In den letzten 20 Minuten des Toto-Pokal-Achtelfinales bei der DJK Vilzing haben die Spieler des TSV Aubstadt am Dienstagabend schon einmal einen Vorgeschmack darauf bekommen, was sie drei Tage später – Anpfiff an diesem Freitag ist um 17.30 Uhr – im Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga Bayern an gleicher Stelle erwarten könnte. Trotz Unterzahl drückten die Vilzinger die Grabfelder tief in deren Hälfte und spätestens nach dem 1:2-Anschlusstreffer in der 74. Minute waren auch die 313 Zuschauerinnen und Zuschauer voll da. Mit Leidenschaft und einer gehörigen Portion Glück retteten die Gäste schließlich das knappe 2:1 (2:0) über die Zeit.
Vilzing hätte die Nachlässigkeiten des TSV Aubstadt fast bestraft
Während die Vilzinger nach Spielende wütend in Richtung Schiedsrichter Benjamin Mignon rannten, der den Oberpfälzern in der Schlussphase gleich zwei Treffer wegen Abseitspositionen aberkannt hatte, brauchten die Aubstädter Spieler einen Moment, um erst einmal tief durchzuatmen und sich dann über den Einzug ins Pokal-Viertelfinale freuen zu können. "Mit dem Anschlusstreffer war Vilzing auf einmal voll im Spiel und wir hatten einige brenzlige Situationen zu überstehen", sagte Steffen Behr.
Dass die Aubstädter in den letzten zehn Minuten nach der Verletzung von Christopher Bieber und dem bereits ausgeschöpften Wechselkontingent ebenfalls nur noch zu zehnt waren, hatte Behr in der Hektik erst gar nicht mitbekommen und ist irgendwie auch ein Zeichen dafür, wie sehr die Aubstädter in der Schlussphase unter Druck geraten waren. "Vielleicht hatten wir nach der 2:0-Führung und der Roten Karte für Vilzing das Gefühl, dass wir das Spiel einfach so herunterspielen können", gestand Behr.
Steffen Behr überzeugt auf der ungewohnten Position im defensiven Mittelfeld
"Wir haben trotz der großen Rotation in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht. Wie schon gegen Bayreuth bekommen wir dann aber aus dem Nichts ein Gegentor und dann wird es am Ende sehr wild", sah es TSV-Trainer Julian Grell. Auch wenn die Aubstädter das Geschehen bis zur 70. Minute kontrolliert hatten, offensiv traten sie trotz Überzahl nach dem Seitenwechsel überhaupt nicht mehr in Erscheinung. "Wir haben gesehen, dass wir immer von der ersten bis zur letzten Minute konzentriert bleiben müssen. Ansonsten bekommen wir Probleme, denn Vilzing hat auch richtig viel Qualität", warnte Behr.
Der 28-Jährige, der seit sechs Jahren beim TSV Aubstadt spielt, kam in dieser Saison - auch aufgrund einer Knieverletzung - bisher noch nicht so wirklich zum Zug. Julian Grell weiß jedoch, was er an seinem flexibel einsetzbaren Defensivspieler hat. Im Auswärtsspiel bei den Würzburger Kickers hatte Grell den gelernten Innenverteidiger bereits in der ersten Halbzeit als Linksverteidiger eingewechselt und damit für die entscheidende Wende gesorgt.
In Vilzing lief Behr neben Marcel Volkmuth im zentralen Mittelfeld auf. "Etwas ungewohnt" sei diese Position für ihn gewesen, gestand Behr, "denn man muss immer auch Augen im Hinterkopf haben". Dennoch war er von Beginn an gut im Spiel und setzte auch in der Offensive Akzente. "Es hat schon Spaß gemacht, etwas weiter vorne zu spielen. Mit meinem Tor habe ich ja dann auch gleich meine offensiven Qualitäten unter Beweis gestellt", sagte Behr mit einem Lächeln.
Bei der DJK Vilzing hat die Rotation deutlich mehr Spuren hinterlassen
Im Pokal-Achtelfinale war er am Dienstag einer von gleich sieben neuen Spielern, die Julian Grell im Vergleich zum 4:0-Heimsieg am Samstag gegen den SV Schalding-Heining aufgeboten hatte. Belastungssteuerung heißt das Zauberwort in den kräftezehrenden Englischen Wochen. "Die Jungs sehen, dass sie alle gebraucht werden. Trotz der vielen Umstellungen, einige Spieler haben zudem ja auch auf ungewohnten Positionen gespielt, waren wir von Beginn richtig gut im Spiel", freute sich Grell.
Im Gegensatz zur DJK Vilzing, bei der die Rotation auf vier Positionen deutlich mehr Spuren hinterlassen hatte. Vor allem in der Defensive wirkten die Oberpfälzer nicht zum ersten Mal in dieser Saison anfällig, was auch die bisher bereits 15 Gegentore verdeutlichen. Zum Vergleich: Der Aubstadt führt diese Statistik mit erst vier Gegentreffern in acht Spielen an.
Christopher Bieber wird dem TSV Aubstadt am Freitagabend fehlen
Am Freitag, wenn sich beide Teams im Duell des Zweiten gegen den Ersten in der Liga wieder sehen werden, dürften auf beiden Seiten die Startformationen allerdings wieder deutlich anders aussehen. Während die Vilzinger hoffen, dass der angeschlagene Paul Grauschopf rechtzeitig fit wird, werden die Aubstädter auf die Frische der am Dienstag komplett geschonten Martin Thomann, Timo Pitter und Tim Hüttl bauen. Fehlen wird nach einer Verletzung an der Achillessehne Routinier Christopher Bieber.
"An die Atmosphäre in Vilzing konnten wir uns in der Schlussphase schon einmal gewöhnen. Wir sind momentan aber sehr gefestigt und haben im Pokalspiel auch eine ganz kritische Phase am Ende überstanden. Daher habe ich auch ein gutes Gefühl für das zweite Spiel in Vilzing am Freitag", blickt Grell optimistisch voraus.