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Tischtennis: Bundesliga
Vor dem Gastspiel in Düsseldorf: Bad Königshofens Manager Andy Albert sorgt sich um die Zukunft der nationalen Ligen
Der internationale Terminkalender bereitet aktuell nicht nur dem TSV Bad Königshofen Probleme. Warum sich Kilian Orts Flieger am Sonntag nicht verspäten darf.
Acht Wochen nach seiner Hüft-OP muss Martin Allegro (im Bild) am Sonntag wohl frühzeitig sein Comeback für den TSV Bad Königshofen geben.
Foto: Rudi Dümpert | Acht Wochen nach seiner Hüft-OP muss Martin Allegro (im Bild) am Sonntag wohl frühzeitig sein Comeback für den TSV Bad Königshofen geben.
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 27.04.2023 14:46 Uhr

Der Tischtennis-Bundesligist TSV Bad Königshofen konnte sechs seiner letzten acht Spiele gewinnen, unterlag in dieser Zeit nur dem Ersten Borussia Düsseldorf und dem Letzten FSV Mainz 05 und ist als Tabellenfünfter punktgleich mit dem Play-off-Vierten Post SV Mühlhausen. Nun geht es in der nächsten Begegnung zum amtierenden deutschen Meister Borussia Düsseldorf, den man in elf Bundesliga-Spielen nur zwei Mal besiegen konnte.

Die Mannschaft um die Tischtennis-Ikone Timo Boll ist und bleibt, auch nach der Pokal-Final-Niederlage am vergangenen Sonntag beim Gastgeber Neu-Ulm, das Maß aller Dinge. 75 nationale und internationale Titel hat kein anderer deutscher Sportverein auf seinem Briefkopf stehen. Das Hinspiel verlor der TSV Bad Königshofen mit 1:3, obwohl Borussia-Trainer Danny Heister als Spieler seinen frisch gebackenen Europameister Dang Qiu ersetzen musste.

Der TTC Neu-Ulm ließ Borussia Düsseldorf im Pokalfinale keine Chance

Doch auch der derzeitige fünfte Platz des TSV Bad Königshofen ist aller Ehren wert. Ein noch besserer widerspräche den tatsächlichen Relationen der einzelnen Vereine untereinander. Dass die aktuelle Tabelle nach dem 3:2-Sieg am Mittwoch in Bremen den Serienmeister Düsseldorf (1./22:2) nämlich immer noch heraushebt, verzerrt die Möglichkeiten, die diese Saison noch in sich birgt. Sie sind vermutlich dem Umstand geschuldet, dass der neu gegründete Verein TTC Neu-Ulm vor zwei Jahren sofort in die Tischtennis-Bundesliga (TTBL) aufgenommen wurde.

Inzwischen hat nämlich der von einem Medienmogul legitim unterstützte Club sein aktives Personal auf sieben Spieler aufgestockt und bestreitet mit diesen dreierlei Wettbewerbe: die TTBL, die Championsleague und die nationale Pokalrunde. Die deutsche Meisterschaft 2023 hat man immer noch mit berechtigten Aussichten im Visier, obwohl man nach dem 1:3 am Dienstag gegen Saarbrücken mit 12:12 Punkten aktuell nur Tabellensiebter ist.

Platz vier reicht aber ja, um die Play-offs zu erreichen, der Kontakt ist bis auf zwei Punkte da. Und dass man dort jeden schlagen kann, hat das Pokal-Final-Four am vergangenen Sonntag bewiesen. Man muss nur seine selbst auferlegte Einschränkung, je nach Gegner, aufgeben und das tatsächlich stärkste Trio aus Ovtcharov, Yun-Ju Lin, Moregard, Sidorenko, Grebnev, Katsman und Artemenko aufbieten.

Drei-Klassengesellschaft in der Tischtennis-Bundesliga

Momentan stellt sich die TTBL nämlich als eine Drei-Klassen-Gesellschaft dar. Vorne vermutlich jenes Neu-Ulm. Dahinter, vom personellen und wirtschaftlichen Potenzial her, ein Trio mit dem Anführer Borussia Düsseldorf sowie Saarbrücken und Ochsenhausen. Es folgen acht Vereine, von denen, je nach Tagesform, jeder jeden schlagen kann, angeführt nach seinem 3:0-Sieg am vergangenen Sonntag gegen Fulda vom TSV Bad Königshofen. Der seinerseits mit Siegen in Saarbrücken und in Ochsenhausen Großes leistete.

Wer allerdings nach den tollen Auftritten in Mühlhausen und gegen Fulda die Königshöfer nun voll fokussiert auf Düsseldorf erwartet, muss folgendes bedenken: Die kurze Winterpause der internationalen WTT-Turniere ist beendet. Kilian Ort sowie die Düsseldorfer Dang Qiu und Anton Källberg spielen seit Donnerstag das WTT-Contender in Durban (Südafrika). Ort verlor allerdings gleich sein Auftaktspiel mit 0:3 gegen den jungen Franzosen Felix Lebrun.

Dort, wo Ende Mai die nächste WM stattfindet, kann Bundestrainer Jörg Rosskopf seine Kandidaten außer beim Training im Bundesleistungszentrum Düsseldorf in internationalen Vergleichen beobachten. Was natürlich auch eine große Chance für Kilian Ort in seiner aktuellen Verfassung darstellt. Verdient hätte er einen WM-Einsatz inzwischen allemal, hat er doch außer Boll und Ovtcharov schon alle anderen deutschen Nationalspieler geschlagen.

Martin Allegro muss nach seiner Hüft-OP wohl frühzeitig wieder spielen

Da das Bundesliga-Spiel am Sonntag von 15 auf 17 Uhr verlegt wurde, könnten Ort, Qiu und Källberg (alle im selben Flieger) nach ihrer Landung in Frankfurt um 13 Uhr in Düsseldorf zum Einsatz kommen. Was der Kopf und der Körper dazu sagen, ist natürlich eine andere Frage. TSV-Manager Andy Albert hält mit seiner Meinung dazu nicht hinterm Berg: "Ich finde es aus verschiedenen Gesichtspunkten unverantwortlich, was man mit diesen Turnierreisen um die halbe Welt der Umwelt und den Sportlern zumutet. Ein Teil von ihnen reist ja gleich nach Katar weiter." Der neue Nabel der Sportwelt hat inzwischen auch Tischtennis für sich entdeckt.

Düsseldorf hat außer Qiu (7:1 Bilanz) und Källberg (10:0) noch Boll (8:0), Kay Stumper (7:2), Kamal Achanta (2:2) und Danny Heister (0:1) im Kader. Wer aber steht den Königshöfern noch zur Verfügung, da Yukiya Uda bei den Asienspielen für Japan antritt und Filip Zeljko für Kroatien in Katar? Auszubaden hat es der TSV, wenn zusammen mit Bastian Steger und Kilian Ort eventuell Martin Allegro nach seiner Hüft-OP viel zu früh, wie auch immer, aushelfen muss. Wenn internationale Turniere und Bundesliga-Spiele gleichzeitig terminiert werden, stellt sich die Frage nach Wettbewerbsverzerrung von selbst. Andy Alberts Befürchtung: "Wenn das so weitergeht, ist es der Anfang vom Aus der nationalen Ligen."

 
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