Der Kader des Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen für die nächste Saison schien eigentlich schon festgezurrt zu sein. Maksim Grebnev wechselt nach Neu-Ulm, Bastian Steger, Kilian Ort, Filip Zeljko bleiben oder haben verlängert. Mit dem Belgier Martin Allegro wurde nach dem letzten Heimspiel gegen Fulda Grebnevs Nachfolger vorgestellt.
Wie diese Saison zeigte, können einmal selbst vier Spieler zu wenig sein. Jetzt kam Andy Albert, dem Manager des TSV Bad Königshofen, ein Angebot auf den Tisch, "bei dem wir einfach nicht nein sagen konnten". Der Japaner Yukiya Uda wird dem TSV Bad Königshofen zur Verfügung stehen. Am Freitagmorgen traf das nötige Stück Papier unterschrieben in der Geschäftsstelle des TSV Bad Königshofen ein.
Yukiya Uda hat jüngst Timo Boll geschlagen und mit Fan Zhendong auf Augenhöhe gespielt
Die Tischtennis-Fans im Lande werden sich fragen: Uda? Der Uda, der jüngst Timo Boll beim Grand-Smash-Turnier in Singapur mit 3:2 aus dem Turnier warf? Der danach im Viertelfinale den Südkoreaner Lim Jonghoon mit 3:1 ausschaltete? Jener Uda, der im Halbfinale mit dem Weltranglistenersten Fan Zhendong aus China beim 2:4 auf Augenhöhe spielte? Genau der wird Bad Königshöfer.
Der Linkshänder ist 20 Jahre alt und Shakehands-Spieler. Heißt, er ist an der Produktion von Tischtennis-Lehrfilmen der Firma des TSV-Förderers Akihiko Kotani beteiligt. In der Weltrangliste war er vor Singapur auf Platz 53, inzwischen wird er auf Rang 35 geführt.
Mizuki Oikawa war der Nachfolger von Yukiya Uda als japanischer Meister
Trotz seiner jungen Jahre hat er schon weitere große Erfolge vorzuweisen. Als Mizuki Oikawa, sechs Jahre lang Bad Königshöfer, 2021 japanischer Meister wurde, unterlag ihm Uda, qualifizierte sich aber an seiner Stelle für die Weltmeisterschaft in Houston/Texas und gewann dort Bronze im Doppel. 2020 wurde Uda japanischer Einzel-Meister. 2019/20 spielte er in der japanischen T-League und wurde mit Kinoshita Tokio japanischer Meister.
Der Hauptgrund, warum er nach Deutschland wechseln will, ist diese japanische Liga, in der nur vier Mannschaften spielen. Albert erfuhr: "Es ging ihm auf die Nerven, immer wieder gegen dieselben Gegner spielen zu müssen." Und der Hauptgrund, warum er nach Deutschland und da ausgerechnet nach Bad Königshofen kommen will, "ist", so Andy Albert, "unser Trainer Koji Itagaki, der in Japan immer noch einen sehr guten Ruf genießt und auch nach sieben Jahren nicht in Vergessenheit geraten ist".
Kein Scherz: Der unterschriebene Vertrag lag am 1. April beim TSV Bad Königshofen in der Post
Itagaki habe auch mit Udas Vater über die Vertragsmodalitäten gesprochen. Als Yukiya Uda die Unterschriften unter den TSV-Vertrag gesetzt hatte und ausgerechnet am 1. April dieser Vertrag eintraf, "da war ich nicht mehr so nervös, dass er uns noch vor der Nase weggeschnappt wird", gestand Andy Albert mit einem zufriedenen Lächeln: "Er hat nämlich ein wahnsinniges Potenzial."
Nicht zuletzt hält er Udas Verpflichtung für so wichtig, "weil die TTBL in der nächsten Saison wahnsinnig stark wird, wenn die Mittel- und Westeuropäer Russland verlassen und die Besten Deutschland als Anlaufstation wählen. Da müssten wir unsere Ansprüche noch ein Stück zurückschrauben, werden so aber voll konkurrenzfähig sein".
Uda-Förderer Yoshihiro Hiruaka ist ein Freund von TSV-Trainer Koji Itagaki
Ein weiteres Argument pro Bad Königshofen dürfte gewesen sein, dass Yoshihiro Hiruaka wie Bad Königshofens Chefcoach Koji Itagaki ein Shakehands-Trainer ist und der Entdecker sowie Ausbilder von Uda war. Da die beiden Trainer Freunde sind und auch sonst auf einer Linie liegen, wird sich Udas Entwicklung vermutlich wie bisher fortsetzen.
Die Tischtennisfans in der Region dürfen gespannt sein und sich freuen, dass der TSV Bad Königshofen in der nächsten Saison besser gerüstet zu sein scheint als diesen Freitag in Ochsenhausen ohne Kilian Ort, wegen Corona-Quarantäne, und Maksim Grebnev, wegen der russischen Meisterschaften.