
Da saß Victor Kleinhenz wieder und musste sich anhören, wie glücklich sein Gegenüber sei, mit dessen Mannschaft in der Fußball-Regionalliga Bayern gegen den TSV Aubstadt gewonnen zu haben. "Es ist sauschwer, gegen Aubstadt zu spielen", sagte also Sandro Wagner, der Trainer der SpVgg Unterhaching nach dem 2:1-Erfolg des Tabellenführers am Dienstagabend, "weil die Aubstädter einem immer ein ungutes Gefühl geben."
Kleinhenz wahrte die Contenance, aber man konnte dem 31-Jährigen ansehen, wie es in ihm arbeitete. Es war das vierte Spiel in Serie ohne Sieg für den TSV Aubstadt, das vierte, nach dem seine Trainerkollegen beinahe gleichlautende Statements abgegeben hatten. Deren Tenor? Wie stark Kleinhenz' Mannschaft doch gespielt und dagegengehalten habe. Aber eben auch, mit welchen Mitteln die Gegner zu ihren (Teil-)Erfolgen gekommen waren.
"Wir wollten den Ball gar nicht haben", hatte Jochen Seitz am Samstag nach dem 1:1 seiner Viktoria Aschaffenburg in Aubstadt gesagt. Ganz ähnlich äußerte sich nun auch Sandro Wagner: "Wir wollten Aubstadt überraschen, tiefer stehen und nach Möglichkeit dieses ungute Gefühl im Kopf sofort streichen."
Der Unterhachinger Sebastian Maier liefert zwei Kostproben seines Könnens
Sofort bedeutete nach dreieinhalb Minuten. Drei Aubstädter hatten sich in einen Zweikampf mit Mathias Fetsch gestürzt und einen "unnötigen Freistoß", so Kleinhenz, produziert. Den zirkelte Sebastian Maier vom linken Strafraumeck über eine schmale Drei-Mann-Mauer ins kurze Eck. Lukas Wenzel, der sich einen Schritt zu weit im anderen Eck positioniert hatte, tauchte vergeblich ab.
Der Freistoß war eine erste Kostprobe des Könnens des 28-jährigen Maier, der mit zehn Bundesliga-Einsätzen für Hannover 96 und über 130 Zweitliga-Spielen in den Trikots von Hannover, 1860 München, St. Pauli und des VfL Bochum in der viertklassigen Regionalliga eigentlich nichts zu suchen habe, wie Wagner sagte: "Umso glücklicher sind wir, dass wir ihn haben."
Weil er den Ball auf der Linie gestoppt hat: Trainer Victor Kleinhenz sieht die Gelbe Karte
Nach einer Stunde lieferte er die zweite, knallte einen 25-Meter-Freistoß wunderschön in den Winkel zum 2:1. "Den Einwurf, der dem Freistoß voranging, haben die Hachinger 15 Meter zu weit vorne ausgeführt", monierte Victor Kleinhenz. "Wäre der Schiedsrichter da mal so kleinlich gewesen wie bei mir."
Mitte der ersten Halbzeit hatte Aubstadts Trainer die Gelbe Karte von Philipp Götz gezeigt bekommen, weil er den Ball gestoppt hatte, als der die Außenlinie noch nicht vollständig überschritten hatte. "Aber eigentlich will ich ja über Schiedsrichter nicht mehr reden", beließ es Kleinhenz dabei. Wohl wissend, dass er schon vor zehn Tagen nach dem 1:2 bei der DJK Vilzing eine Teilschuld für die Aubstädter Niederlage beim damaligen Schiedsrichter gesehen hatte.
Jens Trunk veredelt den besten Spielzug des TSV Aubstadt mit dem Ausgleich
Jener Sieg-Treffer fiel mitten hinein in Aubstadts beste Phase. Nach der Pause waren die Gäste der Chef im Ring und völlig verdient zum Ausgleich gekommen. Einen feinen Umschaltspielzug über Timo Pitter und Max Schebak veredelte Jens Trunk mit einem präzisen Abschluss ins lange Eck (50.). Unterhaching war beeindruckt, die 1350 Zuschauenden auf den Tribünen auch.
Erneut in Rückstand geraten, rannte Aubstadt in der letzten halben Stunde beständig an, verzeichnete aber letztlich keine hundertprozentige Torchance mehr. Wie auch im ersten Durchgang, als Aubstadt die Unterhachinger zwar bis auf zwei, drei Situationen aus dem eigenen Strafraum fernhielt, selbst nach vorne allerdings auch keine Akzente setzen konnte. "In der ersten Halbzeit hat uns ein Stück weit die Verbindung von Mittelfeld und Angriff gefehlt, das war in der zweiten Halbzeit besser", erklärte Kleinhenz.
Der sich bemühte, die guten Seiten des TSV-Auftritts beim Titelfavoriten ins Scheinwerferlicht zu rücken: "Die Leistung, die Energie, die Körpersprache und die Leidenschaft, aber auch die Lockerheit und der Mut, Fußball zu spielen gegen so einen Gegner, habt mich positiv gestimmt."
Schon am Freitag geht es mit einem Heimspiel gegen den FC 05 Schweinfurt weiter
Viel Zeit zum Aufarbeiten des Spiels bleibt erneut nicht, schon am Freitag (Anpfiff: 18 Uhr) geht es in der heimischen NGN-Arena gegen den FC 05 Schweinfurt weiter, der sich am Dienstag zu einem 1:0-Erfolg gegen die SpVgg Greuther Fürth II mühte. Auch im Derby, deutete Kleinhenz an, könnte die in Unterhaching praktizierte 4-1-4-1-Taktik mit Ben Müller als einzigem Sechser und Jens Trunk sowie Marcel Volkmuth auf den Halbpositionen "eine Option sein".
Gewählt hatte er sie, um "das Zentrum einen Tick kompakter zu halten" - der Plan ging auf - und um "mit den Kräften von Christopher Bieber hauszuhalten". Statt des 20 Minuten vor Schluss eingewechselten 33-Jährigen agierte Max Schebak als einzige TSV-Spitze. Rückschlüsse auf die Herangehensweise gegen den FC 05 lasse die in Unterhaching aber nicht zu, betonte Kleinhenz: "Wie wir es am Freitag angehen, entscheiden wir erst noch."