleich eine ganz Achse ersetzen. "Jeder Trainer setzt verschiedene Schwerpunkte. Ich werde natürlich auch versuchen, eigene neue Ideen umzusetzen. Ob gleich oder ob wir noch etwas brauchen, das kommt auf die Situation an", kündigt Francic an. Auf Schönspielerei und Galavorstellungen müsse man in dieser Situation und bei den aktuellen Platzverhältnissen allerdings erst einmal verzichten.